Der französische Spieleentwickler Ubisoft unterstützt als Hauptinvestor einen Krypto-fokussierten Risikokapitalfonds von White Star Capital. Damit möchte der Gaming-Gigant in der Blockchain-Industrie Fuss fassen und Pläne rund um Krypto-Gaming beschleunigen. Das erste Experiment erfolgte bereits.
Zu den weiteren Investoren des neuen Fonds gehören Family Offices und vermögende Privatpersonen, die letztlich 120 Millionen Dollar aufbringen sollen. Ubisoft leitete die erste Finanzierungsrunde zum einen, um weiteres Kapital im Krypto-Bereich anzulegen, zum anderen möchten sie ihren Horizont erweitern und die aufkommende Branche des Blockchain-Gamings unterstützen.
Erste NFT-Experimente von Ubisoft
Ubisoft ist berühmt für seine Assassin's Creed- und Far Cry-Franchises. Ende letzten Jahres startete das Unternehmen ein erstes Experiment mit nicht-fungiblen Token (NFTs). Sie führten sogenannte "Quartz Digits" in das Videospiel Ghost Recon Breakpoint ein. Die NFTs standen exklusiv nur denjenigen zur Verfügung, die mindestens 600 Stunden Spielzeit investiert hatten. Sie konnten innerhalb des Spiels kostenlos exklusive Digits erhalten und diese im Unternehmen-eigenen Marktplatz Ubisoft Quartz (in der Schweiz nicht verfügbar) handeln.
Digits sind die ersten NFTs von Ubisoft, die in einem traditionellen Videospiel spielbar sind und in der Proof-of-Stake-Blockchain (PoS) von Tezos gespeichert werden. Im Vergleich zur Proof-of-Work-Technik, die bei Bitcoin und vor dem Merge bei Ethereum zum Einsatz kommt, sei die PoS-Technik eine weiterentwickelte und energieeffizientere Alternative. PoS-Blockchains funktionieren über einen Konsens-Mechanismus, der keine komplexen Rechenleistungen erfordert, um eine Transaktion zu validieren. Deshalb werden dabei auch keine grossen Strommengen verbraucht, was für Ubisofts Wahl der Tezos-Blockchain ausschlaggebend gewesen sei.
Spieler begegnen dem Experiment skeptisch
Ubisoft sei begeistert gewesen, den Handelsplatz Quartz auf den Markt zu bringen und den Spielern mehr Autonomie und Handlungsfreiheit bei der Interaktion mit einer neuen Art von Gegenständen im Spiel zu geben. Jedoch teilten viele Spieler diese Begeisterung nicht. Die Einführung war ziemlich umstritten, da viele Spieler der Meinung waren, dass sie vom Unternehmen ausgenutzt - anstatt belohnt - werden. Es ist unklar, wie die Kunden auf künftige NFT-Angebote von Ubisoft reagieren werden, dennoch wird Quartz laut dem Spieleentwickler weiter ausgebaut.
Viele Spieler betrachten die Idee von NFTs in Spielen grundsätzlich mit Skepsis. Die Verwendung von Mikrotransaktionen in Spielen begann als harmloser Trend. Doch laut einigen Spielern entwickelte es sich rasch zu einem Problem, als Entwickler begannen Mikrotransaktionen dazu zu nutzen, um Spieler auszubeuten und Inhalte hinter Bezahlschranken zu verstecken. Die Sorge einiger Spieler ist, dass NFTs in der Spielewelt auf ähnliche Weise eingesetzt werden.
Ubisoft nicht von Anti-NFT-Spielerbasis beeindruckt
Inzwischen haben die meisten Unternehmen in der Spielebranche, das sich an einer ersten NFT-Integration versuchten, massiven Widerstand von Seiten der Fans erfahren. Als Ubisoft ein YouTube-Video veröffentlichte, in dem Ubisoft Quartz und Digits vorgestellt wurden, erhielt das Video so viele Dislikes, dass Ubisoft es wieder von der Plattform runternehmen musste. Die NFT-Bemühungen diverser Unternehmen endeten damit, dass die Entscheidung zurückgenommen wurde.
Als Ubisoft vor Kurzem bekannt gab, dass Ghost Recon Breakpoint keine Updates mehr erhalten wird, haben einige Fans gehofft, dass dies auch das Ende der umstrittenen NFT-Plattform Ubisoft Quartz bedeutet. Doch das scheint nicht der Fall zu sein. Während es für das spezifische Spiel keine weiteren NFTs geben wird, möchte das Unternehmen andere Franchises damit ausbauen. In einem Interview waren zwei Ubisoft-Führungskräfte der Meinung, dass die meisten Spieler einfach noch gar nicht verstehen, was ihnen ein digitaler Sekundärmarkt bringen kann.
"[Unsere NFT-Integration] ist Teil eines Paradigmenwechsels in der Videospielbranche. Der Wechsel von einem Wirtschaftssystem zu einem anderen ist nicht leicht zu bewältigen. Es gibt viele Gewohnheiten, die man ablegen muss, und viele tief verwurzelte Denkweisen, die man ändern muss. Das braucht Zeit. Das wissen wir." - Nicolas Pouard, VP beim Strategic Innovations Lab von Ubisoft