Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Selektierte Artikel der Woche:
Stablecoins sind Kryptowährungen, die in erster Linie an Fiatwährungen wie den US-Dollar gebunden sind. Sie sind für das Krypto-Ökosystem von entscheidender Bedeutung, da sie eine Brücke zwischen dem traditionellen Finanzwesen und dem dezentralen Finanzwesen (DeFi) bilden und den Nutzern den Zugang zu den Vorteilen der Blockchain-Technologie ohne die Volatilität herkömmlicher Kryptowährungen ermöglichen. Um die Stabilität zu gewährleisten, halten die führenden Emittenten von Stablecoins 1:1-Reserven in Barmitteln bei renommierten Finanzinstituten. Die Überprüfung dieser Einlagen erfolgt bei regulierten Akteuren wie Circle Financial (USDC) jährlich durch einen „Big Four“-Wirtschaftsprüfer. Allerdings bleibt das Kontrahentenrisiko der Banken bestehen, wie der Vorfall über das vergangene Wochenende eindrücklich demonstrierte. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) – die grösste Bankenpleite seit der Finanzkrise 2008 – hatte massgebende Auswirkungen auf die Deckung des zweitgrössten Stablecoins USDC. Die seit letztem Freitag insolvente Bank verwahrte rund 8% der Reserven des Blockchain-Dollars. Inmitten der darauffolgenden Panik stürzte USDC auf unter 88 Cents ein. Durch die staatliche Rettung der Silicon Valley Bank wurde die Bindung des Stablecoins zwar wiederhergestellt, der Vertrauensverlust in den Subsektor der Kryptobranche ist jedoch nicht zu unterschätzen.
Eine ausführliche Blockchain-Analyse der chaotischen Marktdynamik während dem Bindungsverlust des USDC-Stablecoins.
Für Kryptounternehmen wie Börsen und Investmentfirmen sind Bankkonten von entscheidender Bedeutung, da sie für Fiatwährungstransaktionen Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen benötigen. In den USA bedienten sich diese Unternehmen vor allem an drei kryptofreundlichen Finanzinstituten: der Silvergate Bank, der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank. Diese Banken boten den Kryptofirmen eine entscheidende Brücke zum Fiat-System, die ihnen andere Institutionen nicht gewährten. Innerhalb einer Woche schlossen jedoch sowohl Silvergate als auch SVB aufgrund eines klassischen Missverhältnis zwischen Aktiva und Passiva (engl. = Asset-Liability-Mismatch) ihre Türen. Was dann über das vergangene Wochenende folgte, traf die Branche deshalb tief. In einer gemeinsamen Stellungnahme des US-Finanzministeriums, der Federal Reserve und der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) zur Situation rund um die insolvente Silicon Valley Bank kündigten die Aufsichtsbehörden die Schliessung der Signature Bank an. Der Entscheid diene zum Schutz der Einleger – eine ausführlichere Erklärung liess sich nicht auffinden. Die Schliessung des letzten der drei kryptofreundlichen US-Finanzinstituten löste Spekulationen von Branchenvertretern aus, wonach dies ein direkter Angriff der Industrie sei. Die Behörden verneinten jedoch diese Vorwürfe in verschiedenen Stellungnahmen.
Die Schliessung der Signature Bank, die Dienstleistungen für mehrere Krypto-Firmen erbrachte, bedeutet einen weiteren deutlichen Rückschlag.
Das regulatorische Umfeld für Kryptofirmen in den Vereinigten Staaten hat sich in jüngster Zeit zunehmend verschärft. Einerseits erschwert der Kollaps der bereits erwähnten kryptofreundlichen Finanzinstitutionen die Suche nach einem zuverlässigen Bankpartner. Andererseits handeln auch die US-Regulierungsbehörden aggressiver als je zuvor. Die Securities and Exchange Commission (SEC), die für die Regulierung der Wertpapiermärkte in den USA zuständig ist, befindet sich in zahlreichen Rechtsstreiten mit Kryptofirmen und hat die Absicht angekündigt, fast alle Kryptowährungen nach US-Wertpapierrecht zu regulieren. Auch andere Behörden wie die Federal Reserve (Fed), das Office of the Comptroller of the Currency (OCC) und die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) haben sich explizit gegen Geschäfte mit der Branche ausgesprochen. Diese Entwicklungen veranlassen viele US-Kryptofirmen, eine Abwanderung ins Ausland zu erwägen. Als attraktiver Standort bietet sich dabei die Schweiz an. Der Binnenstaat im Herzen Europas ist seit Jahrhunderten als Bank- und Finanzplatz bekannt. Mit einem günstigen regulatorischen Umfeld, einer fortschrittlichen Infrastruktur und einer wachsenden Gemeinschaft von Blockchain-Enthusiasten hat sich die Schweiz zu einer Drehscheibe für Krypto-Unternehmen aus der ganzen Welt entwickelt.
Das regulatorische Umfeld in den USA wird unsicher für Krypto-Unternehmen, weshalb sich viele in die kryptofreundliche Schweiz flüchten.
Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) sind digitale Varianten von Landeswährungen, die von Notenbanken ausgegeben und abgesichert werden. CBDCs werden unter Währungshütern für ihr Potenzial als Lösung zur Verbesserung der finanziellen Integration, zur Steigerung der Effizienz von Zahlungssystemen und zur Vereinfachung der Umsetzung von Geldpolitik als attraktiv erachtet. Während Zentralbanken weltweit die Einführung von CBDCs für den täglichen Zahlungsverkehr in Erwägung ziehen, sieht die Schweizerische Nationalbank (SNB) Innovationen auf diesem Gebiet als Sache der Privatwirtschaft an. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hat diese Herausforderung angenommen und beschreibt in einem Whitepaper zum „Buchgeld-Token“ (BGT) einen Franken-Stablecoin, der von den führenden Schweizer Banken als gemeinsames Projekt ausgegeben würde. Eine Zusammenfassung.
Die SBVg möchte Buchgeld digitalisieren und mit einem von Banken gedeckten digitalen Franken (BGT) den Schweizer Zahlungsverkehr fördern.
Ausserdem: Das Blockchain-Trilemma stellt die Herausforderung dar, drei grundlegende Eigenschaften in einem Blockchain-System gleichzeitig zu erreichen: Sicherheit, Skalierbarkeit und Dezentralisierung. Ethereum, die zweitgrösste Blockchain-Plattform nach Bitcoin, kämpft notorisch mit dieser Problematik. Die Plattform erlaubt Entwicklern die Erstellung dezentraler Anwendungen (dApps), die eine hohe Rechenleistung erfordern, was zu langsamen Transaktionsverarbeitungszeiten und hohen Gebühren führen kann. Um diese Herausforderung zu meistern, wurden Skalierungslösungen wie „Optimistic Rollups“ entwickelt. Optimistic Rollups stellen eine Layer-2-Skalierungslösung dar, die Transaktionen ausserhalb der Kette zusammenfassen und nur in regelmässigen Abständen einen Bündel an die Hauptkette weiterleiten. Dieser Ansatz reduziert die Transaktionsgebühren erheblich und erhöht die Skalierbarkeit, während das gleiche Niveau an Sicherheit und Dezentralisierung beibehalten wird. Für das führende Optimistic Rollup Arbitrum beginnt mit der Ausgabe eines eigenen Governance-Token (ARB) ein neues Kapitel.
Arbitrum verteilt durch einen Airdrop ihren Governance Token ARB an die Nutzer und übergibt damit das Protokoll an eine DAO.