Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Die Einbindung von Kryptowährungen in bestehende institutionelle Strukturen ist unweigerlich im Gange. Zuletzt liess sich dieser Trend insbesondere in den Vereinigten Staaten beobachten. Ein Grossteil etablierter US-Finanzdienstleister bieten mittlerweile Dienstleistungen rund um digitale Vermögenswerte an. Dieser Umstand täuscht jedoch über eine konkordante Regulierung hinweg, wovon die USA vorerst noch weit entfernt ist. Verschiedene Behörden haben zwar bereits Empfehlungen abgegeben, wie mit den neuen digitalen Werten umzugehen ist – ein staatenübergreifendes Gesetz ist allerdings nicht vorhanden. Das erste Vorhaben einer einheitlichen Krypto-Gesetzgebung findet sich nun im Finanzierungsteil des 1 Billion USD schweren Infrastrukturpakets. Ein Zusatz mit dem Namen „Digital Asset Bill“ soll die Rahmenbedingungen im Umgang mit digitalen Vermögenswerten vorgeben. Die momentane Richtlinie beinhaltet weitgehende Abfassungen, welche zu schwerwiegenden Einschränkungen der Branche und zur Ausbremsung von Innovation führen würden. Beispielsweise soll eine zwingende Klassifizierung von Kryptowährungen unter die Kategorien Rohstoffe oder Wertschriften erfolgen, die eine Unterstellung unter die entsprechenden Handelsgesetze mit umfangreichen Pflichten für die involvierten Parteien mit sich bringt. Laut Kritikern ist die Formulierung des Gesetzes dürftig und könnte entgegen der Intention zu mehr Rechtsunsicherheit führen. In welcher Form die Digital Asset Bill am 1. Januar 2023 tatsächlich in Kraft tritt, bleibt abzuwarten. Das Gesetz geht über mehrere Instanzen und erhält schlussendlich von Präsident Biden die finale Rechtsgültigkeit.
Geldpolitische Institutionen haben Kryptowährungen wahrgenommen und versuchen sich im neuen Gebiet zu positionieren. Obwohl die Währungshüter gegenüber digitalen Währungen nicht applaudierend zur Seite stehen, anerkennen die meisten ihre Daseinsberechtigung. Anders sieht es im Gebiet der Blockchain-Token aus, dessen Wert an FIAT-Währungen gekoppelt sind; den sogenannten Stablecoins. Wie an Facebooks geplantem Stablecoin Projekt „Libra“ (neu Diem) klar demonstriert wurde, wollen die Notenbanken keinesfalls die Kontrolle über ihre Valuta an private Firmen abtreten. Schlussendlich erhalten Zentralbanken mit der Ausgabe von einer eigenen digitalen Währung (CBDC) nicht nur mehr Überwachung über Geldflüsse, es eröffnen sich auch ganz neue fiskalpolitische Möglichkeiten. Entsprechend forschen etliche Notenbanken rund um den Globus an CBDCs. Während China schon eine Teileinführung des digitalen Yuan hinter sich hat, befassen sich die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank (Fed) intensiv mit einer Einführung. Das Fed unterstreicht sein Vorhaben durch eine Ankündigung eines Forschungspapiers, welches die Implikationen eines digitalen Dollars darlegen will.
Kryptowährungen fassen langsam, aber sicher in einer breiteren Bevölkerungsschicht Fuss. Informationen zu den Anwendern sind jedoch rar gesät. Um diesem Manko entgegenzuwirken, führte das Blockchain Research Lab eine Umfrage bei knapp 4’000 deutschen Nutzern durch. Anhand der Resultate erstellte das Forschungsinstitut ein demografisches und sozioökonomisches Profil von einem typischen Kryptowährungsnutzer in Deutschland. Allgemeine Tendenzen weisen auf eine junge und vorwiegend männliche Nutzerschaft mit durchschnittlich hohem Bildungsniveau hin, die sich nicht von Risiko und Volatilität abschrecken lässt. Die Ergebnisse sind interessant und lassen naturgemäss Raum für unterschiedliche Interpretationen zu.
Ohne sie gäbe es keine DeFi-Anwendungen und keine NFTs. „Smartcontract-fähige“ Blockchains sind die Grundlage der heutigen dezentralen Ökosysteme. Die Projekte sind darauf ausgelegt, alle Transaktionen im Netzwerk abzuwickeln und auf der Blockchain zu hinterlegen. Der aktuell rege Gebrauch führt allerdings an die Grenzen der Kapazität der Netzwerke. Das hat mit der Struktur der Blockchain Technologie zu tun. Verschiedene Ansätze versuchen eine Alternative für das meistgenutzte Netzwerk Ethereum darzustellen. Eine Erklärung zum Blockchaintrilemma und den gängigsten Smartcontract-Plattformen.
Ausserdem: Die grösste US-Kryptobörse Coinbase steht an vorderster Front eines noch nicht ausgereiften Rechtsrahmens im Umgang mit Kryptowährungen. Die Reichweite der aktiven Datenweitergabe des Börsenbetreibers an die Adresse von Behörden wird zuweilen kritisch von Datenschützern beobachtet. Zuletzt gab das Unternehmen eine Kooperation mit der Heimatschutzbehörde bekannt. Coinbase wird dem Amt Nutzerdaten im Rahmen ihres Analytics-Tools liefern, das bereits die Drug Enforcement Administration und der Internal Revenue Service (IRS) einsetzen. Welche Daten tatsächlich freigegeben werden, ist noch unklar. CEO Brian Armstrong versicherte jedoch, dass die gelieferten Informationen in keinem Fall darüber hinausgehen, was auf der Blockchain bereits sichtbar ist.
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Redaktion CVJ.CH
Die grösste US-amerikanische Krypto-Börse Coinbase hat einen 1.4 Millionen Dollar Deal mit dem Department of Homeland Security unterzeichnet. Die Abteilung Immigration and Customs Enforcement des U.S. Department of Homeland Security hat Coinbase 1.36 Millionen Dollar für eine Lizenz zur Nutzung von Coinbase Analytics gezahlt, um das Wissen und die Transaktionen der amerikanischen Einwohner zu untersuchen.