Innerhalb weniger Jahre erlebte die Kryptobörse Binance einen rasanten Aufstieg vom neuen Startup zur dominantesten Krypto-Handelsplattform. Allerdings blieben dafür einige Compliance-Vorschriften auf der Strecke. Dafür muss der Gründer und ehemalige CEO Changpeng Zhao ("CZ") vier Monate ins Gefängnis.
Für viele Jahre war die "regulatorische Flexibilität" der weltgrössten Kryptobörse ein offenes Geheimnis der Branche. Binance implementierte zu Beginn nur lasche Know Your Customer (KYC)-Vorschriften und liess Nutzer aus der ganzen Welt Kryptowährungen handeln - dies ohne einen festen Hauptsitz. In einer Zeit, in der viele der konkurrierenden Börsen die Schraube anzogen, war dies attraktiv für Nutzer. Nur wenige Jahre nach der Gründung im Jahr 2017 sicherte sich Binance so den Platz Eins unter den Handelsplattformen. Regulatoren wurden erst nach dem FTX-Kollaps aufmerksam. im Frühling 2023 reichte die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) eine Klage gegen Binance ein. Wenige Monate später sollte eine Strafzahlung von 4.3 Milliarden US-Dollar verhängt werden. Und jetzt folgt die letzte Strafe: der Gründer und ehemalige CEO Changpeng Zhao muss vier Monate ins Gefängnis.
Regulatorische Vergehen von Binance
Bereits im November hatte Binance einen Vergleich mit den Strafverfolgungsbehörden unterzeichnet. Geschäftsführer Changpeng Zhao gab zu, gegen die US-Geldwäschevorschriften verstossen zu haben und trat von seinem Posten zurück. Die Enthüllung interner Chatverläufe machten die Vorwürfe unabstreitbar. Hochrangige Binance-Mitarbeiter anerkannten Terrorismusfinanzierung und beauftragten Compliance-Officer Gerald Lim mit der Fälschung von Unternehmensaudits.
Binance habe genau gewusst, dass Kriminelle ihre Plattform zur Geldwäsche missbrauchten. Laut eigenen Aussagen schloss die Kryptobörse einfach "beide Augen". Ursprünglich verlangte die Staatsanwaltschaft drei Jahre Haft für CZ. Der Binance-Gründer wiederum bekannte sich schuldig und meinte, er bedauere sein Vergehen zutiefst. Über 160 Briefe von Freunden und Geschäftspartnern überzeugten das Gericht schliesslich von Zhaos guten Absichten.
"CZ ist kein Sam Bankman-Fried"
Die kurze Gefängnisstrafe für Zhao steht in direktem Kontrast zu Sam Bankman-Frieds 25 Jahren. Schliesslich warf die Staatsanwaltschaft Binance nur das Umgehen von Geldwäschevorschriften vor. Es stand kein Betrugsfall wie bei FTX im Raum und CZ gestand seine Schuld früh. Trotzdem hätte sich die Staatsanwaltschaft eine härtere Strafe erhofft. Zwar sei "Zhao nicht Sam Bankman-Fried oder ein Monster". Es habe sich aber um mehr als nur einen kleinen regulatorischen Ausrutscher gehandelt.
Seit dem Vergleich mit den US-Behörden möchte sich Binance zum Besseren wenden. Unter dem neuen CEO Richard Teng, einem ehemaligen Regulierer in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Singapur, stehe Compliance in härterem Fokus. Zhaos Strategie scheint aufzugehen. Noch heute wickelt Binance fast die Hälfte der Krypto-Handelsvolumen ab. Und der ehemalige CEO darf seine erheblichen Unternehmensanteile, die auf mehrere dutzend Milliarden USD geschätzt werden, behalten.