Die Berliner Kryptobörse Nuri, früher unter dem Namen Bitwala bekannt, meldet eine geordnete Insolvenz an und bittet seine Kunden die Konten per Dezember zu liquidieren. Ein Übernahmeangebot für die siebenjährige Plattform mit etwa 250'000 Kunden sei an den aktuellen Marktbedingungen gescheitert.
Das FinTech Bitwala wurde 2015 gegründet und hat eines der einzigen kostenlosen Girokonten in Deutschland angeboten, die mit Kryptowährungen handeln konnten. Die Plattform ermöglichte den Austausch von Euro in Bitcoin oder Ethereum und umgekehrt und bot neben dem Online-Zugang zum Girokonto auch eine VISA-Debitkarte an. Allerdings nimmt das Kapitel mit dem Scheitern des jüngsten Sanierungsplans sein Ende, nachdem die Kryptobörse bereits im Mai einen Neustart als "Nuri" durchlebte.
Bewegte Geschichte
Im Januar 2018 stellte die Kryptobörse ihre Dienste ein, da der Kartenanbieter WaveCrest aufgrund von Compliance-Problemen seine VISA-Lizenz verlor. Das deutsche Startup geriet erstmals in Probleme. Der Bärenmarkt wirkte sich negativ auf das Geschäftsmodell aus und erdrückte den Umsatz der Kryptobörse. Im September 2018 brachten Risikoinvestoren 4 Mio. Euro auf, um einen Neustart zu lancieren. In ihrem Neustart unterstützt wurde das junge Team vom High-Tech-Gründerfonds (HTGF), dem grössten Seedinvestor Deutschlands.
Den Bärenmarkt dank weiterer finanzieller Unterstützung überstanden (13 Mio. Euro Series A Finanzierungsrunde), weitete Bitwala seine Dienste aus. Ab Mai 2020 konnten die damals 80'000 Kunden bis zu 4.3% Zinsen auf ihre Bitcoin erwirtschaften, die über das Celsius Netzwerk angelegt wurden. Das Unternehmen bot zudem ein Ertragskonto an, das Kryptowährungen für ein passives Einkommen investierte. Vom Krypto-Boom angeheizt schien sich das Blatt für das Startup zu wenden. Prompt wuchs Bitwala zur drittgrössten Neobank Deutschlands, wobei die Profitabilität zum Greifen nah war.
Bitwalas Neustart als Nuri
Mit 250'000 Kunden aus 32 Ländern war das Startup im Mai 2021 in der Lage, durch eine Series B Finanzierungsrunde ihre Kapitalbasis auf 24 Mio. Euro auszubauen. Ein radikaler Neustart als "Nuri" sollte laut dem damals neuen CEO Kristina Walcker-Mayer neue Kundengruppen ansprechen und den Fokus der App auf die langfristige Geldanlage auf Blockchain-Basis legen; die Abhängigkeit von Celsius wuchs damit enorm. Wer mit dem Schicksal der Kreditplattform vertraut ist, weiss wie die Geschichte für Nuri ausgeht. Am 9. August 2022 musste Nuri das Insolvenzverfahren anwenden, um die Guthaben ihrer Kunden zu schützen.
Celsius konnte im Grunde genommen als das Krypto-Equivalent einer Bank bezeichnet werden – allerdings ohne die strengen Versicherungsanforderungen, denen traditionelle Kreditgeber unterliegen. Deshalb hat die Insolvenz eines der wichtigsten Geschäftspartner die Situation der Kreditplattform erheblich verschlimmert und das Unternehmen an den Rand des Abgrunds getrieben. Infolgedessen musste auch Nuri im August dieses Jahres einen Antrag auf vorläufige Insolvenz stellen. Schliesslich war ein Grossteil der Kundengelder des deutschen Unternehmens auf Celsius hinterlegt.
Sanierungspläne scheitern
In einem Blogeintrag verweist CEO Kristina Walcker-Mayer auf die Herausforderungen durch das schwierige wirtschaftliche und politische Umfeld der letzten Monate, in welchem keine frischen Mittel beschafft werden konnten, um die Mission des Startups fortzusetzen. Die Vision einer "Welt, in der jeder in der Lage ist, seine finanzielle Zukunft zu gestalten" nimmt ein jähes Ende. Nuri habe in den letzten 3 Monaten sehr eng mit den Insolvenzverwaltern an einem Sanierungsplan gearbeitet, um die eigentliche Erfolgsgeschichte fortzuführen. Es liess sich trotz einiger Interessenten jedoch kein Erwerber für die Plattform finden, die mit 10 Millionen Euro den Weiterbetrieb hätte sicherstellen können.
Der Handel wird bis zum 30.11.2022 noch möglich sein. Die Kunden der Plattform werden gebeten, ihre Gelder bis spätestens 18.12.2022 abzuziehen, damit das Unternehmen liquidiert werden kann. Alle Guthaben auf dem regulierten Nuri-Konto seien sicher und werden von der Insolvenz nicht angetastet. Was mit den Geldern auf dem Celsius-Zinskonto geschieht, sei nicht mehr in ihrer Verantwortung: ein unschönes Ende nicht nur für die deutsche Kryptobörse, sondern insbesondere für die nichtsahnenden Kunden der zentralisierten Plattform.