Seit über einem Jahrzehnt folgt der Bitcoin-Kurs einem vertrauten Zyklus. Alle vier Jahre halbiert ein Halving-Event das neue Angebot, was typischerweise eine starke Hausse, eine scharfe Korrektur und eine lange Erholungsphase auslöst. Doch gegen Ende des Jahres 2025 scheint sich dieser Rhythmus zu ändern.
Diese Veränderungen zu verstehen, ist entscheidend für alle, die die nächste Phase in der Entwicklung von Bitcoin nachvollziehen wollen – eine Phase, in der makroökonomische Kräfte und institutionelles Kapital das alte Muster neu schreiben.
Was war Bitcoins altes Muster?
Historisch löste jedes Halving einen neuen Zyklus von Wachstum und Rückgang aus.
- 2012: Bitcoin stieg von 12 auf 1’150 USD, bevor er um 85% fiel
- 2016: Von 650 auf 20’000 USD, danach minus 80%
- 2020: Von 8’700 auf 69’000 USD, gefolgt von einer 75%-Korrektur
Diese vorhersehbaren Wellen dienten als Fahrplan für erfahrene Trader. Doch die Zeit nach dem Halving 2024 hat das Muster gebrochen. Achtzehn Monate nach dem Ereignis im April 2024 liegt Bitcoin weiterhin über 110’000 USD – bei gedämpfter Volatilität. Momentum-Indikatoren wie der monatliche Relative Strength Index (RSI) deuten auf kontrolliertes statt euphorisches Wachstum hin. Der übliche „Blow-off-Top“ bleibt aus.

Was hat sich im Bitcoin-Zyklus verändert?
Die Marktstruktur. Bitcoin wird nicht mehr von Privatspekulation dominiert. Die Einführung der US-Spot-ETFs im Januar 2024 eröffnete den Zugang zu reguliertem, langfristig orientiertem Kapital – Pensionskassen, Vermögensverwalter und Unternehmens-Treasuries. Diese institutionellen Investoren neigen dazu, Volatilität auszusitzen, statt auf Schlagzeilen zu reagieren. Das führt zu einer stetigeren, beständigeren Nachfrage als sie die ursprüngliche Basis aus Privatinvestoren bot.
Zum ersten Mal erreichte Bitcoin ein neues Allzeithoch vor einem Halving. Dieser Wandel von kurzfristigem Trading hin zu institutioneller Nachfrage hat die einst heftigen Kursschwankungen deutlich geglättet.
Halvings verlieren an Bedeutung, Makrofaktoren gewinnen
Frühere Halvings reduzierten Bitcoins Inflationsrate stark und stärkten damit seine Knappheit. 2024 sank das Angebotswachstum jedoch nur von rund 1.7% auf 0.85%. Da bereits fast 94% aller Bitcoin geschürft sind, ist der Angebotseffekt mittlerweile marginal.
Gleichzeitig übernehmen makroökonomische Kräfte die Kontrolle. Bitcoin fiel zusammen mit Aktien während des Zinserhöhungszyklus 2022 und erholte sich, als sich die globale Liquidität zwischen 2023 und 2025 verbesserte. Da die Zinsen nun sinken und das quantitative Tightening endet, bleiben die Liquiditätsbedingungen unterstützend. Bitcoin handelt zunehmend wie ein makroökonomisches Asset – sensibel für Realzinsen, Liquiditätsströme und Risikobereitschaft.

Fazit: Bitcoins Marktstruktur entwickelt sich weiter
Einige Analysten argumentieren, dass sich Bitcoins Vierjahreszyklus auf fünf Jahre verlängert, da sich Liquiditätswellen ausdehnen und die institutionelle Beteiligung vertieft. Kursgewinne von bislang nur 18% nach dem Halving könnten auf einen langsameren, aber nachhaltigeren Aufwärtstrend hinweisen – mit einem möglichen Höhepunkt erst 2026.
Das Halving behält zwar seine psychologische Bedeutung, doch sein Einfluss verblasst angesichts stärkerer makroökonomischer und liquiditätsgetriebener Dynamiken. Das vertraute Boom-und-Bust-Muster könnte einer neuen Ära weichen – einer, die durch stetigeres Wachstum, institutionelle Reife und globale Makrotrends statt durch Privatanleger-Euphorie geprägt ist.








