Der Bitcoin-Evangelist Michael Saylor und sein Unternehmen MicroStrategy (MSTR) rücken angesichts der etlichen Insolvenzfälle erneut in den öffentlichen Fokus. Da ein Teil der enormen Bitcoin-Position der Softwarefirma fremdfinanziert sind, werden Ängste einer potenziellen Liquidation laut.
MicroStrategy gehören 129'218 Bitcoin (BTC), von denen einige tausend im ersten Quartal 2022 erworben wurden. Insgesamt hat das Unternehmen etwa 3.97 Milliarden Dollar für seine Bitcoins ausgegeben. Nachdem die Bitcoin-Bestände des Unternehmens während des kometenhaften Aufstiegs der Kryptowährung im November letzten Jahres in die Höhe geschnellt sind, werden sie nun laut Bitcoin Treasuries mit 2.6 Milliarden USD bewertet. Saylors Wette auf Bitcoin stellt somit einen Verlust von rund 30% (1.4 Milliarden) dar, wobei ein Teil der Investition mit externen Krediten finanziert wurde. Besteht die Chance eines Zwangsverkaufs?
Bisher keine Nachschusspflicht für das Bitcoin-Darlehen
MicroStrategy hat die meisten Bitcoin nicht mit eigenem Geld gekauft, das Unternehmen hat einen Grossteil davon geliehen. Ein im März geschlossenes Kredit- und Sicherungsvereinbaren mit der Silvergate Bank gab eine Anleihe in Höhe von 205 Millionen USD an MicroStrategy aus. Das besicherte Darlehen wird im März 2025 fällig, sofern es nicht vorher gemäss seinen Bedingungen zurückgezahlt oder getilgt wird. Dieses Darlehen ist durch Bitcoin, die bei einer Drittpartei verwahrt werden, besichert. MicroStrategy ist verpflichtet, ein Verhältnis von Darlehen zu Sicherheitswert ("LTV Ratio") von 50% oder weniger einzuhalten. Dabei handelt es sich jedoch um die einzige Position mit einer Liquidationsgefahr.
"Wir haben nur einen Kredit in Höhe von 205 Millionen Dollar, welchen wir besichern müssen, und dieser ist im Moment 10-fach überbesichert. Wenn der Markt um den Faktor 10 fallen würde, hätten wir Bargeld und wir generieren Cashflow, also ist die Nachschussforderung (Margin Call) viel Lärm um nichts." - Michael Saylor, CEO MicroStrategy
Saylor gab kürzlich ein Interview mit Bloomberg und CNBC über seine Positionen und die Gerüchte über einen MicroStrategy Margin Call. Obwohl Bitcoin derzeit mehr als 70% von seinem Allzeithoch entfernt ist, scheint der CEO seine Bitcoin-Wette weiterhin positiv zu sehen. Saylor ist nach wie vor zuversichtlich, dass die anschauliche Bitcoin-Investition die beste Verwendung der Bargeldreserven des Unternehmens war. Auf die Frage, ob der aktuelle Markt eine gute Kaufgelegenheit bietet, antwortete Saylor einfach: "Absolut".
Viel Wind um nichts
Mit dem minimen Leverage sollten die Reserven des Unternehmens also grundsätzlich in Sicherheit sein. Der Grossteil der Bitcoin-Investition wurde nämlich mit Wandelanleihen finanziert, die in den Jahren 2025 und 2027 fällig werden. Diese wurden zu einem Zinssatz von 0 bis 0.75% ausgegeben und belaufen sich auf 1.75 Mrd. USD. Dabei besteht im Gegensatz zum Bitcoin-Darlehen keine Nachschusspflicht.
Dies ermöglicht es Saylor, sich auf langfristige Entwicklungen zu konzentrieren. Mit einem kürzeren Zeithorizont gibt auch der Bitcoin-Evangelist zu, dass sich Bitcoin wie eine volatile Risikoanlage verhält. Doch wenn der Zeitrahmen sich auf 10 Jahre beläuft, stellt die Kryptowährung seines Erachtens eine risikofreie Wertanlage dar. Somit dürfte eine Auflösung der milliardenschweren Bitcoin-Position des Unternehmens äusserst gering sein.
My @BloombergTV discussion with @emilychangtv includes a post-mortem on @MicroStrategy’s #Bitcoin Strategy and a review of the top ten hurdles that the industry must overcome as it crosses the chasm and achieves mainstream adoption. pic.twitter.com/Ujid4m1pxe
— Michael Saylor⚡️ (@saylor) June 17, 2022