ARK Invest-CEO Cathie Wood prognostiziert das Ende des traditionellen Bitcoin-Zyklus. Institutionelle Investoren dämpfen die Volatilität und könnten die historischen Korrekturen von 70 bis 80 Prozent verhindern. Gleichzeitig senkt Wood ihr Kursziel für 2030 auf 1.2 Millionen Dollar und nennt Stablecoins als Grund.
Die Star-Investorin Cathie Wood hat ihre Einschätzung zu Bitcoins traditionellem Vier-Jahres-Zyklus grundlegend revidiert. In einem Interview mit FOX erklärte die CEO von ARK Invest, dass die institutionelle Adoption die historischen Muster durchbreche. "Wir denken, dass der Vier-Jahres-Zyklus durchbrochen werden wird", meinte Wood. Die Volatilität sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, während institutionelle Investoren zunehmend in die Anlageklasse einsteigen.
Der Vier-Jahres-Zyklus, der massgeblich durch das Bitcoin-Halving geprägt wurde, folgte bisher einem klaren Muster: Nach jedem Halving-Event stieg der Kurs auf neue Allzeithochs, um anschliessend um 70 bis 80 Prozent zu korrigieren. Das jüngste Halving fand am 20. April 2024 statt und reduzierte die Block-Belohnung von 6.25 auf 3.125 Bitcoin. Doch im aktuellen Zyklus zeigen sich bereits deutliche Abweichungen von diesem historischen Muster.
Institutionelle Investoren als Stabilitätsanker
Wood argumentiert, dass institutionelle Investoren eine Pufferfunktion übernehmen und tiefere Kursrückgänge verhindern. "Die Bewegung von Institutionen in diese neue Anlageklasse wird einen viel stärkeren Rückgang verhindern", betonte sie. Auf die Frage, ob Bitcoin bereits seinen Tiefpunkt erreicht habe, antwortete Wood: "Wir haben ihn möglicherweise vor ein paar Wochen gesehen", bezugnehmend auf die Korrektur Ende November, als Bitcoin kurzzeitig unter 86'000 Dollar fiel.
Die Zahlen untermauern diese These: Die im Januar 2024 zugelassenen US-Spot-Bitcoin-ETFs haben bis Oktober 2025 über 100 Milliarden Dollar eingesammelt. BlackRocks iShares Bitcoin Trust (IBIT) allein verwaltet Assets in zweistelliger Milliardenhöhe. Über 70 börsennotierte Unternehmen halten mittlerweile Bitcoin in ihren Bilanzen, angeführt von Strategy (ehemals MicroStrategy) mit 660'624 BTC im Wert von rund 62 Milliarden Dollar.
Die Volatilität, gemessen an der 90-Tages-Volatilität, ist unter 40 Prozent gefallen – ein Rückgang von 50 Prozent gegenüber den Niveaus von 2021. Die maximale Korrektur im aktuellen Zyklus beträgt lediglich 26 Prozent vom Allzeithoch von 126'210 Dollar im Oktober 2025, weit entfernt von den historischen Einbrüchen von 70 bis 80 Prozent.
Prognose gesenkt: 1.2 Millionen statt 1.5 Millionen Dollar
Trotz des optimistischen Ausblicks auf die Zyklusentwicklung hat ARK Invest im November 2025 seine Bitcoin-Prognose für 2030 von 1.5 Millionen auf 1.2 Millionen Dollar gesenkt. Der Grund: Stablecoins übernehmen zunehmend Funktionen, die ARK ursprünglich Bitcoin zugeschrieben hatte. "Stablecoins kannibalisieren einen Teil der Rolle, die wir für Bitcoin vorgesehen hatten", erklärte Wood. Stablecoins würden verstärkt als digitale Dollar für Zahlungen und Überweisungen genutzt, insbesondere in Schwellenländern.
ARK Invests Research-Analyst David Puell betonte dennoch, dass institutionelle Investitionen der wichtigste Treiber für das Bull-Case-Szenario bleiben. ARK schätzt, dass institutionelle Investoren bis 2030 über 200 Billionen Dollar verwalten werden und davon 6.5 Prozent – rund 13 Billionen Dollar – in Bitcoin allozieren könnten. Das Base-Case-Szenario von ARK liegt bei 700'000 bis 750'000 Dollar, während das Bear-Case-Szenario zwischen 300'000 und 500'000 Dollar ansetzt.
Wood bleibt überzeugt, dass Bitcoin langfristig Gold als Wertspeicher überholen wird. Für 2026 prognostiziert sie, dass Gold zurückfallen und Bitcoin Kursgewinne verzeichnen werde.
Makroökonomische Faktoren dominieren den Zyklus
Der Wandel vom Halving-getriebenen zu einem makroökonomisch dominierten Zyklus zeigt sich in mehreren Aspekten. Bitcoin brach bereits vor dem Halving im April 2024 sein vorheriges Allzeithoch von 69'000 Dollar und erreichte im März 2024 rund 73'000 Dollar – ein Novum in der Bitcoin-Geschichte. In früheren Zyklen wurden neue Höchststände stets erst nach dem Halving erreicht.
Auch Michael Saylor von MicroStrategy erklärte den Vier-Jahres-Zyklus kürzlich für «tot» und erwartet eine massive Neubewertung. Der Krypto-Vermögensverwalter Grayscale argumentiert, dass sich Bitcoins Marktstruktur über den alten Vier-Jahres-Rhythmus hinaus entwickelt habe. Institutionelle Kapitalflüsse und makroökonomische Dynamiken würden das Preisverhalten von Bitcoin neu formen.
Die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve, Inflationsdaten und globale Liquiditätsbedingungen beeinflussen Bitcoin mittlerweile stärker als die Reduktion der Block-Belohnungen. Der Konsens unter Analysten lautet, dass der Vier-Jahres-Zyklus nicht tot ist, sondern sich weiterentwickelt hat – mit institutioneller Adoption und makroökonomischen Kräften als neue treibende Faktoren anstelle der erratischen, von Retail-Investoren getriebenen Zyklen der Vergangenheit.







