Die Swiss Metaverse Association publiziert das erste Schweizer Positionspapier zu Regulierungen im Metaverse. Der Verein erhört dabei das gesellschaftliche und unternehmerische Bedürfnis nach Regulation für den jungen Teilsektor des Web 3.0.
Die Swiss Metaverse Association wurde im Februar 2023 gegründet und deckt als Public Private Partnership die Bereiche Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Gesellschaft ab. Sie vernetzt relevante Akteure und fördert die volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Verankerung Metaverse-basierter Anwendungen und Tätigkeiten in der Schweiz. In dem Positionspapier "Creating Certainty in the Metaverse" schlagen die Co-Autoren Dr. Mattia L. Rattaggi, Leiter der Arbeitsgruppe Regulation, Tax, and Legal Policy, und der im Vorstand sitzende Dr. Daniel Diemers einen klaren Orientierungsrahmen für politische Entscheidungsträger, Entscheidungsträgerinnen und die Regulierungsbehörden vor.
Das Aufkommen des Metaverse und seine Bedeutung für die Gesellschaft
In den vergangenen zwei Jahren ist in den Anwendungsfeldern Web 3.0, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität viel passiert. Dank zahlreicher Innovationen wurden die Bereiche für die breite Allgemeinheit zugänglich und dadurch greifbarer und leichter verständlich. Davon profitierte auch das Metaverse, das aufgrund dieser Entwicklungen wieder stärker ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt ist. Der potenzielle Wert des Metaverse für geschäftliche und kommerzielle Zwecke wird laut einem Bericht von McKinsey & Co. bis 2030 auf rund fünf Milliarden USD geschätzt.
"Das Metaverse wird zu einem integralen Bestandteil unseres digitalen und physischen Lebens, und die Schweiz soll eine führende Rolle in der Schaffung eines klaren rechtlichen Rahmens übernehmen, der Innovation fördert und gleichzeitig Individuen und Unternehmen schützt" - Dr. Daniel Diemers, Vorstandsmitglied der Swiss Metaverse Association
Das Metaverse ist rund um die Uhr über elektronische Geräte zugänglich und entwickelt enge Wechselwirkungen mit anderen Technologien wie Cloud Computing, Blockchain oder künstliche Intelligenz. Klare Regeln für den Umgang im und mit der komplexen Metaverse Thematik seien deshalb dringend notwendig. Allerdings plädieren die Autoren aufgrund der Komplexität des Themas nicht für eine allumfassenden Metaverse-Regulierung, sondern dafür vorerst klare Rahmenbedingungen zu schaffen.
Verein schafft Fundament für regulatorische Sicherheit
Als allgemein akzeptierte Normen des Schweizer Rechtssystems nennen die Autoren unter anderem die Digitalisierung des Rechts. Hierbei steht die Klärung der Grundlagen für die rechtliche Anerkennung, Durchsetzung digitaler Interaktionen einschliesslich der Frage des Eigentums an Daten und Token an vorderster Front. Ebenso wie Fragen zur Rechtsanwendung und Gerichtszuständigkeit im internationalen Umfeld. Andere wichtige Prinzipien für rechtliche und regulatorische Vorgaben sind Themen wie Nachhaltigkeit, Inklusion, Verantwortung, Pragmatismus, Aufsicht und Vollständigkeit.
Anschliessend zeigt die Autorenschaft Anwendungsbereiche, wo das Metaverse starke transformative Wirkung haben könnte und wo es zukünftiger Regulierung bedarf. Im Vordergrund stehen private Aktivitäten, Gemeinschaften und Freizeitanwendungen, von wo die meisten praktischen Anwendungsfälle des Metaverse entstanden sind. Weiter ist ein starkes Wachstum im Bereich Geschäftsanwendungen zu erwarten sowie im öffentlichen Sektor, wo es bereits einige für die breite Masse angewendete Use-Cases gibt. Als letzter Anwendungsbereich wird auf Bildung und Weiterbildung eingegangen, in diesem Sektor ist ein erheblicher Benefit von der neuen Technologie zu erwarten.
Regulatorische Schwerpunktbereiche in den nächsten drei bis fünf Jahren
Vermutlich wird in den kommenden drei bis fünf Jahren auf wichtige regulatorische Schwerpunktbereiche eingegangen. Zu diesen zählen sie zum Beispiel digitale Interaktionen, Datenschutz, Arbeitsrecht und intellektuelles Eigentum. Die Autoren haben ein unvollständige Liste von Schwerpunktbereichen angegeben, welche vorrangig bewertet und angegangen werden müssten, um einen starken rechtlichen und regulatorischen Rahmen für das Metaverse zu schaffen.
Gemäss der Swiss Metaverse Association müssen sich politische Entscheidungsträger in der Schweiz im Hinblick auf das wachsende internationale Aufkommen des Metaverse in Zukunft auf vier Punkte konzentrieren:
- In Anbetracht der unwiderruflichen Entstehung des Metaverse sollten Schweizer Politiker die Entwicklungen rund um das Metaverse eng mitverfolgen und auf föderaler Ebene Kapazitäten für die Festlegung der Politik sowie für die Ausführung und Durchsetzung
der Vorschriften aufbauen. - Ein intelligenter, prinzipienbasierter Rechts- und Regulierungsrahmen für das Metaverse in der Schweiz muss geschaffen werden, um so das Land als einen der aufstrebenden, weltweit führenden Standorte für Geschäfte rund um das Metaverse zu positionieren.
- Damit digitale Interaktionen rechtsverbindlich werden und somit effektiv durchgesetzt werden können, müssen in erster Linie die Grundlagen einer Digitalisierung des Rechts angegangen werden.
- Die Einberufung einer "Metaverse Task-Force" auf Bundesebene soll dazu beitragen, eine klare Strategie und einen ersten Regulierungsrahmen festzulegen. Die einschlägigen Verbände - wie die Swiss Metaverse Association und die Swiss Blockchain Federation - sowie die Wissenschaft und die betroffenen Branchen werden idealerweise Einsitz in der Taskforce haben, sodass mit den raschen Entwicklungen Schritt gehalten werden kann.