Christine Lagarde ist der Meinung, dass privat ausgegebene Stablecoins ein grösseres Risiko für die finanzielle Stabilität und die geldpolitische Souveränität der EU darstellen als Bitcoin. Sie hat sich bereits einige Male dazu geäussert und schlägt einen digitalen Euro in Form eines CBDC vor.
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) sagt, dass sich Bitcoin und andere digitale Vermögenswerte aufgrund volatiler Preise und mangelnder Liquidität schlecht als Geld verwenden lassen. Lagarde ist nämlich sehr bestrebt, den digitalen Euro der EZB voranzutreiben. Sie behauptet, dass eine solche von der Zentralbank ausgegebene digitale Währung (CBDC) dazu beitragen würde, die geldpolitische Souveränität der EU zu schützen.
Besondere Risiken bei privat ausgegebenen Stablecoins
Christine Lagarde ist nicht der Meinung, dass Bitcoin und andere digitale Vermögenswerte mit einer begrenzten Umlaufmenge eine besondere Bedrohung für den finanziellen Status quo in Europa darstellen. In einem Artikel für die Zeitschrift L'ENA hors les murs erklärte die EZB-Präsidentin, dass Kryptowährungen wie Bitcoin nicht "alle Funktionen des Geldes erfüllen".
Sie nannte ihren Mangel an Preisstabilität sowie das "fehlerhafte Konzept, dass es keinen identifizierbaren Emittenten gibt", als Hindernisse, die die Einführung solcher digitalen Währungen erschweren.
As we enter the digital age, the nature of money is changing, I explain in @AnciensENA. The ECB must ensure that payments in the euro area remain innovative and highly trusted by all Europeans https://t.co/fY7w5EJBaH pic.twitter.com/M5k7y3OCxU
— Christine Lagarde (@Lagarde) November 30, 2020
Allerdings stellen privat ausgegebene Stablecoins, insbesondere solche, die von "Big Tech" unterstützt werden, "ernsthafte Risiken" dar. Obwohl nicht explizit erwähnt, bezieht sich Lagarde wahrscheinlich spezifisch auf Facebooks Libra, das sich kürzlich zu "Diem" umbenannt hat. Das Stablecoin-Projekt zog eine immense Aufmerksamkeit auf sich, als das Unternehmen es im vergangenen Jahr ankündigte.
Lagarde erklärte, dass digitale Währungen mit gekoppelten Preisen die "Wettbewerbsfähigkeit und technologische Autonomie" der Europäischen Union bedrohen. Sie fügte auch hinzu, dass die Bemühungen von Big Tech zur Schaffung digitaler Währungen wichtige Fragen des Datenschutzes aufwerfen.
Würde ein digitaler Euro diese Bedrohungen entschärfen?
Lagarde wies auch erneut auf die Bedeutung der derzeitigen Bemühungen der EZB um die Einführung des digitalen Euro hin. Sie behauptete, dass die von der Zentralbank ausgegebene Währung attraktiv sei, weil sie ein "risikofreies und vertrauenswürdiges Zahlungsmittel" darstelle. In seiner derzeitigen Form entspreche der Euro jedoch nicht den sich entwickelnden Bedürfnissen der Menschen in einer zunehmend digitalen Welt. Die EZB-Präsidentin fügte hinzu, dass ein digitaler Euro dazu beitragen würde, die europäische Wirtschaft zu vereinheitlichen und ihre geldpolitische Souveränität angesichts der internationalen Bemühungen zur Schaffung von CBDCs zu bewahren.
Es gibt zahlreiche Bemühungen von Zentralbanken, weltweit digitale Währungen einzuführen. Von denen der grossen Volkswirtschaften scheint der digitale Yuan in China am weitesten fortgeschritten zu sein, nachdem er in den letzten Monaten verschiedene Testphasen durchlaufen hat.