Der langjährige Kampf um den ersten Spot-basierten Bitcoin-ETF findet bald sein Ende. Ein US-Gericht entschied im Fall Grayscale gegen SEC, die kategorische Ablehnung eines Spot-Fonds durch die Behörde sei als willkürlich und widerrechtlich einzustufen. Ein wegweisender Sieg für die US-Kryptobranche.
Ein dreiköpfiges Berufungsgremium in Washington D.C. hob die Entscheidung der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC) auf, die zuvor die Bemühungen von Grayscale zur Einführung eines Bitcoin-ETF auf Spot-Basis vereitelt hatte. Der Fonds wäre als Umwandlung des bisherigen Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) direkt an den Spot-Preis der Kryptowährung gekoppelt. Das Urteil bedeutet nicht nur einen wegweisenden juristischen Sieg für Grayscale, sondern für die gesamte US-Kryptobranche. Zwar behält die SEC die Möglichkeit, die Entscheidung des Gerichts anzufechten. Die harsche Wortwahl der Richter deutet jedoch auf ein abgeschlossenes Urteil hin.
Bitcoin-ETF würde Milliarden an Kapital freisetzen
Der Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) ist ein Finanzprodukt, das Anlegern die Beteiligung an der Kursentwicklung von Bitcoin ermöglicht, ohne die Kryptowährung direkt zu besitzen oder zu verwalten. In Form eines Trusts bietet GBTC Anlegern Anteile an, die auf dem Sekundärmarkt gekauft und verkauft werden können. Da Grayscale keine Zulassung der SEC für den Börsenhandel hat, werden die Anteile als beschränkte Wertpapiere klassifiziert. Die Anteile des Trusts können daher nur unter akkreditierten Anlegern und über ausserbörsliche Märkte (engl. = over-the-counter, OTC) gehandelt werden.
Laut Grayscale kann das Unternehmen keine ständigen Rücknahmen und Neuschöpfungen von Anteilen anbieten, wie dies bei börsengehandelten Produkten (ETPs bzw. ETFs) möglich ist. Folglich werden die Anteile der Grayscale-Produkte mit einem Abschlag gehandelt, der zeitweise bis zu 50% erreichte. Das Krypto-Konglomerat beziffert den entgangenen Wert für Anleger auf über 4 Milliarden USD. Schliesslich verwaltet der Trust 17.4 Mrd. USD an Bitcoin; dies entspricht rund 3.4% des Gesamtangebots der Kryptowährung. Durch die Verweigerung einer Umwandlung des Grayscale-Produkts in einen ETF schade die SEC nach Ansicht des Anbieters Tausenden von institutionellen Investoren.
US-Gericht kritisiert willkürliches Handeln der SEC
Die SEC argumentierte ihrerseits, ein Spot-basierter Bitcoin-ETF verfüge nicht über die notwendigen Aufsichtsmechanismen, um betrügerische Aktivitäten zu verhindern. Nichtsdestotrotz genehmigte die Aufsichtsbehörde im Oktober 2021 mehrere Produkte auf Basis von Derivatekontrakten der CME Exchange. So reichte Grayscale im Juli 2022 Klage gegen die SEC ein. Die Agentur behandle zwei ähnliche Produkte auf unterschiedliche Art, was den US-Gesetzen widerspreche. Dem stimmte das Berufungsgremium nun einstimmig zu.
"Bei der Verweigerung einer Zulassung von Grayscale [...] hat die Kommission nicht angemessen erklärt, warum sie die Notierung zwei Bitcoin-Futures-ETPs genehmigt hat, nicht aber das von Grayscale vorgeschlagene ähnliche Bitcoin-ETP. Ohne eine solche Erklärung ist die uneinheitliche Behandlung ähnlicher Produkte willkürlich und unangemessen." - Gerichtsentscheid im Fall Grayscale gegen SEC
Grayscale habe eindeutig bewiesen, dass eine 99.9%ige Korrelation zwischen Bitcoins Spot- und Derivatemärkten bestehe. Diese Korrelation beruhe auf der logischen und mathematischen Verbindung zwischen dem Spot- und Derivatemarkt. Das Krypto-Konglomerat habe substanzielle Beweise dafür vorgelegt, dass Grayscales Produkt in den einschlägigen Rechtsvorschriften ähnlich wie die genehmigten Futures-ETFs ist. Daher entschieden alle drei Richter, die SEC müsse den Umwandlungsantrag von Grayscale erneut überprüfen. Zwar bedeutet das Urteil noch keine automatische Konvertierung des Trusts. Die Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung der ersten Spot-ETFs von Anbietern wie BlackRock & Co. erfuhr allerdings einen erheblichen Schub.