Krypto-Konferenzen gibt es durch das Jahr jeweils zahlreiche. In der Schweiz stattfindende Konferenzen sind eher rar. Im Januar 2018 fand das erste Mal eine Konferenz in St. Moritz statt. Die Crypto Finance Conference (CFC) jährt sich im Januar 2020 mittlerweile zum dritten Mal.
Die Crypto Finance Conference (CFC) hat sich in kurzer Zeit zu einer global anerkannten Krypto-Konferenz mit hochstehenden Referenten und Netzwerken gemausert.
Während bekannte Konferenzen im Blockchain-Bereich vor allem durch ihre Grösse und Reichweite auf «Social Media» Kanälen auffallen, ist das bei der CFC bewusst anders. Die Teilnehmeranzahl ist auf max. 200 Personen beschränkt. Der Slogan lautet: "The most private crypto finance and blockchain conference for investors." Die Sprecher werden sorgfältig ausgewählt; Dieses Jahr werden unter anderen die Winklevoss Zwillinge und Bundesrat Ignazio Cassis auftreten. Medienauftritte und die Verbreitung über soziale Medien wird, wenn überhaupt, nur sehr selektiv gewährt. Das Konzept der CFC kann als «klein aber fein» beschrieben werden.
Wie kam es zur Gründung dieser Konferenz mitten in den Bündner Bergen und wer steht dahinter?
Diese Fragen konnten wir in einem Gespräch mit dem CEO der CFC, Nicolo Stöhr, stellen.
Gehen wir zum Ursprung der CFC zurück. Wie entstand und wer kam auf die Idee, eine Investorenkonferenz rund um Krypto-Währungen in St. Moritz ins Leben zu rufen?
Mein Bruder Andrea und Tobias Reichmuth, welcher eng mit dem Engadin verbunden ist und in St. Moritz den Wohnsitz hat, waren zusammen auf einer Velo-Tour und haben Mitte 2017 besprochen, dass man eine Konferenz im Bereich Crypto Finance und Blockchain im Engadin machen sollte. Sie haben dann ihr Netzwerk aktiviert und neben sich noch sechs weitere Schweizer Unternehmer an Bord geholt (u.a. den Ex-Banker Eric Sarasin, Investor Daniel Gutenberg, Serien-Unternehmer Marc P. Bernegger und den Event-Guru Schoscho Rufener; Anmerkung der Redaktion). Zusammen haben sie dann die erste Crypto Finance Conference im Engadin abgehalten.
Was unterscheidet die CFC von anderen Krypto-Konferenzen, die jährlich rund um den Globus stattfinden?
Wir fokussieren uns ausschliesslich auf Investoren und sind somit keine Start-up oder Technologie-Konferenz. Zudem haben wir ein Auswahl-Verfahren um die Qualität der Teilnehmer, Sponsoren und Sprecher sicherzustellen. Um dem Investor die relevanten Themen näher zu bringen, gibt es bei uns keine Firmenpräsentationen, sondern rein inhaltsbezogene Diskussionen und Vorträge. Und "last but not least" legen wir viel Wert darauf, dass sich die Leute wohl fühlen. Das machen wir beispielsweise mit genügend langen Pausen damit ein «Circle of friends» entstehen kann.
2018 fand die erste CFC in St. Moritz statt. Im Januar wird die dritte Konferenz abgehalten. Was hat sich deines Erachtens in den letzten drei Jahren geändert, was die Konferenz, Teilnehmer und das Umfeld betrifft?
Der Fokus der Themen 2017 und Anfangs 2018 waren ICOs. Dies hat sich verändert – heute geht es mehr um die konkrete Umsetzung, Regulation, Entwicklungen wie Stablecoins und Zentralbanken. Man merkt, dass sich die Industrie entwickelt.
St. Moritz ist ein prominenter und speziell gelegener Standort in der Schweiz. Wie kam es dazu die Konferenz hier durchzuführen und nicht in einem Stadtzentrum wie Genf, Zürich oder Zug?
