Der Krypto-Marktforscher Chainalysis untersuchte in einer kürzlich veröffentlichten Studie Wash-Trading- und Geldwäscheaktivitäten in der aufstrebenden NFT-Branche. Obwohl das Thema Geldwäsche ein beliebtes Diskussionsthema ist, liessen sich im Gegensatz zu Wash-Trading nur geringe Aktivitäten feststellen.
Die Chainalysis-Studie macht deutlich, dass die Popularität von nicht-fungiblen Token (NFTs) im Jahr 2021 sprunghaft angestiegen ist. So verfolgte der Marktforscher einen Mindestwert von 44.2 Milliarden US-Dollar an Transaktionen, gegenüber nur 106 Millionen US-Dollar im Jahr 2020. Damit erhöhten sich jedoch auch kriminelle Aktivitäten, die das Unternehmen unter die Lupe nehmen wollte. Der Marktforscher identifizierte zwei prominente Kategorien in Bezug auf den Missbrauch von NFTs: Wash-Trading, um den Wert einer Kollektion künstlich zu erhöhen sowie Geldwäsche durch den Kauf eines NFTs.
Wash-Trading mit NFTs
Unter Wash-Trading versteht sich die Durchführung eines Geschäfts, bei dem der Verkäufer auf beiden Seiten des Handels steht, um ein irreführendes Bild des Werts und der Liquidität eines Vermögenswerts zu vermitteln. Laut Chainanalysis sieht im Falle des NFT-Wash-Tradings das Ziel darin, den eigenen NFT wertvoller erscheinen zu lassen, als er tatsächlich ist. Der NFT wird lediglich für einen hohen Preis an eine neue Wallet "verkauft", die der ursprüngliche Besitzer ebenfalls kontrolliert. Da der Grossteil der NFT-Handelsplattformen ihren Nutzern den Handel ohne komplexe Registrierungsverfahren ermöglichen, ist dies leicht zu bewerkstelligen.
Mithilfe einer On-Chain-Analyse identifizierte Chainalysis insgesamt 262 Nutzer, die mehr als 25 Mal einen NFT an eine selbstfinanzierte Adresse verkauft haben. Um die Rentabilität des Wash-Tradings zu berechnen, zog der Marktforscher die ausgegebenen Transaktionsgebühren von den Gewinnen jener Aktivitäten ab. So ergibt sich eine interessante Geschichte: Die meisten NFT-Wash-Trader waren unrentabel, doch die erfolgreichen Wash-Trader haben so stark profitiert, dass diese Gruppe von 262 insgesamt einen enormen Gewinn erzielt hat.
NFT-Geldwäscheaktivitäten gering, doch sichtbar
Geldwäsche ist seit Langem ein Thema in der Kunstwelt, und es ist nicht schwer zu verstehen, warum. In einem Artikel der National Law Review aus dem Jahr 2019 wird darauf hingewiesen, dass Kunstwerke wie Gemälde leicht zu bewegen sind, einen subjektiven Preis haben und gewisse Steuervorteile bieten können. Kriminelle können daher mit illegal erworbenen Geldern Kunstwerke kaufen, sie später verkaufen und schwupps - haben sie scheinbar sauberes Geld, das in keinem Zusammenhang mit der ursprünglichen kriminellen Aktivität steht.
Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Pseudonymität von Kryptowährungen fragen sich viele, ob NFTs für ähnliche Missbräuche anfällig sind. Doch während sich Geldwäsche mit physischer Kunst nur schwer quantifizieren lässt, können Marktforscher wie Chainalysis dank der inhärenten Transparenz der Blockchain zuverlässige Schätzungen zur Geldwäsche mit NFTs vornehmen.
Chainalysis betreibt seit geraumer Zeit eine Liste markierter Adressen, deren Aktivität mit illegalen Transaktionen in Verbindung steht. Insgesamt konnte der Marktforscher einen deutlichen Anstieg im Handelsvolumen mit illegalen Geldern feststellen. Im vierten Quartal 2021 erreichten jene Aktivitäten knapp 1.4 Millionen US-Dollar. In beiden Quartalen stammte die überwiegende Mehrheit dieser Aktivitäten von Betrügern, die Gelder an NFT-Marktplätze schickten, um Käufe zu tätigen. Allerdings sollte diese Zahl in Relation zu den rund 23 Milliarden USD an Handelsvolumen auf den NFT-Märkten im Jahr 2021 gestellt werden, was die tatsächlichen Geldwäscheaktivitäten verschwindend klein erscheinen lassen.
Fazit der Studie
All diese Aktivitäten stellen einen Tropfen auf den heissen Stein dar, verglichen mit den Milliardenvolumen, die der Marktforscher im gesamten Jahr 2021 verfolgt hat. Nichtsdestotrotz bieten Geldwäsche und insbesondere Überweisungen von sanktionierten Kryptowährungsunternehmen laut Chainalysis ein grosses Risiko für den Aufbau von Vertrauen in NFTs und sollten von Marktplätzen, Regulierungsbehörden und Strafverfolgungsbehörden genauer überwacht werden.