Am Freitag öffnete Fed-Chef Jerome Powell in Jackson Hole die Tür für eine Zinssenkung im September und erklärte, dass „die veränderte Risikolage eine Anpassung unserer Politik rechtfertigen könnte“. Anleger fragen sich nun, ob dies den Startschuss für die Altcoin Season 2025 bedeutet.
US-Aktien legten kräftig zu, die Renditen gaben deutlich nach und auch Bitcoin, vor allem jedoch Ethereum und weitere Altcoins, profitierten spürbar von der Aussicht auf lockerere Finanzierungsbedingungen. Ethereum setzte seine beeindruckende Aufwärtsbewegung fort und erreichte erstmals wieder das Allzeithoch vom November 2021. Damit stellt sich die Frage, ob dies der Startschuss für eine neue Altcoin-Season ist – eine Phase, in der Kryptowährungen ausserhalb von Bitcoin den Markt dominieren und überdurchschnittlich performen.
Bitcoin-Dominanz und Altcoin Season Potenzial
Wie immer lohnt es sich, für eine fundierte Einschätzung das grössere Bild in den Blick zu nehmen. Seit der Einführung der US-Bitcoin-ETFs war der Markt stark von Bitcoins Präsenz geprägt. Das digitale Gold konnte seine Marktdominanz von rund 50 auf über 65 Prozent ausbauen. Dieser Anstieg scheint nun ins Stocken zu geraten – ein klassisches Setup für den Beginn einer Altcoin-Season. In früheren Bullenmärkten erreichten alternative Coins in solchen Phasen zeitweise bis zu 70 Prozent Marktanteil.

Fundamentale Treiber für eine Altcoin Season 2025
Ein nachhaltiger Bullenmarkt braucht fundamentale Treiber. Einer davon ist die fortgesetzte Entwertung des Dollars: Um die wachsenden Budgetdefizite zu finanzieren, greift die US-Regierung verstärkt zur Geldschöpfung. Dieses Umfeld stärkt klassische Wertspeicher wie Bitcoin oder Gold. Mit den zusätzlich erwarteten Zinssenkungen dürfte sich dieser Trend nicht abschwächen, sondern vielmehr beschleunigen.
Betrachtet man den restlichen Markt, der sich nach Marktkapitalisierung im Wesentlichen aus Smart-Contract-Blockchains und deren Applikationssektoren wie DeFi sowie aus Stablecoins zusammensetzt, dann braucht es vor allem eines: die breite Adoption der Netzwerke und ihrer Anwendungen. Hier kommt die Roadmap der USA ins Spiel, die unmissverständlich zeigt, dass man zur Krypto-Metropole Nummer 1 aufsteigen will. Das Ende Juli verabschiedete Strategiepapier des Weissen Hauses legt in bisher unerreichter Detailtiefe dar, wie sich der Finanzsektor in einem sicheren Rechtsrahmen effizienter Blockchain-Technologien bedienen soll.
Stablecoins als Gamechanger
Ein zentraler Aspekt ist die tokenisierte Version des Dollars in Form von Stablecoins. Deren ausstehendes Volumen hat mit 230 Milliarden US-Dollar ein neues Allzeithoch erreicht, und gewichtige Finanzinstitute haben bereits angekündigt, eigene Angebote zu lancieren. Damit wird der Dollar weltweit für jeden mit Internetzugang und Wallet verfügbar – ein Gamechanger für das künftige Volumen von Stablecoins. Schon 2024 überstiegen Stablecoin-Abwicklungen im USD-Wert die Volumina von Visa und Eurocard. Abgewickelt wird über öffentliche Blockchains wie Ethereum, Solana oder Tron – und genau diese Netzwerke profitieren direkt, was sich aktuell besonders im Aufschwung von Ethereum zeigt.

Tokenisierte Realwerte
Auch tokenisierte Realwerte befinden sich derzeit auf einem Allzeithoch. Staatsanleihen, private Kredite und Aktien werden zunehmend auf die Blockchain gebracht und damit nicht nur effizienter gesettled, sondern auch rund um die Uhr handelbar. Zum Einsatz kommen dabei ebenfalls öffentliche Blockchains. Ein aktuelles Beispiel ist der Start von xStocks auf Solana im Juni 2025: Seither sind über 60 tokenisierte US-Aktien und ETFs verfügbar, darunter Schwergewichte wie Tesla, Apple, Microsoft, Amazon und Nvidia. Neben Stablecoins entsteht damit ein zweites, schnell wachsendes Anwendungsfeld: die Tokenisierung realer Vermögenswerte. Aktien und ETFs werden weltweit über DeFi-Applikationen direkt zugänglich gemacht – inklusive der Möglichkeit, sie als Sicherheit für Stablecoin-Kredite zu hinterlegen. Die Marktkapitalisierung dieser Real-World-Assets (ohne Stablecoins) liegt derzeit bei rund 26 Milliarden US-Dollar und könnte gemäss Schätzungen von PwC bis 2030 bereits rund 15 Billionen US-Dollar erreichen.

Blockchain als unterschätzte 4-Billionen-Dollar-Technologie
Die Zeichen für eine Altcoin-Season 2025 stehen damit nicht schlecht. Die fundamentale Nutzung und Nachfrage nach Blockchains wird durch die neue Rechtssicherheit in den USA zusätzlich gestützt und eröffnet massives Potenzial. Da die Wirtschaftlichkeit der Abwicklung über Blockchains unübertroffen ist, ist davon auszugehen, dass künftig ein immer grösserer Anteil an Werten direkt über öffentliche Blockchains abgewickelt wird.
Auch die weiterhin expansive Geldpolitik mit bevorstehenden Zinslockerungen schafft ein freundliches Umfeld für Risk Assets. Das Wiedererwachen von Ethereum und des breiteren Marktes kommt daher nicht von ungefähr, und die Chancen auf einen breitgefächerten Anstieg bis zum Jahresende stehen gut. Schlussendlich umfasst die gesamte Marktkapitalisierung der Blockchain-Technologie rund 4 Billionen US-Dollar – und liegt damit noch immer unter dem Wert einzelner grosser Technologiekonzerne.




