Die Privatbank Maerki Baumann & Co. AG und die Transaktionsbank InCore Bank AG gehören zu den Vorreitern einer neuen Banking-Ära. Ein Interview mit den CEOs Dr. Stephan A. Zwahlen und Mark Dambacher über die Verschmelzung der neuen und alten Finanzwelt.
Im vergangenen Frühjahr haben die beiden Banken die Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) für den Handel, die Verwahrung, den Transfer sowie die Schaffung von digitalen Vermögenswerten erhalten. Was es damit auf sich hat, warum dieser neue Bereich so wichtig ist und was sich die CEOs beider Häuser davon erhoffen, lesen Sie im folgenden Interview.
CVJ.CH: Was hat Maerki Baumann als traditionelle, langfristig orientierte Zürcher Privatbank dazu bewogen, mit ihren Kunden über digitale Vermögenswerte zu sprechen?
Dr. Stephan A. Zwahlen, CEO Maerki Baumann: Wir glauben, dass die Blockchain-Technologie das Potenzial hat, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft massgeblich zu verändern. Zudem sehen wir interessante zusätzliche Investitionsmöglichkeiten, die wir unseren Kundinnen und Kunden nicht vorenthalten wollen. Mit dem Handel und der Verwahrung digitaler Vermögenswerte schlagen wir seit Juni 2020 eine Brücke zwischen dem traditionellen Private Banking und dem innovativen Krypto-Geschäft.
Als regulierte Bank nach schweizerischem Recht ermöglichen wir unseren Kunden, in die komplexe Welt digitaler Vermögenswerte einzutauchen – und das mit einem Höchstmass an Sicherheit. Von unseren neuen Dienstleistungen profitieren nicht nur jüngere, technologieaffine Personen, sondern auch Privatkunden und Institutionelle, die über digitale Vermögenswerte neue Renditemöglichkeiten suchen oder ihre Portfolios breiter diversifizieren wollen.
War dieses Kundenbedürfnis für die InCore Bank der Anlass, als Transaktionsbank in die Welt der digitalen Vermögenswerte einzutreten?
Mark Dambacher, CEO InCore Bank: Sicherlich auch. Zudem haben wir in den letzten Monaten in unzähligen Kundengesprächen gespürt, dass die Neugier und das Interesse an den neuen digitalen Vermögenswerten sehr gross sind. Egal wo ich war, ich wurde ständig auf die Themen Blockchain, Kryptowährungen und Tokenisierung angesprochen. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum wir dieses Geschäftsfeld erschliessen wollten. Vielmehr kamen wir zum Schluss, dass Kryptowährungen als digitale Vermögenswerte eine wertvolle Ergänzung für das moderne Asset Management sind und in Zukunft als Zahlungs- und Anlagewert nicht mehr wegzudenken sein werden.
Was erhoffen Sie sich von dieser neuen digitalen Anlagewelt?
Zwahlen: Die Entwicklungen im Bereich der Kryptowährungen sowie der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie sind sehr dynamisch und haben sowohl für Anleger als auch für Banken weitreichende Konsequenzen. Wir sind der festen Überzeugung, dass digitale Vermögenswerte künftig fester Bestandteil professioneller Anlageberatung und Vermögensverwaltung sein werden. Als modernes, flexibles Finanzinstitut bleiben wir am Puls des Geschehens und wollen auf Veränderungen im Markt rasch reagieren. Damit adressieren wir auch die zunehmende Herausforderung im Private Banking, für die Kundschaft nachhaltige Renditen zu vernünftigen Konditionen zu erzielen. Digitale Vermögenswerte versprechen neue, attraktive und kosteneffiziente Anlagemöglichkeiten. Über die damit einhergehenden erhöhten Risiken gilt es, die Kunden selbstverständlich transparent aufzuklären.
Dambacher: Wir wollen unseren Kunden, das sind in erster Linie Finanzdienstleister wie Maerki Baumann sowie Institutionelle, die gesamte Dienstleistungspalette aus einer Hand anbieten. Dafür haben wir ein eingespieltes Team von Banking- und Compliance-Experten aufgebaut, die in der Lage sind, beide Welten – die traditionellen und die digitalen Vermögensklassen – zu bedienen. Der neu geschaffene Bereich «Digital Services» hat in den letzten Monaten im Rahmen eines strategischen Projekts die Einführung dieser neuen Dienstleistungen vorbereitet. Da die digitalen Vermögenswerte dabei vollständig im Kernbankensystem integriert sind, profitiert der Endkunde – angefangen beim E-Banking bis zum Vermögensausweis – von einem Nutzererlebnis, wie er es vom traditionellen Banking gewohnt ist.
Nun ist die ganze Materie doch sehr technologiegetrieben, und Schlagwörter wie Blockchain, Kryptowährungen oder Tokenisierung sind nicht ganz einfach zu verstehen. Wie erklären Sie Neueinsteigern und wenig erfahrenen Investoren diese innovative Vermögensklasse?
Zwahlen: Immer mehr Menschen wollen von den Möglichkeiten der Blockchain-Technologie profitieren, sei es im Zahlungsverkehr oder in der Vermögensanlage. Es ist verständlich, dass nicht jeder in die Tiefen der Blockchain-Technologie eintauchen möchte. Als vertrauensvoller Partner können wir helfen, das Verständnis für Krypto-Anwendungen zu schärfen und die damit verbundenen Chancen und Risiken aufzuzeigen. Schliesslich gewähren wir unseren Kunden über den zuverlässigen Handel und die sichere Verwahrung von digitalen Vermögenswerten einen unkomplizierten und schnellen Zugang zur neuen Anlageklasse.
