Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Vor wenigen Wochen schrieb El Salvador Geschichte. Das Land beförderte Bitcoin als erste Nation zu einer dem US-Dollar gleichwertig anerkannten Währung. Durch die Einführung der Kryptowährung als offizielles Zahlungsmittel verspricht sich der zentralamerikanische Staat eine höhere Wirtschaftsinklusion der Population ohne Bankverbindung (aktuell rund 70%) als auch einen effizienteren Zahlungsverkehr im In- und Ausland. Der Entscheid von Salvadors Präsident Nayib Bukele war nicht unumstritten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sowie Teile der salvadorianischen Bevölkerung äusserten Kritik. Unbeirrt von den Beanstandungen hat die Regierung Bitcoin am 7. September ohne grosse Komplikationen in die Finanzinfrastruktur des Landes integriert. Die lokale Bevölkerung kann von nun an Zahlungen mit der offiziellen Mobil-Applikation tätigen. Doch Bukele geht bereits einen Schritt weiter. Ein Regierungsberater offenbarte diese Woche, dass ausländische Investoren ab sofort von Steuerbelastungen auf Bitcoin-Gewinne befreit werden. Mit diesem Schritt soll mehr Kapital aus dem Ausland angezogen werden. Ob das „Bitcoin-Experiment“ dem kleinen Staat tatsächlich zu wirtschaftlichem Aufschwung verhelfen kann, muss sich noch zeigen.
El Salvador ist eine demonstrative Erinnerung, woraus Bitcoins Vision ursprünglich bestand. Will die Kryptowährung den Status einer ultimativen Geldform erreichen, sollte der digitale Vermögenswert direkt als Zahlungsmittel eingesetzt werden können. Aufgrund der Struktur des Zahlungsnetzwerks benötigt Bitcoin jedoch von der nativen Blockchain losgelöste Anwendungsalternativen. Mittlerweile bieten zentralisierte Dienste wie PayPal und Visa Hybridlösungen für schnelle Zahlungen mit Kryptowährungen an. Das sogenannte „Lightning-Netzwerk“ wiederum ist eine mehrschichtige, dezentrale Lösung, die auf der Bitcoin-Blockchain als Abwicklungsebene beruht. Die grundlegende Innovation von Lightning ist die Verwendung von Zahlungskanälen. Das von der nativen Blockchain losgelöste Netzwerk schafft ein zusammenhängendes Netz von miteinander verbundenen Nutzern. Direkte Kanäle ermöglichen es, Bitcoins in sekundenschnelle auf Peer-to-Peer-Basis zu anderen Teilnehmern zu transferieren. Der langsame Abschlussprozess über die Bitcoin Blockchain entfällt.
Die Struktur blockchainbasierter dezentraler Zahlungsnetzwerke wie Bitcoin garantiert einen erlaubnislosen Zugang für jedermann. Wertspeicherung und Transfer ist ohne die Involvierung einer Drittpartei möglich. Benötigt wird lediglich ein Gerät mit Internetanschluss. Milliarden von Menschen ohne Bankkonto haben damit eine Chance, an einem internationalen Finanzsystem zu partizipieren. Was sich faszinierend anhört, setzt allerdings ein Erfordernis an Grundwissen voraus. Hardware-Wallet, Private-Key oder Seed Phrase – all das sind Begriffe, die man für das eigenständige Verwahren von Kryptowährungen verstehen muss. Wer seine digitalen Vermögenswerte eigenständig hält, ist seine eigene Bank – und folglich auch für deren Sicherheit verantwortlich. In Industriestaaten mit gut ausgebauter Finanzinfrastruktur sind mittlerweile Dienstleister für den Umgang mit digitalen Assets präsent. Mitunter haben sich etliche Banken im Bereich positioniert. Kunden treten dabei finanzielle Souveränität zugunsten von Komfort an den Anbieter ab. Bietet die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten durch eine regulierte Bank eine realistische Alternative?
Der Kryptobörsen Betreiber Coinbase nutzte rekordverdächtige Nutzerzahlen und massiv ansteigende Handelsvolumina für einen Börsengang. Das Börsendebüt Mitte April ging mit einer bemerkenswerten Bewertung von knapp 100 Milliarden Dollar über die Bühne. Trotzdem scheint der Kapitalbedarf des Unternehmens noch nicht gestillt. Mit einer Privatplatzierung von vorrangigen Schuldverschreibungen in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar möchte sich der Börsenbetreiber Mittel verschaffen, um mögliche Fusionen, Übernahmen und andere Investitionen sicherzustellen. Zuletzt erlebte Coinbase einen Rückschlag durch den Regulator "Securities and Exchange Commission" (SEC). Die Börsenaufsichtsbehörde warnte das Unternehmen davor, ein mit Zins ausgestattetes Produkt auf Kryptowährungen zu lancieren.
Ausserdem: Die Smart-Contract-Plattform Ethereum leidet seit geraumer Zeit unter ihrem eigenen Erfolg. Die hohe Nutzung des Netzwerks lässt derweil die Transaktionsgebühren gewaltig ansteigen. Konkurrierende Blockchains wie Solana versuchen diesem Manko Abhilfe zu schaffen. Die Struktur eines dezentralen blockchainbasierten Netzwerks erlaubt von Natur aus keine schnelleren Transaktionsgeschwindigkeiten als jene von zentralisierten Anwendungen. Das sogenannte Blockchaintrilemma umschreibt die Abhängigkeit von drei unumgänglichen Hauptmerkmalen der Technologie. Wird eine der drei Eigenschaften Skalierbarkeit, Sicherheit oder Dezentralisierung präferiert, geschieht dies zwingend zulasten der anderen zwei Beschaffenheiten. Dieser Umstand wurde dem noch jungen Netzwerk Solana zum Verhängnis. Die Blockchain wurde Opfer einer Attacke, die zu einer Transaktionsüberlastung und in der Folge zu einem vollständigen Netzwerkausfall führte. Dieselbe Vorgehensweise wurde auch auf Ethereum angesetzt, jedoch konnte das Netzwerk aufgrund der breiteren Verteilung von Netzwerkbetreibern dem Angriff widerstehen.
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Redaktion CVJ.CH
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