Nicht wenige Kryptowährungen haben sich als Pyramidenspiele entpuppt. Wie man an Kurscharts von Steem, Monero, Litecoin oder NEM unschwer erkennen kann, erfuhren diese digitalen Währungen jeweils einen rasanten Preisanstieg, um dann zu einem beliebig anmutenden Zeitpunkt wieder massiv abzusacken. Es scheint, als hätten einige wenige Anfangsinvestoren von einem entsprechenden Hype profitiert, indem sie die eigenen Bestände auf einen Schlag verkauft und so den Marktwert der Währung auf Talfahrt geschickt haben.
Dass sich Anleger und Investoren überhaupt auf technisch kaum verstandene Digitalwährungen einlassen, ist auch der Ausnahmesituation auf den Finanzmärkten geschuldet. Niedrig- bis Negativzinsen lassen die Renditemöglichkeiten vormals lukrativer Vermögensklassen schrumpfen. Auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten sieht sich mancher Investor dazu veranlasst, das für viele noch ominös erscheinende Neuland der Kryptowährungen zu betreten.
Auch dann, wenn man diese nicht wirklich versteht. Wie das Jahr 2016 angedeutet – und das Jahr 2017 bisher bestätigt – hat, verzeichnete die prominenteste Kryptowährung, der Bitcoin, satte Kursgewinne. Während eine in Franken denominierte Investition in den S&P 500 über das Jahr 2016 eine Rendite von 13,5 Prozent einbrachte, erzielte ein in Bitcoin investierter Anleger im gleichen Jahr einen Mehrertrag von 87,5 Prozent.
Wenn auch der Grossteil der Nachfrage nach Bitcoin noch immer spekulativer Natur ist und das Zahlungsvolumen in keiner Relation zum Börsenvolumen steht, so zeigt der Kursanstieg, dass Bitcoin – und generell Kryptowährungen – als ernstzunehmende Anlageklassen angesehen werden können – und nicht als blosser Hype.
Vorerst kein Bitcoin-ETF
Interessant ist, dass die Volatilität der digitalen Währung trotz hoher Kursgewinne stetig sinkt. In den ersten fünf Jahren nach Einführung des Bitcoins 2009 waren Volatilitätswerte von über zehn Prozent keine Seltenheit. Doch insbesondere seit 2015 haben sich die Marktschwankungen verringert. Nimmt man den Dollar als Benchmark, beträgt die Volatilität des Bitcoins fünf Prozent.
Zum Vergleich: Die durchschnittliche Volatilität von Gold gegenüber dem Dollar liegt bei etwa 1,2 Prozent, andere bekannte Papierwährungen schwanken zwischen 0,5 und einem Prozent. Mit der sinkenden Volatilität verliert einer der häufigsten Kritikpunkte an der Kryptowährung zunehmend an Relevanz.
Das Nachlassen der Kursschwankungen ist die Folge höherer Liquidität. Immer mehr Anleger entscheiden sich, Bitcoin zu kaufen. Gleichzeitig hat die Zahl jener Akteure zugenommen, die sich auf den Handel mit Bitcoin spezialisiert haben. Mit der Auswirkung, dass die digitale Währung zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Teilweise notierte der Bitcoin bei über 1200 Franken (aktueller Bitcoin-Kurs).
Für einen kurzzeitigen Kurseinbruch sorgte der Entscheid der US-Börsenaufsicht vom 11. März, einen Bitcoin-ETF abzulehnen. Das war nicht unbedingt zu erwarten: Auf dem Prognosemarkt der Handelsplattform BitMEX wurde die Wahrscheinlichkeit auf 50 Prozent geschätzt. Auch der Kursanstieg auf 1300 Franken kurz zuvor sprach eher für einen positiven Entscheid.
Regulator will mehr Regulierung
Die US-Börsenaufsicht, die Securities and Exchange Commission (SEC), sah es anders: Die wesentlichen Bitcoin-Märkte seien noch zu wenig stark reguliert. Kritiker monierten, dass die Handelsbörsen schon heute Vorschriften zur Geldwäscherei, Kundenidentifikation sowie Kauf und Verkauf einhalten müssen. Sie wiesen zudem darauf hin, dass ein Bitcoin-ETF für mehr Regulierung gesorgt hätte, da eine solche im inhärenten Interesse der Anleger liegen würde.
Mit einer Prise Sarkasmus kommentierten prominente Vertreter der BitcoinCommunity den Entscheid: Dass Bitcoin zu wenig reguliert und kontrolliert werden könne, sei kein Bug, sondern ein Feature. Es läge eben in der Natur von Bitcoin, schwer regulierbar zu sein. Die Institutionalisierung mittels ETF sei auch deshalb abgelehnt worden, so ein Teil der Bitcoin-Anhänger, weil die Kryptowährung in letzter Zeit derart stark geworden ist.