Dambacher: Man kann sich in den technischen Details von Kryptowährungen verlieren, das ist richtig. Aber so weit müssen Anleger und Vermögensverwalter gar nicht gehen. Wichtig ist zu verstehen, dass es sich hier um eine völlig neue Anlageklasse handelt. Wer in Immobilien investiert, weiss ja auch nicht unbedingt, wie man ein Haus baut! Das überlässt man in der Regel den Profis, ebenso wie die Investition in digitale Assets.
Können Sie trotzdem kurz erklären, wie ein digitaler Vermögenswert entsteht?
Dambacher: Das sind im Prinzip materielle und immaterielle Werte, die neu digital abgebildet oder eben tokenisiert und somit handelbar gemacht werden, beispielsweise ein Patent oder ein Haus. Diese digitalen Assets werden absolut fälschungs- und diebstahlsicher auf einer Blockchain hinterlegt – das ist die zugrundeliegende Technologie, die das alles erst ermöglicht.
Zwahlen: Da der gesamte Prozess digital abläuft, können sowohl die Stückelung als auch der Handel kosteneffizient abgewickelt werden. Bei der Investition in digitale Vermögenswerte fallen – im Gegensatz zu vielen traditionellen Anlageklassen – nur geringe Transaktionskosten an. Handlungsbedarf sehen wir bei der Etablierung liquider und transparenter Sekundärmärkte, die einen effizienten Handel der Tokens gewährleisten.
Dambacher: Künftig werden die heute noch «non-bankable» Assets als digitale Vermögenswerte in Form von Anlage-Tokens abbildbar sein. Dieser Bereich wird enorm an Wichtigkeit gewinnen, weshalb die InCore Bank stolz ist, auch hier eine Vorreiterrolle im Schweizer Markt spielen zu können. Mit den «Security Token Services» von InCore Bank werden künftig beispielsweise Unternehmen ihre Vermögenswerte einfacher und kostengünstiger verwalten und neues Kapital beschaffen können. InCore Bank bietet Finanzdienstleistern auch in diesem Bereich das gesamte Dienstleistungsspektrum von der Ausgabe, Verteilung, Vermittlung und Speicherung von Tokens an.
Mit den neuen Technologien und Anlageformen sind auch viele Unsicherheiten verbunden. Wie nehmen Sie Ihren Kunden diese Bedenken hinsichtlich Sicherheit der Anlagen und Daten?
Zwahlen: Bei der Verwahrung der digitalen Vermögenswerte setzen wir auf moderne Technologien und die Expertise erfahrener Partner wie zum Beispiel InCore Bank. Die mehrstufige Sicherheitsarchitektur ist so ausgestaltet, dass ein maximaler Schutz vor Cyber-Angriffen sowie vor unbefugten Zugriffen gewährleistet ist. Alle Daten werden in hochgesicherten Einrichtungen in der Schweiz gespeichert. Als Schweizer Bank erfüllen wir auf der Grundlage unserer bewährten Prozesse und innovativen Sicherheitslösungen alle relevanten gesetzlichen und regulatorischen Vorschriften. Wir gehen davon aus, dass wir gerade dank unserer Stabilität und Reputation als verlässliches Bankhaus einen Wettbewerbsvorteil haben.
Dambacher: Als in der Schweiz etablierte Transaktionsbank verfügt die InCore Bank über langjährige Erfahrung im Banking und fundierte Kenntnisse hinsichtlich geltender Regularien und Prozesse. Damit ermöglicht sie Finanzdienstleistern und Institutionellen den sicheren Einstieg in die Welt der digitalen Vermögenswerte. Unsere Kunden profitieren auf einen Schlag von der Erweiterung um die neue Anlageklasse, ohne selber in Infrastruktur und neue Abläufe investieren zu müssen. Und dies unter Wahrung der gewohnten Sicherheitsstandards.
Über Maerki Baumann & Co. AG
Die 1932 gegründete Privatbank Maerki Baumann & Co. AG mit Sitz in Zürich konzentriert sich auf ihre Kernkompetenzen in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung sowie in der Betreuung unabhängiger Vermögensverwalter. Das für moderne Technologien aufgeschlossene Traditionshaus differenziert sich als langfristig orientiertes, nicht-börsenkotiertes Familienunternehmen, das seine Dienstleistungen ausschliesslich aus der Schweiz heraus anbietet. Die auf Unabhängigkeit, Sicherheit und Transparenz ausgerichtete Anlagephilosophie zeigt sich im Verzicht auf eigene Produkte, der sehr soliden Eigenkapitalbasis sowie der gut nachvollziehbaren Bankleistung. Mit ihrem Krypto-Angebot und ihrem modularen Anlageansatz unterstreicht die Privatbank ihren Anspruch, Bewährtes mit Neuartigem zu verbinden. Maerki Baumann verwaltet Vermögen im Umfang von rund CHF 8 Mrd., wovon über 80 % aus der Schweiz und etwa 10 % aus Deutschland stammen.
Über InCore Bank
InCore Bank ist eine 2007 gegründete Business-to-Business Transaktionsbank, die Banken, Effektenhändlern, institutionellen Anlegern und Fintech-Unternehmen erstklassige Transaction-Banking- und Outsourcing-Dienstleistungen aus einer Hand anbietet. Als Schweizer Unternehmen mit einer Bank- und Effektenhändlerlizenz bietet die InCore Bank ein umfassendes und modulares Dienstleistungsspektrum, das von Transaction Banking für traditionelle und digitale Vermögenswerte bis hin zu Business Process Outsourcing und anderen Dienstleistungen reicht. Dieses Angebot ermöglicht es anderen Marktteilnehmern, die Komplexität zu reduzieren und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.