Seit Monaten erwarten fast ein Dutzend Anbieter das grüne Licht der US-Börsenaufsicht (SEC) zur Lancierung des ersten Spot-basierten Bitcoin-ETF. Heute ist es so weit. Die SEC hat alle ausstehenden Bitcoin-ETF-Anträge genehmigt und ebnet damit den Weg für die Exponierung einer äusserst breiten Anlegerschaft.
Krypto-Produkteanbieter bewerben sich seit über einem Jahrzehnt bei der SEC für börsengehandelte Bitcoin-Fonds (ETFs). Im Oktober 2021 gelang mit der Lancierung eines Futures-basierten ETFs der erste Durchbruch. Fonds mit dem Direktpreis von Bitcoin ("Spot") lehnte die SEC weiterhin ab. Etwas über zwei Jahre danach hat der Druck der Wall Street-Banken die Behörde überrumpelt. Die SEC genehmigte eben elf verschiedene Spot-basierte Bitcoin-ETFs, wie einer offiziellen Stellungnahme zu entnehmen ist.
Der Kampf um einen Spot-Bitcoin-ETF
Ein ETF ist ein Investmentfonds, der an Börsen gehandelt wird und Anlegern die Exponierung gegenüber einem Portfolio von Vermögenswerten wie Aktien, Anleihen oder Rohstoffen repräsentieren. Dabei wird generell zwischen zwei Arten unterschieden. Futures-basierte ETFs bilden die Wertentwicklung der zugrunde liegenden Vermögenswerte über Terminkontrakte ab, während Spot-basierte ETFs die Kursentwicklung von Vermögenswerten auf der Grundlage ihrer tatsächlichen Marktpreise abbilden. Im Falle von Bitcoin weisen Futures-basierte ETFs für Anleger einige Nachteile auf - insbesondere in Aufwärtstrends.
Der rechtliche Sieg des Krypto-Konglomerats Grayscale gegen die Börsenaufsicht (SEC) gab den Antragstellern im August entscheidenden Rückenwind. Ein dreiköpfiges Berufungsgremium in Washington D.C. entschied einstimmig, die kategorische Ablehnung von Spot-basierten Bitcoin-ETFs sei willkürlich. Hinzu kam die Bewerbung des weltgrössten Vermögensverwalters, BlackRock.
Anbieter beitreben Gebührenkrieg
Über die letzten Wochen passten BlackRock, VanEck, Valkyrie, Bitwise, Invesco, Fidelity, WisdomTree, Grayscale, Hashdex und ein Joint Venture zwischen Ark Investments und 21Shares ihre Anträge mehrmals an. Darin wurden alle Einzelheiten geklärt, die die Aufsichtsbehörde in dutzenden Gesprächen als Mängel identifizierte. Alle Anträge enthielten ähnliche Bestimmungen bezüglich Vorbeugung von Marktmanipulation und Marktüberwachung, weshalb die SEC den Spot-Bitcoin-ETFs uniform das grüne Licht gab.
Bereits im Vorfeld der Genehmigung unterboten sich einige der Emittenten in Bezug auf die Gebühren für ihre Produkte. Bitwise startete mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 0.24% am niedrigsten - verglichen mit 0.54% für übliche US-ETFs. VanEck sowie Ark und 21Shares verkündeten eine Gebühr von 0.25% und BlackRock plante 0.3%. Doch erst heute Morgen senkte BlackRock die Verwaltungsgebühr des iShares Bitcoin Trust auf 0.25% und der ARK 21Shares Bitcoin ETF folgte Schritt mit einer Senkung auf 0.21%. Der beispiellose Gebührenkrieg bereits vor Genehmigung der Spot-Bitcoin-ETFs unterstreicht, wie sehr sich die Anbieter einen Anteil an den erwarteten Kapitalzuflüssen sichern wollen.
Umstrittener Entscheid innerhalb der SEC
Wie umstritten die Genehmigung eines Spot-Bitcoin-ETF innerhalb der SEC war, unterstreichen die Stellungnahmen der einzelnen Kommissare. Der Vorsitzende Gary Gensler äusserte sich in einem Blogbeitrag erneut kritisch gegenüber dem Sektor. Zwar habe die Behörde aufgrund des rechtlichen Rückschlags gegen Grayscale nun einen Spot-ETF genehmigt. Dies ändere allerdings nichts daran, dass die überwiegende Mehrheit aller Krypto-Assets die Bundeswertpapiergesetze verletze. Auch sei Bitcoin ohnehin ein rein spekulatives Investment.
"Obwohl wir wertneutral sind, möchte ich anmerken, dass die den Rohstoff-ETPs zugrundeliegenden Vermögenswerte von Verbrauchern und der Industrie genutzt werden. Im Gegensatz dazu ist Bitcoin in erster Linie ein spekulativer, volatiler Vermögenswert, der auch für illegale Aktivitäten wie Ransomware, Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen und Terrorismusfinanzierung genutzt wird. Wir haben heute zwar die Notierung und den Handel bestimmter Spot-Bitcoin-ETP-Anteile genehmigt, Bitcoin jedoch weder zugelassen noch befürwortet. Anleger sollten angesichts der unzähligen Risiken, die mit Bitcoin und Produkten, deren Wert an Kryptowährungen gebunden ist, vorsichtig bleiben." - Gary Gensler, Vorsitzender der SEC
SEC-Kommissarin Caroline Crenshaw kritisierte den Bereich noch stärker. Sie sei extrem besorgt, dass diese Produkte die Märkte überschwemmen werden und direkt auf den Rentenkonten der US-Haushälte landen, die sich keinen Totalverlust aufgrund "offenbar weitverbreitetem Betrug und Marktmanipulation" leisten können. Kommissarin Hester Peirce und Kommissar Mark Uyeda nahmen einmal mehr die Gegenposition ein.
"Wir haben eine Generation von Produktinnovatoren in unserer Branche vergrault. Unser unvernünftiges Vorgehen bei diesen Anträgen hat gezeigt, dass wir aufgrund von Vorurteilen der Regulierungsbehörden gegenüber neuen Produkten und Dienstleistungen das Gesetz umgehen und die Lancierung von Produkten unangemessen verzögern können. Die Branche hat Hunderte von Sitzungen abgehalten, hat Anträge eingereicht, zurückgezogen und geändert und musste schliesslich auf einen kostspieligen Rechtsstreit zurückgreifen, um uns zum heutigen Stand zu bringen." - Hester Peirce, SEC-Kommissarin
Letztendlich genehmigte die SEC die Spot-Bitcoin-ETFs mit drei zu zwei Stimmen, wobei Gensler das entscheidende "Ja" für die Mehrheit abgab.