Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Selektierte Artikel der Woche:
An Weihnachten 2020 reichte die US-Börsenaufsicht (SEC) in ihrem bis damals grössten Krypto-Fall eine Klage gegen Ripple ein. Die Behörde vertat die Ansicht, das Unternehmen habe durch den öffentlichen Verkauf der Kryptowährung XRP ein nicht-registriertes Wertpapier an US-Kunden angeboten. Drei Jahre und rund 200 Mio. USD Rechtskosten für die Verteidigung später fällt das erste Urteil. Der XRP-Token als solches erfülle nicht die Anforderungen des Howey-Tests, entschied ein New Yorker Bezirksgericht. Der öffentliche Vertrieb der Kryptowährung über Handelsbörsen sei deshalb nicht als Wertpapierangebot einzustufen. Das Angebot an institutionelle Anleger hingegen könnte die Anforderungen erfüllen; für Ripple also ein Teilsieg. Über den Einzelfall hinaus bietet das Urteil erstmals gerichtliche Anhaltspunkte darüber, wie der Howey-Test auf digitale Assets anzuwenden ist. Der abschliessende Rechtsspruch, der „zu gegebener Zeit“ in einem gesonderten Gerichtsverfahren erfolgt, wird deshalb einen grundlegenden Präzedenzfall für die Regulierung der Branche schaffen.
Ein US-Gericht entschied, der XRP-Token erfülle nicht die Anforderungen des Howey-Tests und sei somit nicht als Wertpapier einzustufen.
Die Krypto-Märkte interpretierten das Urteil im Ripple-Fall als enormen Sieg für die Branche. Der XRP-Token wurde zeitweise +100% höher gehandelt als nur wenige Stunden zuvor. Doch auch andere „Altcoins“ – alternative Kryptowährungen – profitierten stark von der Entscheidung. Schliesslich stufte die Wertpapieraufsicht (SEC) über die vergangenen Monate über 15 Token als nicht-registrierte Wertpapiere ein. Dank dem Teilsieg für Ripple stehen die Chancen für diese Projekte gut, sich gegen die SEC behaupten zu können. Solana (SOL), Cardano (ADA), Polygon (MATIC), aber auch Anteile der Kryptobörse Coinbase (COIN) verzeichneten einen täglichen Anstieg von +25%.
Regelmässiger Marktkommentar zum Geschehen auf den Kryptomärkten, zusammengefasst vom Crypto Broker Team der Crypto Finance AG.
Seit einigen Jahren ist eine allmähliche Integration digitaler Assets in die traditionelle Finanzwelt zu beobachten. Insbesondere die US-Finanzgiganten wie BlackRock, Fidelity, JP Morgan aber auch europäische Traditionsinstitute wie die Deutsche Bank positionieren sich über eigene Angebote. In der Schweiz gehen die etablierten Bankenhäuser die neue Anlageklasse eher langsam an. Durch die Teilnahme an Schulungen und Workshops, die sowohl intern als auch von externen Anbietern zur Verfügung gestellt werden, bauen diverse Privat- und Kantonalbanken ein erstes Fundament durch die Ausbildung ihres Personals. Ein Engagement der Schweizer Finanzinstitutionen ist also durchaus zu beobachten, wenn auch in anderer Form als Übersee.
Während Wall Street Banken zunehmend in den Krypto-Bereich finden, erscheinen auch die Schweizer Finanzhäuser an Lehrgängen wie dem CCFE.
Das „Web 3.0“ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem dominanten Schlagwort in der Tech- und Krypto-Branche entwickelt. Der Begriff steht für die Vision eines dezentralisierten Internets, das Individuen befähigt und Drittparteien durch die Blockchain-Technologie ersetzt. Das Web 3.0 umfasst die Entwicklung dezentraler Anwendungen (dApps), digitaler Währungen und Smart Contracts, die eine höhere Transparenz, Kontrolle der Nutzer über ihre Daten und digitalen Vermögenswerte ermöglichen. Laut der EU-Kommission handelt es sich hierbei nur um die Vorstufe eines „Web4.“ Diese vierte Iteration des Internets umfasse auf Basis der künstlichen Intelligenz das Internet of Things (IoT), vertrauenswürdige Blockchain-Transaktionen, virtuelle Welten sowie weitgehende XR-Funktionen (ein Überbegriff für Augmented Reality, Virtual Reality, und Mixed Reality). Mit dem Web 4.0 werde eine vollständige Verschmelzung der digitalen und physischen Welten erfolgen.
Die EU-Kommission hat ein neues Stragiekonzept für das aufkommende „Web 4.0“ sowie virtuelle Welten beschlossen.
Ausserdem: In der Blockchain-Branche findet der Slogan „Code is Law“ (dt. = Code ist Gesetz) häufig Anklang. Der Ausdruck beschreibt die Idee, dass in dezentralen Systemen die geltenden Regeln und Vorschriften automatisch durch den zugrunde liegenden Code durchgesetzt werden. Eine herkömmliche Rechtsaufsicht würde dadurch überflüssig. Doch ein Gerichtsprozess gegen den Hacker eines DeFi-Protokolls zeigt, dass die Strafverfolgungsbehörden eine andere Ansicht vertreten. Der 34-jährige Entwickler Shakeeb Ahmed nutzte eine Schwachstelle in der öffentlichen Software der dezentralen Börse Crema Finance aus, um 9 Mio. USD an Nutzergeldern zu entwenden. Nun drohen ihm bis zu 20 Jahre Gefängnis, die Klage der US-Staatsanwaltschaft umfasst Drahtbetrug und Geldwäscherei.
Der Gerichtsfall des Crema Finance Hackers beweist, dass der Slogan „Code ist Gesetz“ auch in der DeFi-Welt nicht immer zutrifft.