Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Selektierte Artikel der Woche:
Binance betrat die Landschaft der Kryptobörsen historisch spät. Erst 2017 gegründet, sah sich die neue Handelsplattform einem harten Wettbewerb ausgesetzt. Durch die geschickte Ausnutzung internationaler Grauzonen in der Krypto-Regulierung verschaffte sich Binance nichtsdestotrotz einen Vorteil. Die Plattform arbeitete ohne festen Hauptsitz, hatte tiefe KYC-Anforderungen und liess auch US-Nutzer handeln. So überrundete Binance andere Kryptobörsen, die einen stärkeren Fokus auf Regulierung legten. Solche regulatorische Arbitrage ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Im vergangenen Jahr erhoben sowohl die US-Börsenaufsicht (SEC) als auch die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) Klage gegen die Kryptobörse. Das US-Justizministerium untersuchte zudem Sanktionsverstösse im Zusammenhang mit Kunden aus Russland, dem Iran und Mitgliedern der Hamas. Mit einem Vergleich in Höhe von 4.3 Mrd. USD und einer möglichen Haftstrafe für den Gründer Changpeng Zhao („CZ“) soll jetzt zumindest das Strafverfahren der Staatsanwaltschaft vom Tisch sein. Dies ebnet den Weg für den weiteren Betrieb von Binance als regulierten Handelsplatz. Die Strafzahlung ist nicht viel mehr als ein Klaps auf die Hand und wurde bereits von Tether (USDT) in Fiatgeld getauscht, wie Blockchain-Analysen ergaben. Als neuer CEO wird Richard Teng amtieren. Vor seiner Rolle bei Binance war Teng Geschäftsführer des Finanzzenters in Abu Dhabi (Abu Dhabi Global Market, ADGM), Chief Regulatory Officer der Singapore Exchange (SGX) und Direktor für Unternehmensfinanzierung bei der Monetary Authority of Singapore (MAS).
Das US-Justizministerium fordert mehr als 4 Milliarden US-Dollar von Binance, um ein mehrjähriges Strafverfahren beizulegen.
Der Kreuzzug der SEC gegen die Kryptobranche schreitet weiter voran. Vor einem halben Jahr verklagte die US-Börsenaufsicht eine der grössten und stärksten regulierten Kryptobörsen – Kraken – für das Angebot einer Staking-Dienstleistung. Laut der SEC stellen diese Angebote Investitionskontrakte unter US-Wertpapiergesetz dar und müssten als solche registriert werden. Während Konkurrent Coinbase dieselben Anschuldigungen vor Gericht zog, einigte sich Kraken auf eine Strafzahlung von 30 Mio. USD. Dies reichte der SEC scheinbar nicht aus. Diese Woche folgte die nächste Klage für den illegalen Betrieb einer Börse, eines Brokers, eines Händlers und einer Clearingstelle. Das ganze Argumentarium basiert einmal mehr auf dem fragwürdigen Kerngedanken der Aufsichtsbehörde, fast alle Kryptowährungen seien als nicht-registrierte Wertpapiere einzustufen. Öffentlichen Stellungnahmen zufolge rüstet sich Kraken jetzt für einen Rechtsstreit.
Die SEC wirft Kraken in einer neuen Klage den Betrieb einer nicht-registrierten Wertpapierbörse, Clearingstelle und eines Maklers vor.
In der Schweiz verfolgen die Regulierungsbehörden und Entscheidungsträger der Finanzwelt einen progressiveren Ansatz in Bezug auf digitale Assets. Seit 2021 ist selbst Tokenisierung – die Darstellung eines traditionellen Vermögenswerts auf der Blockchain – eine gesetzlich geregelte Praxis. Dies macht sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) in Zusammenarbeit mit den führenden Grossbanken im jüngsten Pilotprojekt für eine digitale Zentralbankwährung (CBDC) zunutze. „Projekt Helvetia III“ testet erstmals die Nutzung eines echten e-Frankens in Form eines CBDCs für Grossbanken (Wholesale CBDC, wCBDC) zur Abwicklung digitaler Wertpapiertransaktionen. So gaben die Kantone Basel und Zürich eigene digitale Anleihen auf der regulierten Digitalbörse der SIX aus. Diese werden ab dem 1. Dezember mit dem CBDC-Franken der SNB handelbar.
Der Kanton Zürich hat seine erste Anleihe emittiert, die mit dem CBDC-Franken über die SIX Digital Exchange (SDX) abgewickelt werden kann.
Argentinien wählte über das vergangene Wochenende einen neuen Präsidenten. Der selbsternannte Anarcho-Kapitalist Javier Milei vertritt eine klassisch libertäre Wirtschaftspolitik und erklärte die Abschaffung der argentinischen Notenbank zum obersten Wahlkampfziel. Argentinien soll ähnlich wie andere lateinamerikanische Staaten zum Dollar zurückkehren, wobei eine private Geldform für Milei das Ideal wäre. So äusserte der am 10. Dezember ins Amt eintretende Präsident ideologische Unterstützung sowohl für das physische als auch digitale Gold – Bitcoin. Einige Marktteilnehmer hoffen deshalb auf die Einführung der Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel nach dem Modell El Salvadors. Doch der potenzielle Widerstand des Bitcoin-kritischen Interationalen Währungsfonds (IMF) ist nicht zu unterschätzen. Argentinien ist derzeit der mit Abstand grösste Kreditnehmer und schuldet der internationalen Organisation über 31 Milliarden USD. Und eine explizite Bedingung der letzten Kreditleine vor einem Jahr war die Entmutigung der bereits hohen Krypto-Adoption in Argentinien. Eine passive Unterstützung der Industrie durch liberale Vorschriften scheint daher wahrscheinlicher.
Der frisch gewählte Präsident von Argentinien, Javier Milei, könnte seine Bitcoin-Sympathie zur Förderung der Kryptowährung nutzen.
Ausserdem: Genau wie Kryptowährungen erlebten die berüchtigten nicht-fungiblen Token (NFTs) nach 2020 einen beeindruckenden Aufwärtstrend, auf den in den folgenden zwei Jahren ein starker Abschwung folgte. Verschiedene Gruppen erklärten den Bereich entsprechend für „tot“ – ähnlich wie sie es mit Bitcoin in den Baisse-Phasen 2015, 2019 und 2022 taten. Eine ausführliche Analyse des aktuellen Stands der NFT-Märkte zeigt jedoch, dass sich sowohl die Preise als auch die Nutzerzahlen stabilisieren.
Sind NFTs wirklich tot? Nein, ein genauer Blick auf die Marktlage zeigt eine Stabilisierung sowohl in Preisen als auch der Nutzerbasis.