Wir sahen ein unglückliches Monatsende für Deribit.
Es begann alles kurz vor dem Handelsschluss in der US-Handelszeitzone gegen 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Coinbase, eine der volumenmässig grössten Spotbörsen, und wahrscheinlich mit dem höchsten regulatorischen Standard in den USA, hatte erneut ein Problem mit ihrem BTC$-Orderbuch.
In der Vergangenheit habe ich mehrmals über mehrere Ausfälle berichtet: Diagramme zur Orderbuchtiefe, welche minuten- oder sogar stundenlang vollständig verschwanden.
Doch diesmal hatte es gravierende Folgen für andere Marktdienstleister, wie z.B. Deribit. Ein kleiner Fehler führte zu einem Verlust von 1,3 Mio. Dollar für das Unternehmen.
Jede Derivatbörse mit Futures muss einen Index berechnen, der aus verschiedenen Kursfeeds diverser Spotbörsen zusammengestellt wird. Jede Derivatebörse hat ihr eigenes Set an ausgewählten Spotbörsen. Der Index wird benötigt, um eine Grundlage für die Berechnung der Finanzierung zu haben, falls die Preise der Perpetual Futures über oder unter dem Spotmarkt gehandelt werden.
Einige Börsen haben unterschiedliche Regelungen, um die Volatilität des Index zu reduzieren. Eine der häufigsten Regelungen ist es, den höchsten und niedrigsten Preis auszuschliessen oder eine Standardabweichungsregel einzuführen, um ein sich zu schnell bewegendes Preisfeed auszuschliessen, und so weiter und so fort.
Deribit gab zu, dass ihre Ausschlussregelung nicht funktionierte oder nur unzureichend implementiert wurde. Daher tauchte ihr Indexpreis, als der Coinbase Preisfeed die Kurse im Bereich von BTC$ 4.600 ausspuckte. Bei der Überprüfung der tatsächlich gehandelten Preise auf Coinbase hat es übrigens nie einen Trade in dieser Region gegeben. Die API hat diese Preise gerade wegen der fehlenden Tiefe im Auftragsbuch herausgegeben (siehe untenstehendes Diagramm).
Die Verwendung dieser niedrigen Preise zur Indexberechnung führte dazu, dass der Index auf BTC$ 7.400 fiel (siehe Bild unten). Dies triggerte den Coinbase Liquidationsalgo, welcher die entsprechenden Trades für alle Konten mit Long-Margin-Positionen ausführte, die zu diesem Zeitpunkt vermeintlich unter Wasser standen. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Deribit das Problem erkannt hatte und der Index wieder auf ein normales Niveau gestiegen war. Für alle liquidierten Positionen war es jedoch zu spät.
Meiner Meinung nach hat Deribit das Richtige getan: Nach dem Vorfall, hat Deribit sehr schnell reagiert und ein öffentliches Statement auf Twitter abgeben, indem sie die volle Verantwortung übernahmen und bekannt gaben, die Verluste mit ihrem eigenen Kapital und nicht mit dem ihres Versicherungsfonds zu decken.
Zudem verzichteten sie auf die Möglichkeit eines möglichen Rollbacks. Ein solches Rollback hätten den glücklicheren Tradern geschadet, welche niedrige Kaufaufträge im System gelassen hatten.
Obwohl dies ein unglückliches Ereignis für Deribit war, glaube ich, dass dieses Ereignis unter dem Strich zur Robustheit der Branche beitragen wird, da alle Akteure daraus lernen und sicherstellen werden, dass so etwas nicht wieder passiert. Aufgrund der sehr professionellen Abwicklung durch Deribit wird es auch das wahrgenommene Mass an Professionalität der gesamten Industrie erhöhen.
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