Wir haben uns aus 2 Gründen bewusst für St. Moritz entschieden:
- Da wir eine Woche vor dem WEF die Konferenz haben, können die Teilnehmer in 1.5 Stunden in Davos sein. Somit erlauben wir unseren Teilnehmern, zwei relevante Konferenzen innerhalb einer kurzen Zeit zu besuchen.
- Wir haben uns bewusst für den «Resort-Gedanken» entschieden. In einer Stadt hätte man das Risiko, dass die Teilnehmer nur für gewisse Vorträge im Raum sitzen würden und sich sonst in der Stadt aufhalten würden. Dies würde dazu führen, dass wir nicht wirklich die Atmosphäre, die die CfC St. Moritz ausmacht, schaffen könnten. In St. Moritz bleiben alle im Suvretta House und geniessen eine Auszeit vom Alltag.
Wie steht St. Moritz selber zur Konferenz, respektive auch zu Kryptowährungen? Kann man den Skipass mittlerweile mit Bitcoin bezahlen?
Die Unterstützung der Konferenz von St. Moritz ist überschaubar – die Relevanz zum Thema Crypto Finance und Blockchain muss sicherlich noch aufgezeigt und erklärt werden. Neben der Bezahlung des Skipasses sind noch keine weiteren Projekte im Engadin umgesetzt. Andere Orte wie Laax haben das Potential bereits erkannt und arbeiten an verschiedenen Projekten dazu.
CFC wurde bereits einmal ausserhalb von St. Moritz durchgeführt, genauer gesagt in San Francisco.
Soll die CFC Konferenz zukünftig neben St. Moritz international in wechselnden Metropolen durchgeführt werden?
Ja, das ist der Plan. Wir werden in den nächsten beiden Jahren die Konferenz in St. Moritz durchführen und dann nach Asien und Amerika expandieren. Wir planen 2-3 Konferenzen pro Jahr durchzuführen – dies immer nach dem gleichen Schema wie in der Schweiz: Investoren-Konferenz / Resort / 200-250 Personen / Top-Industrie-Experten.
Du bist mit deiner Tätigkeit als CEO von CFC das ganze Jahr für die Konferenz tätig. Kannst du ein bisschen Einblick in die anfallenden Arbeiten geben, welche eine solche Konferenz mit sich bringt?
Eine solche Konferenz, wie wir abhalten, basiert vor allem auf dem Vertrauen und dem persönlichen Austausch mit den involvierten Personen und Unternehmen. Das heisst, dass ich viel Zeit darin investiere, Personen persönlich zu treffen, mich mit diesen auszutauschen, Entwicklungen im Markt bespreche, um sicherzustellen, dass wir diejenigen Experten und Unternehmen an der Konferenz haben, die für die Teilnehmer relevant sind. Daneben geht es darum, Feedbacks für die nächste Konferenz einzubauen, Verbesserungen vorzunehmen und Bewährtes zu behalten. Und dann gibt es auch noch Themen wie Administration, Buchhaltung und Personal, was zu tun ist.
Wie siehst du die Entwicklung der CFC, Konferenzen im Allgemeinen, aber auch zu Krypto-Währungen in den nächsten Jahren?
Der Hype ist bestimmt ein bisschen verflogen, was aber nicht heisst, dass das Thema an sich an Wichtigkeit verliert – im Gegenteil. Mit der Involvierung von grossen und anerkannten Unternehmen aus der Finanzwelt zeigt sich, dass sich die ganze Industrie professionalisiert und auf ein anderes Level kommt. Themen wie Libra oder den Digital Renminbi aus China, haben das Potential, dass wir am Anfang von etwas stehen, welches die Welt wie wir sie heute kennen, verändern wird.
Vielen Dank für das Interview.
Nicolo Stöhr, CEO CFC St. Moritz
Strategie- und Betriebsführung für das CfC St. Moritz und alle Side Events. Absolvent der Universität St. Gallen mit einem Master in Business Innovation, mit ausgeprägter unternehmerischer Denkweise und Berufserfahrung in den Bereichen Business Development, Projektleitung und Expertise im Aufbau von Unternehmen.