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Bitcoin (BTC) wird derzeit bei etwa 16.5k USD (+4.4% in 7 Tagen), während Ethereum (ETH) bei 1.21k USD liegt (+9.6% in 7 days). Das Verhältnis zwischen Ethereum und Bitcoin (ETH/BTC) liegt bei 0.0737 (+5.1% in 7 Tagen).
Das Kreditrisiko (wie auch das Gegenparteirisiko usw.) ist generell ein schwieriges Thema und bei Kryptowährungen noch viel mehr. Im traditionellen Finanzwesen haben wir eine langjährige Geschichte und eine klarere Regulierung, die es "einfacher" machen, einige Tail-Risk-Ereignisse zu bewerten. In der Kryptowirtschaft haben wir nichts von allem.
Market Maker bewerten das Risiko neu
Das FTX-Drama beleuchtet in der Tat zwei Hauptthemen:
- Not your Keys, not your Coins
- Futures (und Derivate im Allgemeinen) sind nicht vertretbar
Während reale Vermögenswerte (d.h. BTC, Stammaktien usw.) fungible Vermögenswerte sind, sind Derivate nicht fungibel. Bei Derivaten handelt es sich um Finanzverträge zwischen zwei oder mehreren Parteien. Zur Verdeutlichung: Zwei standardisierte Futures-Kontrakte mit denselben Spezifikationen (Basiswerte, Laufzeit, Einschusszahlungen usw.), aber mit unterschiedlichen Gegenparteien (z. B. Binance und Kraken) sind nicht dieselben Instrumente. Sie können die Futures nicht auf Kraken verkaufen (kaufen) und sie auf Binance kaufen (verkaufen).
In der Vergangenheit waren die Futures-Basiswerte an den verschiedenen Börsen nahezu identisch (+/- ein gewisser Spread aufgrund von Rücknahme-/Einzahlungskosten und unterschiedlichen Margining-Systemen), da Market Maker und Arbitrageure die Spreads ausnutzten. Heute ist dies nicht mehr der Fall und die Futures-Preise an den verschiedenen Börsen weichen voneinander ab.
Nachwirken des Debakels
Die Futures-Preise unterscheiden sich je nach dem Risiko der Gegenpartei. Insbesondere werden riskantere Gegenparteien aus zwei Gründen höhere Preise haben:
- Market Maker nehmen mehr Spreads für ihr Bestandsrisiko (riskanter = teurer)
- Händler spielen das Kontrahenten-/Ausfallrisiko aus, indem sie Long-Positionen auf riskantere Kontrahenten und Short-Positionen auf sicherere Kontrahenten eingehen.
Indem Sie den "gleichen" Terminkontrakt an verschiedenen Börsen eingehen, spielen Sie zunächst den Basis-Spread. Wenn Sie von einem Ausfall einer Börse ausgehen, sich aber dennoch absichern wollen, ist es sinnvoll, an der risikoreichen Börse Long-Positionen und an der sichereren Short-Positionen einzugehen. Bei einem Ausfall der risikobehafteten Börse ist der Verlust das Barguthaben an dieser Börse. In Erwartung einer allgemeinen Baisse-Stimmung nach dem Konkurs eines grossen Akteurs wird Ihre Short-Position an der anderen Börse mindestens so viel wie Ihre Verluste einbringen.
Auf einen Insolvenzfall wetten
Der Handel ist gewinnbringend, wenn der Gewinn an der kreditrisikofreien Börse grösser oder gleich dem Barguthaben an der ausfallenden Börse ist. Bei einer Hebelwirkung von 10x sollte die Short-Position mindestens 10% einbringen. Die aktuelle rollierende annualisierte 3-Millionen-Basis für BTC-Futures an verschiedenen Handelsplätzen sieht wie folgt aus:
- CME: -7.7%
- Kraken: -7.25%
- Bitmex: -5.87%
- Deribit: -1.75%
- Bybit: -1.72%
- Okex: -1.7%
- Binance: -1%
Es gibt mehrere Faktoren, die sich auf diese Spreads auswirken (z. B. Indexbestandteile, Einschussanforderungen). Aber wie in der Vergangenheit waren die Spreads nahezu 0 oder weitaus geringer, so dass wir davon ausgehen können, dass die Prämien die impliziten Ausfallwahrscheinlichkeiten sind. In Anlehnung an die Formel für die Preisbildung bei Futures, bei einem risikofreien Zinssatz von 4% und unter der Annahme, dass die CME nicht ausfällt, ergeben sich folgende implizite Ausfallwahrscheinlichkeiten innerhalb von 3 Monaten:
- Kraken: 0.45%
- Bitmex: 1.83%
- Deribit: 5.95%
- Bybit: 5.98%
- Okex: 6%
- Binance: 6.7%
Unabhängig der Ausfälle von anderen Börsen glaube ich, dass wir keine Futures-Spreads mehr sehen werden, die nahe bei Null liegen. Für mich macht das absolut Sinn. Und es ist sehr wahrscheinlich, dass sich alles rund um das FTX-Drama noch einige Zeit nicht legen wird. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es hier Raum für einige Trades gibt (natürlich nicht risikofrei). Ich bin der Meinung, im Vergleich zu den anderen Börsen ist Kraken nicht viel besser aufgestellt (auch aus technologischer Sicht). Eine Long-Position auf Kraken und eine Short-Position auf Binance oder Deribit halte ich daher für sinnvoll.