Die Ankündigungen diverser US-Kryptobörsen beunruhigen Anleger global. Coinbase reduziert in diesen schwierigen Zeiten die Ausgaben für neue Projekte und Personal, Gemini wird 10% seiner Mitarbeiter entlassen und FTX diversifiziert in den Aktienhandel. Funktioniert ihr Geschäftsmodell auch in unruhigen Märkten?
Sowohl Gemini als auch Coinbase verkleinern ihre Teams. Zusätzlich reduzieren sie ihre Ausgaben, um einen vorherstehenden "Krypto-Winter" abzuwarten. Dies folgt auf ein schwieriges Quartal mit signifikant tieferen Umsätzen für Kryptobörsen rund um den Globus, die den zusammengebrochenen Volumina zuzuschreiben sind.
Reduktion auf das Wesentliche
Neben den Plänen etwa 10% der Belegschaft zu entlassen, wird sich Gemini nur noch auf Projekte konzentrieren, die für ihre Mission und Vision wesentlich sind. Dabei ist unklar wie viele Mitarbeiter genau entlassen werden. Es sollen etwa 100 Mitarbeiter von den Kürzungen betroffen sein. In einer Memo an die Angestellten begründeten die verantwortlichen Winklevoss-Brüder mit turbulenten Marktbedingungen, die noch eine Weile anhalten könnten. Doch Gemini ist mit seinem Bedarf an Skalierbarkeit nicht allein.
Mit derselben Begündung erklärt Coinbase, dass die aktuellen Marktbedingungen das Unternehmen dazu veranlassen, den Einstellungsstopp für neue Mitarbeiter zu verlängern und damit die Mitarbeiterzahl bis Ende 2022 nicht mehr verdreifachen zu wollen. Zusätzlich werden die Arbeiten an einer Reihe geplanter Angebote eingestellt, bevor sie effektiv begonnen wurden. Das Unternehmen hat angedeutet, dass diese Änderungen in dem Bemühen geschehen, das Unternehmen zu erhalten und langfristig stärker zu machen. Eines scheint unter vielen Führungskräften sicher zu sein: Der Markt wird sich wahrscheinlich nicht so schnell erholen. Die Verwaltung des Personalbestands wird als Hauptschwerpunkt bei der Kostensenkung angeführt.
"Als Reaktion auf die aktuellen Marktbedingungen und die laufenden Bemühungen zur Priorisierung des Geschäfts werden wir unseren Einstellungsstopp sowohl für neue als auch für Nachbesetzungen auf absehbare Zeit verlängern und eine Reihe von angenommenen Angeboten zurückziehen." - L. J. Brock, Chief People Officer bei Coinbase
Weniger Handel, weniger Gewinn
Kryptobörsen machen einen Grossteil des Gewinns mit Handelsgebühren. Der massive Abschwung auf den Kryptomärkten in diesem Jahr wird sich auf diese Transaktionsgebühren ausgewirkt haben, wie im Geschäftsbericht von Coinbase im Mai ersichtlich war. Der grösste Gewinnbericht der Kryptoindustrie sah düster aus. Coinbase Global Inc. war nicht in der Lage, auch nur annähernd die Umsatzzahlen zu erreichen, die das Unternehmen für Q4 2021 gemeldet hatte. Die Einnahmen gingen von 2.49 Mrd. USD auf 1.16 Mrd. USD zurück, während erhöhte Ausgaben gar zu einem Verlust von 430 Mio. USD führten.
Der Abschwung hat offenbar nicht alle Börsen und Kryptounternehmen betroffen. FTX, eine der grössten Kryptowährungsbörsen der Welt, geht in die entgegengesetzte Richtung. Das Unternehmen hat kürzlich in den Aktienhandel expandiert, um ihr Geschäft zu diversifizieren. Während andere sich verkleinern wollen, möchte FTX weiter expandieren. Dabei ist die junge Kryptobörse nicht allein, der digitale Arm des multinationalen Finanzdienstleisters Fidelity will seine Mitarbeiterzahl in diesem Jahr verdoppeln, um die wachsende Nachfrage institutioneller Kryptoanleger zu bedienen.