Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Bitcoin wird mit seiner Beschaffenheit einer programmierten Knappheit zunehmend als Inflationsabsicherung sowie zur Portfoliodiversifikation wahrgenommen und eingesetzt. Die einzigartigen Eigenschaften der Kryptowährung beschränken sich jedoch nicht nur auf die beispiellose proprietäre Geldpolitik. Ein dezentrales, zensurresistentes und erlaubnisloses Zahlungsnetzwerk öffnet insbesondere in Entwicklungsländern mit einer nicht vorhandenen oder unzugänglichen Finanzinfrastruktur neue Türen. Im Juni erklärte die Regierung von El Salvador, sich ebenjene Eigenschaften zunutze zu machen. Der südamerikanische Staat verabschiedete ein Gesetz, das Bitcoin zu einer dem US-Dollar ebenbürtigen Zahlungswährung befördert. El Salvador verspricht sich dabei eine höhere Wirtschaftsinklusion der Population ohne Bankverbindung – aktuell rund 70% – und einen effizienteren Zahlungsverkehr im In- und Ausland. Während die Anwendung des Gesetzes näher rückt, wächst jedoch auch Kritik aus der Bevölkerung. Hunderte von Demonstranten zeigten sich in den letzten Wochen auf den Strassen, um sich gegen die Implementierung der Kryptowährung auszusprechen. Kritiker argumentieren, dass die Einführung von Bitcoin die Finanzkrise El Salvadors noch verschärfen und die grassierende Korruption im Land weiter anheizen könnte. Die offizielle Aufnahme der Kryptowährung ist auf den 7. September geplant und stellt weltweit das erste Unterfangen einer landesweiten Zahlungsadoption dar.
Auch im Mittleren Osten ist man auf die neuen Möglichkeiten, die Bitcoin mit sich bringt, aufmerksam geworden. Iran hat seit geraumer Zeit mit einem vollständigen Wirtschaftsembargo der Vereinigten Staaten zu kämpfen. Jegliche Ein- und Ausfuhren, insbesondere in den Wirtschaftszweigen des Öl- und Bankensektors sind davon betroffen. Entsprechend setzt die Regierung Irans seit einiger Zeit auf die Blockchain-Technologie. Bereits 2019 wurde das Mining von Kryptowährungen legalisiert, im Jahr darauf wurden über tausend Lizenzen ausgesprochen. Darüber hinaus verpflichtete sich der Staat, einen Teil der Erdöl- und Erdgasressourcen den lokalen Minern in Form von subventionierten Stromkapazitäten zur Verfügung zu stellen. Durch die wirtschaftliche Integration von Kryptowährungen erhofft sich die Regierung zukünftig losgelöster vom Embargo agieren zu können. Bisher scheint die Strategie zu funktionieren. Rund 5% aller neu geschürften Bitcoins stammen zurzeit aus dem Iran, wovon wiederum ein Grossteil für die Bezahlung von Importgütern genutzt wird.
Seit Dezember 2020 bieten insbesondere etliche renommierte US-Finanzinstitutionen ihren Kunden Dienstleistungen rund um digitale Vermögenswerte an. Meist beschränkten sich die Angebote allerdings auf institutionelle und vermögende Kundschaft. Privatkunden sind in der Regel von den erweiterten Dienstleistungen ausgeschlossen. Diesen Umstand will die Retailbank "Vast Bank" zukünftig ändern. Als erste staatlich anerkannte Bank bietet die Finanzinstitution allen Kunden die Möglichkeit, Kryptowährungen unmittelbar aus dem Zahlungskonto zu erwerben. Besonders Krypto-interessierte Klienten, die nicht über genügend Wissen zum direkten Kauf und der Verwahrung von digitalen Assets verfügen, sollen von diesem Angebot profitieren. Die Entscheidung folgte gemäss der Bank auf eine ausserordentliche Kundennachfrage. Über 60 Prozent aller Konteninhaber zeigten sich bei einer internen Umfrage interessiert.
Dank Politik und Regulation entstand in der Schweiz früh die nötige Rechtssicherheit für ein blühendes Ökosystem rund um Blockchain und Kryptowährungen. Erste Firmenansiedlungen im Kanton Zug sorgten schon bald für die Prägung des Begriffs "Crypto Valley" in Anlehnung an das "Silicon Valley". Mittlerweile hat das Ökosystem in verschiedene Branchen expandiert und auch geografisch ist das Crypto Valley weit über den Raum Zug hinausgewachsen. In den letzten zwei Monaten hat sich abermals einiges getan. Die Deutsche Börse erwarb eine Mehrheitsbeteiligung am Schweizer Startup Crypto Finance im dreistelligen Millionenbereich und erste Firmen haben einen Blockchain-fokussierten Lehrgang ins Leben gerufen. Ein Zuger Risikokapitalgeber expandiert nach Südafrika und die Universität Basel macht ihren Blockchain-Bachelor-Studiengang frei zugänglich.
Ausserdem: Anfang August wurde das lang erwartete "London Upgrade" in die Ethereum-Blockchain implementiert. Darin enthalten ist auch der Protokoll-Verbesserungs-Vorschlag EIP-1559. Durch eine Erneuerung der Gebührenstruktur bekommt die zugrunde liegende Kryptowährung Ether eine neue wirtschaftliche Struktur. Da ein Teil der Transaktionsgebühren vernichtet wird, sinkt die Inflationsrate der digitalen Währung. Eine hohe Nutzung des Netzwerks führt aus diesem Grund zu einer Reduktion der neu geschaffenen Token. Seit der Einführung von EIP-1559 vor einem Monat wurden bereits Ether im Umfang von mehr als $750 Mio. "verbrannt", was einer 50%igen Minderung der Inflationsrate entspricht.
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Redaktion CVJ.CH
Selektierte Artikel im Wochenrückblick:
Während die Bitcoin-Integration El Salvadors näher rückt, zeigen sich einige Bürger besorgt.
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Die iranische Regierung setzt auf Bitcoin, um sich dem Wirtschaftsembargo zu entziehen.
Erstmals wird es für US-Privatkunden möglich, Kryptowährungen direkt aus dem Zahlungskonto zu erwerben.
Ein Überblick zu den jüngsten Entwicklungen aus dem Crypto Valley.
Das letzte Upgrade der Ethereum-Blockchain entfaltet seine inflationsmindernde Natur.
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