Nach einem Höchststand nahe 126'000 USD Anfang Oktober hat Bitcoin in den vergangenen vier Wochen einen scharfen Rückgang von über 20% erlebt und ist dabei erstmals seit April kurzzeitig unter 84'000 USD gefallen.
Dieser deutliche Kursrutsch hat Hunderte Milliarden an Marktwert im gesamten Krypto-Sektor ausgelöscht, viele überrascht und eine entscheidende Frage aufgeworfen. Stehen wir vor einem Markthoch - oder vor einer gesunden, notwendigen Korrektur? Der Abverkauf ist besonders bemerkenswert, da er Bitcoin inmitten historischer Zuflüsse in Spot-ETFs und einer beschleunigten institutionellen Adoption aus seinem scheinbar gefestigten Platz im Mainstream-Finanzsystem reisst. Nun, da die Marktstimmung von Euphorie zu Angst kippt (der Crypto Fear and Greed Index liegt derzeit bei niedrigen 19), stellen sich Händler auf anhaltende Volatilität ein.
Ist dies der Beginn eines Bärenmarkts?
Während der aktuelle Ausverkauf zweifellos schmerzhaft ist, sollte er nicht mit einem echten Bärenmarkt verwechselt werden, der üblicherweise durch katastrophale systemische Zusammenbrüche definiert wird. Zur Einordnung: Der Krypto-Winter 2022 sah einen Bitcoin-Einbruch von 77% (von 69'000 auf 15’768 USD), ausgelöst durch die Luna-Implosion, den FTX-Betrug und die Celsius-Insolvenz – eine existenzielle Krise für die gesamte Anlageklasse. Die aktuelle Preiskorrektur hingegen ist ein Lehrbuchbeispiel für ein typisches Bullenmarktverhalten. Ihr Ausmass entspricht früheren Konsolidierungsphasen, vergleichbar mit der 40%-Korrektur im September 2017 und dem 53%-Crash im Mai 2021, die beide explosive Rallyes zu neuen Allzeithochs einleiteten.
Anders als 2022 ist die fundamentale Infrastruktur, die Bitcoin trägt, robust und verbessert sich weiter. Bitcoin-ETFs halten aktuell 128 Milliarden USD (entspricht 1.33 Millionen BTC), öffentlich gehandelte Unternehmen besitzen über 800’000 BTC und die Hashrate von Bitcoin liegt trotz sinkender Miner-Profitabilität auf einem Rekordniveau. Zudem hat eine kryptofreundliche US-Regierung vorherige regulatorische Hürden rückgängig gemacht. Wenn die Angst extreme Werte erreicht, während gleichzeitig die Fundamentaldaten stärker werden, deutet die Historie auf eine bedeutende Chance hin.
On-Chain-Signale deuten auf aggressive Akkumulation hin
Während Privatanleger typische Kapitulationsmerkmale zeigen, offenbaren On-Chain-Daten, dass institutionelle Akteure und andere Grossinvestoren die Schwächephase aggressiv zur Akkumulation nutzen. Laut CryptoQuant haben Grosshalter – sogenannte Whales – in den vergangenen 30 Tagen über 375’000 BTC aufgekauft. Die Woche vom 13. November verzeichnete die zweitgrösste wöchentliche Whale-Akkumulation des Jahres 2025 mit mehr als 45’000 BTC. Dieses Muster erinnert an die Akkumulationsphase im März 2025, die unmittelbar der Rallye zu den Allzeithochs vorausging.
Auch das Verhalten der Miner stärkt die Überzeugung. Obwohl der Hash-Preis ein Fünfjahrestief erreicht hat und operative Margen auf 48% gefallen sind, entscheiden sich Miner dafür, zu halten statt zu verkaufen. Die täglichen Abflüsse von Minern fielen von 23’000 BTC im Februar 2025 auf nur noch 3’672 BTC im November 2025. Satoshi-era-Miner zeigen ebenfalls deutliches Vertrauen: Sie verkauften im gesamten Jahr 2025 lediglich 150 BTC – verglichen mit 10’000 BTC im Jahr 2024, einem Rückgang von -98.5%.
Ein weiterer starker Indikator ist der enorme Kapitalpool, der an der Seitenlinie steht. Das gesamte Stablecoin-Angebot ist auf 252 bis 303 Milliarden USD gestiegen, wobei allein im ersten Halbjahr 2025 rund 48 Milliarden USD neu in Umlauf kamen. USDC wuchs seit der US-Wahl um 25 Milliarden USD, während Bitcoin korrigierte – ein klares Zeichen dafür, dass Kapital bereit zur Allokation ist. Dieses ungenutzte Kapital, das weiterhin auf Börsen liegt, repräsentiert latenten Kaufdruck, und steigende Stablecoin-Bestände gingen historisch grösseren Rallyes um Wochen voraus. Stablecoins verarbeiten heute über 27 Billionen USD pro Jahr – mehr als Visa und Mastercard zusammen.
Extreme Angst ging historisch massiven Rallyes voraus
Der Crypto Fear & Greed Index fiel am 18. November auf einen Wert von 11. Werte in diesem Extrembereich wurden zuletzt während des FTX-Kollapses im November 2022 und des COVID-Crashs im März 2020 erreicht. Die aktuelle Marktsituation unterscheidet sich jedoch grundlegend von diesen Ereignissen. Während des COVID-Einbruchs im März 2020, als der Index auf 8 fiel, lag Bitcoin bei rund 4’000 USD und stieg innerhalb des folgenden Jahres auf über 60’000 USD. Nach dem Extremwert vom September 2024 bei 53’000 USD verdoppelte sich Bitcoin innerhalb von drei Monaten auf 106’000 USD. Nach dem Februarwert von 10 im Jahr 2025 bei 75’000 USD stieg Bitcoin innerhalb von vier Wochen um 25% und erreichte später neue Hochs. Historisch betrachtet führen Werte unter 20 zu durchschnittlichen 15-Tage-Gewinnen von mehr als 22%, während 3- bis 12-Monats-Renditen häufig im Bereich von 200% bis 300% liegen.
Die jüngste Liquidationskaskade von 20 Milliarden USD seit dem 10. Oktober war zwar schmerzhaft, stellte jedoch ein notwendiges Deleveraging dar. In Wahrheit hat dieser Prozess die schwachen Hände und spekulativen Exzesse aus dem Markt gespült, überhebelte Positionen beseitigt und die gesamte Marktstruktur zurückgesetzt. Historisch betrachtet wurden frühere Bullenmärkte häufig von solchen Bereinigungsschüben eingeleitet. Für informierte, langfristige Anleger sollte dieser Reset daher nicht als Warnsignal verstanden werden – sondern als klassische, notwendige Voraussetzung dafür, dass der makroökonomische Bullenzyklus seinen Aufwärtstrend fortsetzt.








