Gastbeitrag: Die neue Technologie wird vieles verändern, davon ist Marianne Wildi überzeugt.
2018 war kein gutes Jahr für Kryptowährungen, Bitcoin, Ether und Co. haben einen grossen Teil ihres Wertes eingebüsst. Marktführer Bitcoin etwa beendete das Jahr mit einem Minus von mehr als siebzig Prozent. Wer bereits die Dotcom-Blase miterlebte, hatte ein Déjà-vu. Auch im Jahr 2000 mussten viele Internet-Start-ups schliessen, nachdem sich ihre Geschäftsmodelle in Schall und Rauch auflöst hatten.
In der Entwicklung der Blockchain-Technologie sehe ich eine Analogie dazu. Der erste Hype ist nun vorbei und wir erreichen den Boden der Realität. Das 1995 erstmals veröffentlichte Hype-Cycle-Modell von Gartner zeigt den typischen Verlauf einer aufkommenden Technologie von anfänglichem Benutzer- und Medienenthusiasmus, über eine Zeit der Desillusionierung bis hin zu einem späteren Verständnis der Relevanz und Rolle der Technologie in einem Markt oder einer Domäne.
Mit der Blockchain-Technologie sind wir zurzeit mitten in diesem Zyklusmodell. Eine immer breiter abgestützte Community treibt Projekte voran, die der Blockchain in ein paar Jahren möglicherweise zum Durchbruch verhelfen werden. Auch das Internet hat sich, trotz Dotcom-Crash, letztlich durchgesetzt und wir können uns ein Umfeld ohne Internet kaum mehr vorstellen. Ich persönlich jedenfalls bin von den Vorteilen der Blockchain überzeugt.
Tatsächlich steigt die Zahl der Blockchain-Firmen kontinuierlich an. Bekräftigt werden sie von Politik, Verwaltung und einem Bundesrat, der im vergangenen Dezember einen umfassenden Bericht mit pragmatischen Lösungen für blockchainbasierte Anwendungen vorgelegt hat.
Projekte wie das Car-Dossier, das von der eidgenössischen Kommission für Technologie und Innovation (KTI) unterstützt wird, finde ich als technologieaffiner Mensch spannend. Das Strassenverkehrsamt des Kantons Aargau will zusammen mit Partnern aus Industrie und Forschung via Blockchain alle Informationen über den Lebenszyklus eines Fahrzeugs sicher speichern und abrufbar machen. Damit können etwa finanzielle Schäden ausgeschaltet werden, die ein Käufer wegen überrissener Preise erleidet, wenn ein Verkäufer Unfälle verschweigt oder die Zahl der zurückgelegten Kilometer zu tief ansetzt.
Bei aller Begeisterung ist bei Blockchain-Projekten aber auch kritisches Mitdenken gefragt. «Risk comes from not knowing what you are doing», hat Warren Buffett mal gesagt. Das gilt gerade für Investitionen in die Blockchain-Technologie. Genauso braucht es eine umfassende Risikoaufklärung. Sehr viele Jungunternehmen treiben Innovationen voran, die interessante Möglichkeiten eröffnen, aber auch hohe Risiken mit sich bringen. Erfolg und Misserfolg liegen, gerade in jungen Märkten, oft sehr nahe beieinander. Deshalb ist es unbedingt nötig, sich vom Spezialisten beraten zu lassen. Auf innovative Lösungen und interessante Anwendungen dürfen wir jedenfalls gespannt sein.
*Marianne Wildi ist CEO der Hypothekarbank Lenzburg.