Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Krypto-Währungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Das institutionelle Interesse an Krypto-Assets ist am Ansteigen. Diesen Trend unterstreicht Morgan Stanley, eine der weltgrössten Investmentbanken. Diese Woche kündigten sie an, ihren Kunden den Zugang zu Bitcoin über drei Fonds zu ermöglichen. Das Angebot ist vorerst auf wohlhabende Kundschaft beschränkt. Die Bank betrachtet das digitale Asset als geeignet für Investoren mit einer "aggressiven Risikotoleranz". Zudem werden die Investitionen auf 2.5% des Nettovermögens der Kunden begrenzt. Der Entscheid zeigt, dass grosse traditionelle Finanzinstitute den Bereich der digitalen Vermögenswerte zunehmend in ihre Dienstleistungen integrieren.
Auch die Tokenisierung findet vermehrt den Weg in das traditionelle Finanzsystem. Unter Tokenisierung wird die kryptografische Abbildung von Anteilen an digitalen und realen Vermögenswerten auf einer Blockchain verstanden. Dies führt zu diversen Vorteilen im Bereich der Effizienzsteigerung und Transparenz. Während sich die Grundprinzipien der Tokenisierung leicht umschreiben lassen, sind ihre konkreten Anwendungsfälle vielfältig und komplex. Zahlreiche Finanzinstitute sammeln bereits seit Jahren Erfahrungen mit Blockchain-Anwendungen und bereiten sich mit Pilot-Projekten auf eine Praxisumsetzung vor. Während die «First-Mover-Phase» voll im Gang ist, scheint zuweilen die Zeit der ersten Nachahmer zu kommen.
Mit der Dezentralisierung des Finanzwesens beginnt mit der Demokratisierung von Finanzen und Handel eine neue Ära. Obwohl das DeFi-Gebiet noch in seinen Kinderschuhen steckt, ist dessen Potenzial gewaltig. Kann eine Dezentralisierung auch zu einer Verbesserung des in die Jahre gekommenen aktuellen Finanzsystems beitragen? Die Ereignisse rund um GameStop (GME) deckten offensichtliche Grenzen und Interessenskonflikte der gegenwärtigen Börseninfrastruktur auf. Wertvolle Inspiration zur Verbesserung der aufgedeckten Schwächen kann im aufstrebenden dezentralen Finanzwesen gefunden werden. So beispielsweise in der Governance-Struktur, der Wandelbarkeit, Incentivierung, Demokratisierung und der 24/7 Verfügbarkeit der Anwendungen. Dem DeFi-Nutzer stehen sämtliche Möglichkeiten offen, welche im traditionellen Finanzsystem grossen Finanzinstituten vorbehalten sind. Kauf und Verkauf von Kryptowerten, Leihe und Ausleihe und sogar das partizipieren an "Marketmaking"Aktivitäten ist in der neuen Welt möglich. Mit dem direkten Agieren der Marktteilnehmer entsteht zudem eine echte, unverfälschte Zinskurve für Kryptowährungen. Allerdings ist der technische Stand von dezentralen Anwendungen aktuell bei Weitem noch nicht in der Lage, Ordermatchingkapazitäten von traditionellen Handelsplätzen abzuwickeln. Die freie dezentrale Finanzwelt ist lange nicht perfekt, Risiken lauern an vielen Stellen und die Regulierung hinkt dem schnell wachsenden Bereich hinterher. Trotzdem könnte das beste aus der Traditionellen (TradFI) und der Dezentralen Finanzwelt (DeFI) eine zeitgemässe und fairere Finanzinfrastruktur schaffen. Ein Eintauchen in die aktuelle Struktur der beiden Welten.
Der rasante Aufstieg von DeFi kam für viele unerwartet und erinnert einige an den Initial Coin Offering (ICO) Wahn der Jahre 2017/18. Dieser hat universell einen eher negativen Beigeschmack, da viele Projekte ihre Versprechen nicht eingehalten haben und es zudem öfters zu Betrug kam. Ein einfacher Vergleich zwischen den zwei Ären würde allerdings zu kurz greifen. Die DeFi-Branche steckt zwar noch in den Kinderschuhen, jedoch hat sie funktionsfähige und vom Markt nachgefragte Anwendungen und Produkte hervorgebracht. Dezentrale Börsen (DEXe) wie Uniswap fordern in Sachen Volumen bereits ihre zentralisierten Kollegen heraus. Auch die mit digitalen Sicherheiten hinterlegte Kreditvergabe wird über mehrere Plattformen rege genutzt und stellt ein wichtiger Pfeiler im neuen Ökosystem dar.
Ausserdem: Crypto Valley Urgestein Bitcoin Suisse hat bereits im Sommer 2019 einen Antrag für eine Schweizer Banklizenz bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) eingereicht. Der Regulator stuft das Gesuch nach heutigem Stand als nicht genehmigungsfähig ein. Bedenken hat die FINMA besonders im Bereich des Geldwäscherei-Abwehrdispositivs. Als Reaktion hat sich der Bitcoin Suisse Verwaltungsrat dazu entschieden, den Antrag vorerst zurückzuziehen. Das Unternehmen behaltet sich jedoch eine erneute Gesuchsstellung vor.
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Redaktion CVJ.CH
Selektierte Artikel im Wochenrückblick:
Eine bedeutende US-Bank betritt die Krypto-Welt: Morgan Stanley wird es ihren Kunden ermöglichen, in drei verschiedene Bitcoin-Fonds zu investieren.
https://cvj.ch/aktuell/news/morgan-stanley-bitcoin-fonds/
Das Interesse an der Tokenisierung ist bei etablierten Finanzinstituten stark gestiegen. Doch es gibt weiterhin einige Herausforderungen.
Das GameStop-Debakel sorgte in den vergangenen Monaten für viel Aufmerksamkeit. Einige Kritiker sehen dabei das Problem bei zentralisierten Systemen. Bietet das dezentrale Finanzwesen eine Alternative?
Der DeFi-Raum erlebt einen rasanten Anstieg - weshalb bereits Vergleiche zum ICO-Boom 2017/18 gezogen werden. Diese Betrachtung greift allerdings zu kurz.
Krypto-Pionier Bitcoin Suisse hat 2019 ein Gesuch für eine Banklizenz bei der Schweizer Bankenregulierungsbehörde FINMA eingereicht. Nun zieht die Firma den Antrag aufgrund von Bedenken des Regulators zurück.
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