Seit diesem April akzeptieren Spar-Filialen im Kanton Zug erstmals Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Der Schritt findet rasch Anklang. Wenige Monate später bieten über 100 Spar-Läden die Krypto-Bezahloption an.
Kunden müssen an der Kasse lediglich einen QR-Code scannen, um ihre Transaktion abzuschliessen. Dabei kommt das schnelle und kostengünstige Bitcoin Lightning Netzwerk zum Einsatz. Doch auch andere Kryptowährungen wie Ethereum (ETH), Solana (SOL) oder Stablecoins wie USDC und USDT akzeptieren die Spar-Filialen dank einer Integration mit dem Schweizer Krypto-Dienstleister DFX Swiss. Grund für die Beliebtheit der Integration seien erhebliche Kosteneinsparungen bei den Transaktionsgebühren, wie die NZZ berichtet.
Konkurrenz für traditionelle Zahlungsabwickler
Digitale Zahlungsmethoden wie Debitkarten, Kreditkarten und TWINT gewinnen in der Schweiz schnell an Bedeutung und verdrängen Bargeld. Für Händler hat dieser Trend jedoch seinen Preis: Der Marktführer Worldline wickelt den Grossteil der Kartenzahlungen ab und verlangt Gebühren von 2% bis 3% pro Transaktion, ergänzt durch Mindestgebühren abhängig vom Volumen. Selbst Fintech-Lösungen wie TWINT belasten Händler mit 1.3% bis 1.7% pro Transaktion.
In einem Markt mit ohnehin knappen Margen sind günstigere Alternativen gefragt. Zahlungen über Kryptowährungen bieten Kostenvorteile: Beim Detailhändler Spar erhebt der Anbieter DFX nur 0.2% Gebühr. Der technische Aufwand für die Filialen bleibt gering, da lediglich die bestehende Software an einen Dienstleister angebunden wird. Das beschleunigt die Einführung und erklärt die schnelle Verbreitung der neuen Bezahloption bei Spar.
Wie verbreitet sind Krypto-Zahlungen tatsächlich?
Für Kunden gestaltet sich die Kosten-Nutzen-Abwägung weniger eindeutig. Zwar können sie dank der Integration bei Einzelhändlern ihre Kryptowährungen direkt ausgeben. Doch den finanziellen Vorteil realisieren primär die Händler, nicht die Käufer. Hinzu kommen Gebühren beim Umtausch von Bitcoin oder Dollar-Stablecoins in Schweizer Franken. Damit bleibt der Anreiz, von etablierten Zahlungsmethoden auf Kryptowährungen umzusteigen, begrenzt.
Dennoch zeigt sich Cyrill Thommen, Geschäftsführer von DFX Swiss, auf Anfrage von CVJ.CH zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen. Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen nicht, doch die Krypto-Zahlungsoption werde in Spar-Filialen täglich genutzt – mit steigender Tendenz. Bitcoin bleibt dabei klar dominant und stellt rund 90% des Transaktionsvolumens.
Konkurrenz sieht aktuell keinen Handlungsbedarf
Auch andere Detailhändler verfolgen die Entwicklung, berichtet die NZZ unter Berufung auf ein Kadermitglied eines Konkurrenten. Ein echter Durchbruch wäre erst mit der Integration der Branchengrössen Migros und Coop zu erwarten, die zusammen rund 80% des Lebensmittelmarkts in der Schweiz kontrollieren. Doch beide Unternehmen sehen derzeit keinen akuten Handlungsbedarf. Auf Anfrage von CVJ.CH erklärte ein Coop-Sprecher, man prüfe kontinuierlich das Potenzial neuer Zahlungsmittel und beobachte innovative Trends. Anpassungen würden bei Bedarf erfolgen. Migros signalisierte etwas deutlicher, dass Krypto-Zahlungen aktuell keine Priorität haben.
"Die Migros beobachtet Zahlungsmöglichkeiten und deren Nutzungsverhalten sehr aktiv, um die Zahlungsbedürfnisse ihrer Kundschaft zu erfüllen. Aktuell sehen wir jedoch kein Bedürfnis, Bitcoins für alltägliche Einkäufe zu verwenden. Ein gutes Erfahrungsbeispiel hierfür ist Digitec. Digitec hat bereits 2019 Kryptowährungen als Zahlungsmittel zugelassen, 2023 jedoch wieder abgeschafft, da das Bedürfnis der Kundschaft viel zu gering war." - Mediensprecher des Migros-Genossenschafts-Bundes auf Anfrage von CVJ.CH








