Bitcoin soll offiziell eine dem US-Dollar ebenbürtige Währung in El Salvador werden. Durch Partnerschaften will der Präsident des zentralamerikanischen Landes rasch eine moderne Finanzinfrastruktur aufbauen, um Bitcoin als Netzwerk und Zahlungsmittel zu nutzen.
Auf einer Konferenz in Miami kündigte der Präsident von El Salvador an, dass er Bitcoin zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel machen will. Der Gesetzesentwurf, den er dem Kongress schicken wird, würde Bitcoin zur offiziellen Währung befördern. So könnte El Salvador das erste Land der Welt werden, das ein Krypto-Asset formell als Zahlungsmittel einführt.
Update 09.06.2021: Der Kongress nahm das Gesetz mit einer klaren Mehrheit von 62 (von total 84) Stimmen an.
Trotz der kleinen Grösse des Landes stellt dies einen entscheidenden Schritt für die internationale Anerkennung der Kryptowährung dar. Als offizielle Währung würde der rechtliche Status von Bitcoin auch in anderen Ländern angepasst werden müssen - Kapitalertragssteuern fallen so beispielsweise aus.
Einzigartiger und mutiger Schritt des Landes
Kurzfristig kann die Implementierung von Bitcoin Arbeitsplätze schaffen und dazu beitragen, Tausende von Menschen in den formellen Wirtschaftskreislauf zu integrieren, so Präsident Bukele. Rund 70% der Bewohner des südamerikanischen Landes hätten kein Bankkonto, obwohl sie an der inländischen Wirtschaft beteiligt sind. Die finanzielle Inklusion sei somit ein wichtiges Thema, die Einbindung von Bitcoin könnte laut dem Präsident eine wichtige Rolle bei El Salvadors Wirtschaftswachstum spielen.
Präsident Nayib Bukele sagte ausserdem, dass es für die Einwohner mit Bitcoin leichter wird, Zahlungen ins Ausland zu schicken. Mehr als zwei Millionen Salvadorianer leben ausserhalb des Landes, doch sie halten weiterhin enge Verbindungen zu ihrem Geburtsort und schicken jedes Jahr mehr als 4 Milliarden US-Dollar zurück. Die angekündigte Partnerschaft mit dem Zahlungsdienstleister Strike verspricht eine einfache Adoption und eine immense Gebühreneinsparung.
Weltoffene Digitalisierung des Zahlungsverkehrs
Der Zahlungsdienst wird für den Prozess einen Open-Source-Leitfaden "Bitcoin For Countries" bereitstellen. Die Einführung von Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel ist laut CEO Jack Mallers ein entscheidender Moment, der Ländern wie El Salvador bei der Transformation einer weitgehend auf Bargeld basierenden Wirtschaft zu einer innovativen, inklusiven und transparenten digitalen Wirtschaft helfen kann. Das Mobiltelefon ist gleichzeitig Konto, besonders bedeutsam in El Salvador, wo ein Grossteil der Bewohner keine Bankkonten oder Kreditkarten haben.
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Darüber hinaus machen Überweisungen 24% des Bruttoinlandsprodukts von El Salvador aus. Die etablierten Dienste können 10% oder mehr an Gebühren für internationale Überweisungen verlangen, die Tage benötigen bis sie ankommen und an einem physischen Ort abgeholt werden müssen. Das sind hunderte von Millionen Dollar pro Jahr, die Bewohner sparen oder bei lokalen Unternehmen in ihren Gemeinden ausgeben könnten - was die mächtigen Anwendungsfälle und adressierbaren Marktchancen durch die Skalierung von Bitcoin für den alltäglichen Gebrauch demonstriert.
Nur ein Marketing-Gag des Präsidenten?
Rohan Grey, ein Experte der Digital Currency Global Initiative, äusserte sich in einem Interview mit BBC eher kritisch dazu. Bukele würde die Ankündigung vor allem als Marketing-Gag nutzen, während noch gar keine spezifischen Dinge ausgearbeitet wurden. Er warnte allgemeiner, dass ein Land, das eine Kryptowährung als gesetzliches Zahlungsmittel annimmt, einem Netzwerk erhebliche Kontrolle geben würde. Das Netzwerk sei nicht stabil, habe keine verantwortlichen Akteure und könne keine Erfolgsbilanz bieten. Zudem biete es weder Preisstabilität noch Liquidität - was für eine Währung zentral sei.
"Herr Bukele ist ein junger Präsident, der versucht, aus einem populären Image Kapital zu schlagen. Es hat einen grossen PR-Wert, so etwas anzukündigen, auch wenn man noch nicht alle Details ausgearbeitet hat." - Rohan Grey, Experte Digital Currency Global Intiative
Bukele ist laut offiziellen Zahlen beliebt in El Salvador, seine populistische Partei "Neue Ideen" hat die letzten Wahlen klar gewonnen. Allerdings geriet die neue Regierung kürzlich unter Beschuss, nachdem sie den Generalstaatsanwalt und die obersten Richter entlassen hatte. Der Schritt veranlasste die U.S. Agency for International Development, die Hilfe für El Salvadors nationale Polizei und ein öffentliches Informationsinstitut zurückzuziehen.