Venezuela ist als Volkswirtschaft erheblich auf den Öl-Export angewiesen. Aufgrund der erneuten US-Sanktionen erschweren sich Geschäfte über herkömmliche Finanzinstitute allerdings. Künftig möchte der staatliche Öl-Konzern Petróleos de Venezuela (PDVSA) stärker auf Kryptowährungen setzen.
Das US-Finanzministerium verhängte vor einer Woche neue Öl-Sanktionen gegen Venezuela, nachdem diese erst kürzlich aufgehoben wurden. Man möchte Präsident Nicolás Maduro zu einer Demokratisierung des Landes zwingen. Geschäftspartner der PDVSA müssen Transaktionen bis Ende Mai unter der bisherigen Lizenz abwickeln. Künftig warten die Unternehmen auf einzelne Genehmigungen der Vereinigten Staaten, was den Öl-Export für Venezuela erschweren wird.
Stablecoins als alternatives Zahlungsmittel
Bereits vor einem Jahr begann die PDVSA mit dem Umstieg auf Kryptowährungen, meinten Insider im Gespräch mit Reuters. Primär werde mit dem Stablecoin Tether (USDT) gehandelt - einer Kryptowährung mit stabiler Bindung an den US-Dollar. Die neuen Sanktionen seien Grund zur Beschleunigung dieser Umstellung. Man möchte verhindern, dass Mittel aufgrund der US-Massnahmen auf ausländischen Bankkonten eingefroren werden.
"Wir haben verschiedene Währungen, je nachdem, was in den Verträgen festgelegt ist. [...] In einigen Verträgen können digitale Währungen die bevorzugte Zahlungsmethode sein." - Pedro Tellechea, Venezuelas Öl-Minister
Bis zum Ende des ersten Quartals 2024 hatte Petróleos de Venezuela viele Spot-Öl-Geschäfte auf ein Vertragsmodell umgestellt, das eine Vorauszahlung der Hälfte des Wertes jeder Ladung in USDT verlangt. Auch müssen neue Kunden einen gewissen Betrag an Kryptowährungen in ihren digitalen Wallets lagern. Diese Anforderung werde teilweise in alten Verträgen durchgesetzt, die nicht ausdrücklich die Verwendung von USDT vorsehen.
Venezuelas eigene Kryptowährung scheitert
Im Jahr 2018 verkündete Venezuela erstmals, man habe ein Pilotprojekt zur Entwicklung einer eigenen Kryptowährung gestartet. Der "Petro" sollte als eine Art Stablecoin mit jeweils einem Barrel (159 Liter) der Rohölreserven besichert sein. Eine Einlösung, die herkömmliche Stablecoin-Anbieter wie Tether und Circle anbieten, war jedoch nicht vorgesehen. Später sollte die Landeswährung an den Wechselkurs dieser Kryptowährung gebunden werden.
Tauschgeschäfte zwischen dem Bolivar, der Landeswährung Venezuelas, und dem Petro waren nur über die staatliche Börse Patria möglich. Mitte Januar beendete das OPEC-Land das Projekt still, wie eine französische Nachrichtenagentur berichtete.