Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat der CEO von Ripple, Brad Garlinghouse angekündigt, innerhalb der nächsten zwölf Monate einen Börsengang durchführen zu wollen. Einen exakten Zeitpunkt für dieses Vorhaben hat Garlinghouse nicht angegeben.
Der operative Chef des Unternehmens, welches derzeit rund 350 Angestellte an sechs Standorten beschäftigt und mit rund 300 Kunden zusammenarbeitet, sieht den Börsengang als weiteren Schritt in der natürlichen Entwicklung des Unternehmens.
Unternehmen ist nicht auf finanzielle Mittel durch Börsengang angewiesen
Ripple konnte mit der Ausgabe von XRP Token bereits viel Liquidität schaffen. Der Token XRP ist prinzipiell unabhängig von den Softwarelösungen, welche für den internationalen Zahlungsverkehr angeboten werden. Ursprünglich als Token für die Begleichung der Transaktionsgebühren gedacht, wird er aktuell in Form einer Kryptowährung an verschiedenen Börsen gehandelt. Ein direkter Nutzen für den XRP Token Besitzer am Erfolg der Firma Ripple besteht keiner. Der Token dient der Firma über Verkäufe am offenen Markt hauptsächlich dem Zweck der Kapitalbeschaffung.
Nach eigenen Informationen verkaufte das Unternehmen zwischen dem 4. Quartal 2016 und dem 2. Quartal 2019 XRP Token im Wert von über 1.1 Mrd. US-Dollar an eine Mischung aus institutionellen Investoren und Privatanlegern über den Verkauf an Kryptobörsen.
XRP Gemeinschaft ist gespaltener Meinung
Auf Twitter wurde auf das Vorhaben eines Börsengangs schnell reagiert. Es zeigte sich, dass nicht alle Ripple-Investoren (Token Inhaber) glücklich über die Ankündigung sind. So nannten etwa Twitter-Nutzer die Pläne des Unternehmens als «unglaublich enttäuschend.» Dies wird damit begründet, dass Ripple über reichlich «digitales Geld» in Form von XRP Token verfügt und auch ohne einen Aktienverkauf normal weiterarbeiten könnte. Ripple benötige das Geld aus dem Börsengang auf keinen Fall, so ein weiterer Twitter Nutzer. Der Vorgang sei lediglich ein Mechanismus für den Transfer von Reichtum.
Allerdings gibt es selbstverständlich auch Meinungen von XRP-Investoren, die vom Gegenteil überzeugt sind. Michael B. beispielsweise ist mit der Ankündigung von Garlinghouse sehr zufrieden. Er vermutet, dass Ripple die eigene Liquidität dann auch ohne Verkäufe von XRP steigern kann – da dann auch Privatanleger in der Lage wären, Aktien des Unternehmens zu erwerben.
Ripple plant globale Erweiterung des XRP-Zahlungsnetzwerks
Ripple schreibt in seinem Q4 Marktbericht, dass das Unternehmen im Jahr 2020 sein XRP-basiertes grenzüberschreitendes Zahlungssystem weltweit einführen wird. Auch sollen im Laufe des Jahres weitere Kanäle in den folgenden Regionen für seine On-Demand-Liquidität (ODL) hinzugefügt werden:
- Asien-Pazifik
- Europa
- Naher Osten
- Afrika
- Lateinamerika
Bis heute versorgt die Liquiditätslösung von Ripple die Zahlungskorridore zwischen den USA, Mexiko und den Philippinen und bedient mehr als zwei Dutzend Unternehmen, darunter goLance, Viamericas, MoneyGram, Interbank Peru und FlashFX.
Frage um Auswirkungen auf den Wert der XRP Token
Ob der Börsengang des Unternehmens stattfindet und inwiefern dieser Auswirkungen auf den XRP-Token Preis haben wird, bleibt abzuwarten. Ripple selber besitzt aktuell über 50 Mrd. an XRP Token, die teilweise auf einem Treuhandkonto gesperrt verbleiben. Derzeit befinden sich gut 43 Milliarden XRP-Token im Umlauf. Das Unternehmen verkauft weiterhin regelmässig Token zum Zweck der Liquiditätsbeschaffung. Aktuell in geringerem Ausmass als in der Vergangenheit. Gemäss dem letzten Bericht wurden im Q4 13.08 Mio. Token gegenüber 66.24 Mio. im Q3 verkauft.
Die Situation um das verhältnissmässig grosse Angebot an XRP "Treasury-Token" ist speziell. Mehr als die Hälfte der aktuell in Umlauf befindlichen Token, werden so über die nächsten Jahre an den Markt gelangen. Mit einer potentiell zusätzlichen, zukünftigen Gewinnbeteiligung an neue Ripple-Aktionäre, dürften die XRP-Token weiter "verwässert" werden. Schlussendlich würde der Gewinn und das Mitspracherecht im Unternehmen Ripple durch den Börsengang an neue, hinzukommende Aktionäre und nicht an die bestehenden Token-Inhaber gehen. Es besteht also das Risiko einer Verwässerung, der bis anhin onehin unklaren Rechte der XRP Token Besitzer. Das Unternehmen könnte dem entgegensteuern, indem es einen Teil des Erlöses durch den Börsengang für Rückkäufe von XRP Token am freien Markt nutzt und diese anschliessend vernichtet, respektive direkt ein Teil der im Eigenbestand gehaltenen Token vernichtet.
Die Marktkapitalisierung der XRP Token liegt derzeit bei rund 10 Milliarden US-Dollar, was die dritthöchste Marktkapitalisierung der über 5000 aufgeführten Krypto-Währungen bei CMC darstellt.