Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Auf seiner über zehnjährigen Reise hat Bitcoin mehrere Phasen mit jeweils unterschiedlicher Nutzung durchlaufen. Dessen Verwendung hat stetig zugenommen, allerdings hat sich die Kryptowährung hauptsächlich als Wertspeicher einen Namen geschaffen, statt wie ursprünglich vorgesehen als Zahlungsmittel. Für Geldtransaktionen ist das Netzwerk mit seinen Blockzeiten schlicht zu langsam und bei hoher Nutzung zu teuer. Möchte Bitcoin die ultimative Geldform erreichen, sollte der digitale Vermögenswert auch direkt als Zahlungsmittel eingesetzt werden können. Aufgrund der Struktur des Zahlungsnetzwerks benötigt es für sofortige Zahlungsabwicklungen von der nativen Blockchain losgelöste Alternativen. Mittlerweile bieten zentralisierte Dienste wie PayPal und Visa Hybridlösungen für Zahlungen mit Kryptowährungen an. Das sogenannte "Lightning-Netzwerk" wiederum ist eine mehrschichtige Lösung, die auf der Bitcoin-Blockchain als Abwicklungsebene basiert. Das Lightning-Netzwerk kommt seit jüngstem auch in El Salvador zum Einsatz. Das Land führte diese Woche Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel ein und entsprechend ist es bereits an verschiedenen Orten möglich, Zahlungen innert Sekundenfrist abzuwickeln.
Das aufstrebende Gebiet der dezentralen Finanzen (DeFi) verfügt über eine eigene Zinsstruktur, welche frei vom Markt und ohne Intervention einer Notenbank bestimmt wird. Entsprechend bewegen sich die Renditen im positiven Bereich. Mit Coinbase verfolgte einer der gewichtigsten Kryptobörsen die Einführung eines Renditeproduktes, das analog zu der traditionellen Finanzwelt Zinsen auf ausgewählte digitale Vermögenswerte gewähren soll. Die zuständige Börsenaufsicht SEC informierte jedoch, dass ein solches Produkt als ein nicht registriertes Wertpapier eingestuft werden würde. Coinbase war von diesem Entscheid nicht nur überrascht, sondern auch enttäuscht. Der Börsenbetreiber ist der Ansicht, die Vorgehensweise des Regulators sei kontraproduktiv und würde finanzielle Innovation in den Vereinigten Staaten aktiv verhindern. Eine rasche Verschmelzung der alten und der neuen Finanzwelt scheint nicht von heute auf morgen vonstattenzugehen.
Die schweizerischen Regulierungsbehörden verfolgen gegenüber digitalen Assets seit jeher einen pragmatischen Ansatz. Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) agiert schon seit der Ansiedlung der ersten Kryptofirmen mit klaren Regelwerken und der Absicht, Innovation zu fördern. Diese Woche unterstrich die FINMA jenen Ansatz. Die SIX Digital Exchange (SDX), ein Ableger des Schweizer Börsenbetreibers SIX, erhält grünes Licht für den Betrieb einer Börse und eines Zentralverwahrungsdienstes für digitale Vermögenswerte. Der Entscheid ermöglicht dem Finanzplatz Schweiz das Errichten von Infrastrukturen, die den Handel und die Verwahrung in Form von digitalen Wertpapieren anhand von sogenannten Token gewährleistet.
Die Blockchain-Technologie führt in verschiedenen Branchen zu deutlichen Effizienzsteigerungen. Die Kryptowährung Bitcoin revolutionierte die Wertaufbewahrung und den globalen dezentralen Werttransfer. Die disruptive Technologie macht Intermediäre in vielen Branchen überflüssig. Programmierbare Token und auf "Smart Contracts" basierte Anwendungen wurden 2015 durch die Ethereum-Plattform ins Leben gerufen. Durch die Bereitstellung von dezentralen Applikationen (dApps) waren Entwickler in der Lage, Handelsplattformen und Kreditprodukte an eine breite Öffentlichkeit von Kryptonutzern zu bringen. Dank der erlaubnislosen Struktur hat jedermann Zugriff auf diese Plattformen. Der Pionier Ethereum kämpft allerdings damit, nicht Opfer seines Erfolgs zu werden. Die hohe Nutzung des Netzwerks führt immer wieder zu verzögerten und überteuerten Transaktionen. Zahlreiche Plattform-Konkurrenten versuchen sich einen Teil des Erfolges von Ethereum abzuschneiden. Das Cardano Netzwerk versucht jene Mängel mit einem alternativen Netzwerkdesign zu umgehen. Seit vier Jahren arbeitet das Entwicklerteam, geleitet von Ethereum-Mitgründer Charles Hoskinson, an der dezentralen Plattform. Schon bald soll die praxisbezogene Einführung erfolgen. Die Adoption der Nutzer ist schlussendlich entscheidend, ob sich eine Plattform wie Cardano durchsetzt.
Ausserdem: Neben dezentralen Finanzapplikationen (DeFi) gewann insbesondere der Bereich um nicht-fungible Token (NFTs) an Fahrt. Durch deren Verwendung lassen sich einzigartige und limitierte Gegenstände digital repräsentieren. Exklusive Bilderserien erzielten auf der grössten Handelsplattform Opensea zuletzt tägliche Handelsvolumen im dreistelligen Millionenbereich. Mit täglich neu erscheinenden Serien ist mittlerweile eine gewisse Sättigung im Gebiet bemerkbar. Andersartige Projekte versuchen mit neuartigen Anwendungsfällen zu glänzen, meist im Bereich der "Gamification". Manche behaupten, das Projekt Loot sei das Erste seiner Art. Andere sind der Meinung, dass es bereits ähnliche Konzepte gibt. Patrick Heusser über eine neue Methode, mit NFTs ein Ökosystem zu kreieren.
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Redaktion CVJ.CH
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