Ein kürzlich erschinener WSJ-Bericht wirft Tether erneut mangelnde Liquidität für seinen Stablecoin USDT vor. Doch laut dem Unternehmen, das bereits seit einigen Jahren unter Beschuss steht, sind alle offenen Kredite stark überbesichert. Der führende Stablecoin sei somit vollständig gedeckt.
Das Wall Street Journal stellt in einem Bericht fest, dass Tether seine Darlehen nicht offenlegen möchte. Ausserdem wird die längerfristige Liquidität des Unternehmens in Frage gestellt, um Rücknahmen zu ermöglichen. Die Bedenken kommen, nachdem eine der grössten Krypto-Börsen (FTX) diesen Monat Konkurs nach Kapitel 11 angemeldet hat. Das WSJ unterstreicht, dass der anschliessende Marktrückgang die Sicherheiten von Tether verwässert haben könnte. In dem Bericht wird auch angemerkt, dass Tether nicht sagen will, wie hoch der Marktwert der Kredite ist oder ob die Sicherheiten Kryptowährungen umfassen.
Eine lange Geschichte von Kontroversen
Tether hat seit langem Probleme mit den Aufsichtsbehörden. Schon während der Terra Luna-Krise und dem von 3AC ausgelösten Marktzusammenbruch kamen Fragen zu Tethers Reserven auf. Die FTX-Pleite hat die Sorgen um den nach Marktkapitalisierung grössten Stablecoin wieder aufleben lassen, vor allem, da Informationen über die Rolle des FTX-Tokens FTT Licht auf die überschuldete Position des Unternehmens geworfen haben. Abgesehen davon verlor USDT nach der Krise auch kurzzeitig seine Dollarbindung. Allerdings argumentierte Tether:
Der Stablecoin-Emittent bekräftigte, dass seine Liquidität schnell wächst. So bestünden 82.45% der Reserven aus US-Treasury-Anleihen und anderen Bargeldäquivalenten. Weiter heisst es, das WSJ übersehe, dass ein spekulativer Preisrückgang irrelevant sei. Tether zufolge stellen diese Rückgänge lediglich den Wechselwert und nicht den Rückzahlungswert der zugrunde liegenden Sicherheiten dar.
Darüber hinaus äusserte sich das Journal besorgt darüber, dass Tether seine Token verleiht, anstatt sie gegen Bargeld zu verkaufen. Tether verglich dies jedoch mit dem, was Geschäftsbanken mit ihren Kunden tun. Das Unternehmen wies auch darauf hin, dass wenn ein Kunde einer Privatbank kurzfristige Liquidität benötigt und zusätzlich ein wichtiges Anlageportfolio besitzt - das er nicht verkaufen möchte - bittet der Kunde darum, sein Portfolio für die kurzfristige Liquidität zu verpfänden.
Selbstrechtfertigungen gehen weiter
Dies ist nicht der erste Vorfall, bei dem Tether auf Artikel reagiert, die seine Finanzberichte in Frage stellen. Anfang August hatte Tether das WSJ beschuldigt, "falsche Informationen" zu verbreiten. Dies geschah, nachdem die Nachrichtenorganisation behauptet hatte, Hedgefonds würden Tether aufgrund seiner schlechten finanziellen Lage leerverkaufen (engl. "shorting"). Der Stablecoin wehrte sich in diesem Jahr auch gegen Bloomberg, nachdem das Nachrichtenportal schwerwiegende Anschuldigungen gegen ihn erhoben hatte. Der Emittent bezeichnete den Bericht jedoch als "fragwürdig".
[THREAD] If the trolls are right, and Tether is a Ponzi scheme, it would be larger than Bernie Madoff’s. So we set out to solve the mystery.
Takeaways from our search for the billions of U.S. dollars supposedly backing the world’s most popular stablecoin https://t.co/NfsjHo9W99
— Businessweek (@BW) October 7, 2021
Letztes Jahr wurde Tether von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) mit einer Geldstrafe in Höhe von 41 Millionen Dollar belegt. Der Grund: Tether hatte behauptet, immer vollständig durch den Dollar gedeckt zu sein - was zu einem bestimmten Zeitpunkt in 2018 nicht stimmte. Seitdem hat Tether seine finanzielle Position abgesichert. Das Unternehmen erklärte erneut, dass es nicht mit dem Geld seiner Kunden spiele, sondern seine Reserven genau verwalte und dies auch weiterhin tun werde. Unterdessen steckt die Plattform erneut in rechtlichen Schwierigkeiten. Einem Beitrag von Bloomberg zufolge prüft das Justizministerium einen möglichen Fall von Bankbetrug gegen Tether und seine Schwesterorganisation Bitfinex.