Die Begeisterung für nicht-fungible Token (NFT) hat die Kryptowährungsbranche im Jahr 2021 im Sturm erobert und dabei eine unglaubliche Anzahl von NFT-Projekten ins Leben gerufen. Der Grossteil dieser Kollektionen durchlebt nun den ersten Bärenmarkt; ist die Blase geplatzt und der Hype vorbei?
Wie nach dem "ICO-Wahn" während 2017/18 hat sich die grosse Mehrheit der NFT-Projekte schon im Verlaufe des Jahres in ihren eigenen Bärenmarkt zurückgezogen. 2021 endete mit geringer Liquidität, geringen Volumina und Mindestpreisen (engl. = Floor Price), die sich für viele Kollektionen dem Nullpunkt näherten. Den sogenannten Blue-Chip-NFTs jedoch gelang es, ihre starken Gemeinschaften zu erhalten, weitere Partnerschaften aufzubauen und potenziellen Käufern Anreize für eine Beteiligung am Projekt zu bieten. Ein Überblick zum Stand der Märkte.
Anderes Verhalten als fungible Token
In Finanz- sowie Kryptomärkten wird in der Regel von einem Bärenmarkt oder einem Bullenmarkt gesprochen. Ein Bärenmarkt bezieht sich auf anhaltende Kursrückgänge, während Preise in einem Bullenmarkt generell steigen. So erreichten Bitcoin und Ether ihren Höhepunkt im November 2021, wobei seither stetige Kurs- und Volumenrückgänge an der Tagesordnung waren; per Definition ein Bärenmarkt. Die NFT-Märkte liessen sich davon kaum beeindrucken. Steigende Mindestpreise und NFT-Handelsvolumina sprachen für eine Entkoppelung von den Finanzzyklen des Gesamtmarktes.
Viele Marktteilnehmer erklären sich das mysteriöse Preisverhalten durch die unterschiedlichen Endnutzer, die NFTs ansprechen. Da Kryptowährungen per se finanzielle Implikationen haben, ähneln sich die Gemeinschaften rund um fungible Token wie Bitcoin und Ether üblicherweise stark. Handelbare Profil- und Sammelbilder in der Form von NFTs schafften es, ein Zielpublikum über die finanzaffinen Investoren hinaus zu erreichen. Durch die tiefere Überschneidung dieser Gemeinschaften zeigten sich auch die Preise verhältnismässig robust.
"Blue Chips" bleiben stark
Zu Beginn des Bärenmarktes konnten einige etablierte NFT-Kollektionen ihren Dollar-Wert halten und in Ether gar zulegen. Das momentan beliebteste Projekt, der Bored Ape Yacht Club (BAYC), verzeichnete einerseits nur einen moderaten Preisrückgang, andererseits steigt auch die Anzahl der Besitzer ununterbrochen an. Bei einer auf 10'000 Stück limitierten Serie ist eine Verbreitung auf 6'462 Besitzer ein Anzeichen für eine gute Diversifikation des Projekts.
Doch auch die "Blue Chips" des Bereichs mussten einige Kursverluste hinnehmen. Die in Ether gemessenen Preise täuschen oftmals über höhere Einbrüche hinweg, die in Relation zu den Kursbewegungen Ethers gesehen werden sollten. Denn der Mindestpreis eines Bored Apes sank zwar von 150 auf 95 Ether (-37%), doch in US-Dollar entfernte sich die Kollektion rund 67% vom Allzeithoch. Ähnlich erging es den ehemals begehrten Crypto Punks (-80%), Meebits (-63%) und Azukis (-82%); gut vergleichbar mit den Rückgängen diverser Altcoins.
NFTs: gekommen um zu bleiben?
Der Stand der NFT-Märkte weist starke Gemeinsamkeiten mit den Initial Coin Offerings (ICOs) der 2017/18 Ära auf. Die Vorteile der unterliegenden Technologie sind unabstreitbar. Von tokenisierten Kunstwerken über digitale Identitäten bis hin zu NFT-Musikstücken - die Anwendungsfälle nicht-fungibler Token sind vielseitig. Allerdings wurde über das vergangene Jahr auch ersichtlich, dass der Markt ähnlich wie andere Vermögenswerte überhitzte und Nachhaltigkeit oftmals aussen vorgelassen wurde.
Wie in der ICO-Blase nahm Spekulation überhand. Dutzende neue Projekte entstanden täglich und verwässerten den Rest des Marktes, während Betrüger Millionen einnahmen. Fundamentaldaten wurden irrelevant und das einzige Ziel des Erwerbs eines NFTs wurde der Verkauf zu einem höheren Preis (engl. = flipping). In einem allgemeinen Krypto-Winter dürften diese Praktiken allmählich verschwinden. Sowie einige Projekte des ICO-Wahns Jahre später solide Produkte ablieferten (Aave, Filecoin und Chainlink, um nur einige zu nennen), wird es auch Überlebende des ersten NFT-Bärenmarktes geben. Ob es tatsächlich die heute meistgehandelten Kollektionen sind, wird sich zeigen.