Der neue SEC-Chef Paul Atkins plant bis Ende 2025 eine regulatorische Lockerung für Kryptounternehmen: eine sogenannte “Innovation Exemption”, die es Firmen erlauben soll, neue Produkte schneller zu starten und dabei weniger strikt reguliert zu werden.
Die geplante Innovation Exemption soll klassischen Regulierungsvorgaben teilweise aussetzen und stattdessen auf eine prinzipienbasierte Regulierung setzen, um Innovation nicht zu behindern. Atkins sieht darin ein Instrument, um digitale Assets schneller in den US-Markt zu integrieren. Allerdings sind Details wie Anwendungsgrenzen und Sicherheitsanforderungen noch offen. Parallel dazu verfolgt Atkins eine breitere Deregulierungsagenda – etwa die Abschaffung der Pflicht zu Quartalsberichten für börsennotierte Unternehmen – was zeigt, dass die Innovation Exemption Teil eines umfassenderen Reformkurses ist.
Was ist die Innovation Exemption?
Die Innovation Exemption ist eine vorgeschlagene Regeländerung, bei der Kryptounternehmen Produkte einführen dürfen, die unter die bestehenden Vorschriften nicht eindeutig fallen. Statt rigider, fest vorgeschriebener Regeln sollen sie unter bestimmten Bedingungen operieren, die Kernziele des Wertpapierrechts respektieren – wie Transparenz und Investorenschutz.
Atkins hat erklärt, dass bestehende Anforderungen für Kryptoprodukte oft zu starr seien und Innovation bremsen. Er betont, dass das neue System nicht einen Freibrief für unregulierte Aktivitäten darstellen soll, sondern dass Kernpflichten wie Offenlegung und Transparenz weiter bestehen.
In einem gemeinsamen Statement mit der CFTC vom 5. September 2025 wurde erstmals offiziell bekräftigt, dass beide Behörden „Innovation Exemptions“ prüfen, um Safe Harbors für Peer-to-Peer-Trading, DeFi-Protokolle und neue Produkte wie Perpetual Contracts zu schaffen. Atkins und Pham betonten, dass fehlende Koordination zwischen den Regulierern in der Vergangenheit Innovation gehemmt habe – nun solle ein harmonisiertes Framework entstehen, das sowohl Marktintegrität als auch Wettbewerbsfähigkeit sichert.
Wir bestätigen, dass beide Behörden bereit sind, sogenannte ‘Innovation Exemptions’ zu prüfen, um Safe Harbors oder Ausnahmen zu schaffen, die es Marktteilnehmern ermöglichen, Peer-to-Peer-Handel mit Spot-Kryptoassets – einschliesslich gehebelter oder gemargter Produkte sowie Derivaten wie Perpetual Contracts – über DeFi-Protokolle durchzuführen.“ - Quelle: SEC – Joint Statement, 5. September 2025
Chancen und Risiken für den Krypto-Sektor
Die Exemption könnte einen schnelleren Produktstart und mehr Experimentierfreiraum ermöglichen, was Innovation und Wettbewerb fördert. Insbesondere Startups und neuartige Protokolle könnten davon profitieren, ohne von Anfang an in regulatorischen Hürden zu ersticken.
Doch die Lockerung birgt Risiken: Wenn Regeln zu grosszügig sind, könnten Betrug, Projekt-Scheitern oder mangelnde Transparenz zunehmen. Hinzu kommt die Gefahr rechtlicher Unsicherheit – etwa wenn eine spätere SEC-Führung die Lockerungen rückwirkend strenger auslegt. Auch die starke politische Abhängigkeit dieser Ausnahmeregel könnte für Unternehmen ein Risiko darstellen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der internationale Vergleich: Während die EU mit MiCAR bereits ein umfassendes Rahmenwerk eingeführt hat und Länder wie Singapur gezielt Innovations-Sandboxes nutzen, will die SEC mit der Innovation Exemption verhindern, dass die USA im globalen Wettbewerb um Krypto-Innovationen zurückfallen. Sollte das Modell erfolgreich sein, könnte es als Blaupause für andere Finanzmärkte dienen – oder aber den Druck erhöhen, weltweit vergleichbare flexible Regulierungsansätze zu schaffen.