Kenner attestieren der digitalen Währung das Potenzial, Zentralbanken und deren Zahlungsmittel ernsthaft zu konkurrieren, vielleicht sogar abzulösen. Eine Angst, die bei der Entscheidungsfindung zumindest im Hinterkopf mitgeschwungen haben könnte. Ob die Befürchtungen seitens der oft ideologisch motivierten Bitcoin-Sympathisanten stimmen oder ob die SEC den Bitcoin Markt eines Tages doch als ausreichend reguliert einstufen wird, kann nur die Zeit zeigen.
Im Verlauf des Jahres wird die US-Börsenaufsicht über die Zulassung von weiteren auf Bitcoin lautenden ETF befinden. Jene Kreise, die gerne einen amerikanischen Bitcoin-ETF gehabt hätten, vertrösten sich mit dem Hinweis, dass die Genehmigungen von Kupfer- und Gold-ETF ebenfalls mehrere Jahre gedauert hätten. Mit dem Unterschied, dass Kupfer und Gold physisch bereitgestellt werden können.
Aus Sicht der SEC ist das neben der Regulierung eine zweite Voraussetzung. Diese wird der Bitcoin jedoch nie erfüllen können. Wenn der Bitcoin-ETF in den USA Realität werden soll, wird die Börsenaufsicht bei ihren Standards Abstriche machen müssen. Innerhalb der Bitcoin-Community schien man über den Entscheid ohnehin wenig enttäuscht. Wäre der ETF genehmigt worden, hätte der regulatorische Druck sicherlich zugenommen. Manch ein institutioneller Investor hätte dann wohl wunde Punkte ausfindig gemacht, die es zu regulieren gegolten hätte, so Stimmen aus der Community.
Technologischer Fortschritt zentral
Am Tag nach der Entscheidung schien sich der Bitcoin-Kurs bereits von der Nichtgenehmigung erholt zu haben. Mittlerweile (Stand 22.3.17) hat der Kurs gegenüber dem Schweizer Franken jedoch um über 150 Franken nachgelassen. Nachhaltig schwächen wird das den Bitcoin wohl kaum. Zwar hätte ein ETF Privatanlegern einen Weg geschaffen, bequem in Bitcoins zu investieren. Auch institutionellen Anlegern hätte er die Möglichkeit eröffnet, im grossen Stil in den Bitcoin-Markt vorzustossen.
Dies hätte den Kurs steigen lassen – und davon hätte nicht nur der gemeine Anleger profitiert. Durch den steigenden Wert der Bitcoin-Vermögen der Software-Entwickler wären mehr Ressourcen für die technologische Weiterentwicklung der Kryptowährung zur Verfügung gestanden. Dieses Szenario wäre insofern positiv gewesen, da es letzten Endes auch der technologische Fortschritt ist, der über die Zukunft der digitalen Währung entscheiden wird. Doch auch ohne ETF wird die Entwicklung nicht stehen bleiben. Die Bitcoin-Evolution ist von einer gehörigen Portion Idealismus hochtalentierter TechNerds getrieben.
Es darf davon ausgegangen werden, dass der Fortschritt dieser Technologie weniger geldabhängig ist als in anderen Bereichen. Wer sich in der Community umhört, hört von vielen Plänen, Bitcoin weiter zu verbessern. Allen voran besteht eine hitzige Debatte darüber, ob und wie man die Anzahl Transaktionen pro Sekunde erhöhen sollte. In diesem Zusammenhang spitzt sich auch die Diskussion um einen möglichen «hard fork» zu. Gemeint ist eine Änderung im Bitcoin-Protokoll mit der Folge, dass sich das Bitcoin-Netzwerk spalten würde. Neu gäbe es dann zwei Varianten des Bitcoins, die unterschiedlichen Grundregeln folgten.
Diese Kontroverse könnte auch für den Kursverfall der letzten Tage mitverantwortlich sein. Anleger, die auf einen Bitcoin-ETF gehofft hatten, sollten ob der Entscheidung der US-Börsenaufsicht nicht enttäuscht sein. Es bestehen mehrere Möglichkeiten, in Bitcoin zu investieren. Nebst dem Direktkauf ist es möglich, über den Kauf von Wertpapieren am Bitcoin-Kurs zu partizipieren.
Eines dieser Produkte ist das Tracking-Zertifikat der Bank Vontobel. Dieses bildet den Kurs von Bitcoin ab, wird an der Schweizer Börse gehandelt und hat eine Laufzeitbeschränkung bis Sommer 2018. Es ist davon auszugehen, dass die Vontobel ein Folgeprodukt anbieten wird, da das derzeitige auf grossen Anklang stösst. Web-Link: Tracking-Zertifikat der Bank Vontobel Bitcoin-Fonds von EXANTE Des Weiteren gibt es einen Bitcoin-Fonds, der durch die Behörden Maltas reguliert ist. Angeboten wird dieser von EXANTE, einem Dienstleistungsunternehmen im Investitionsbereich.
Dieser Artikel ist zuerst in 10×10 erschienen, die führende Infoplattform für ETF & Indexinvesting.