Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Trotz Fortschritten in den letzten Jahren bleibt das Thema Regulierung von digitalen Vermögenswerten eine dominierende Angelegenheit im Gebiet. Ohne klare Vorgaben sind etablierte Akteure nicht gewillt, den aufstrebenden Bereich zu betreten. Abrupte Meinungsänderungen von Behörden können das Geschäftsumfeld drastisch beeinflussen. Selbst das neue US-Infrastrukturprogramm, welches umfassende Pakete für den Bau von Strassen, Brücken und anderen Einrichtungen im Wert von 1 Billion USD vorsieht, betrifft das regulatorische Umfeld von Kryptowährungen. Mit einhergehenden branchenspezifischen Gesetzen sollen gleichermassen mehr Steuergelder erhoben werden. Davon ist auch das Feld der Krypto-Branche betroffen. Gegenwärtige schwammige Formulierungen des Gesetzes hätten verheerende Implikationen auf die innovative Branche, weshalb Kryptowährungen zum zentralen Diskussionsthema im US-amerikanischen Kongress wurden. Vorgeschlagene Änderungen um Mängel einer unklaren Abfassung zu entschärfen, wurden bis zuletzt nicht einstimmig angenommen. Ob das Repräsentantenhaus oder der Präsident eingreifen wird, muss sich zeigen. Bis zur Umsetzung der Gesetzgebung vergehen noch mindestens 2,5 Jahre.
Geldpolitische Institutionen haben Kryptowährungen wahrgenommen und versuchen sich im neuen Bereich zu positionieren. Obwohl Zentralbanken digitalen Währungen nicht applaudierend zur Seite stehen, anerkennen die meisten Währungshüter ihre Daseinsberechtigung. Etwas anders sieht es im Gebiet der Blockchain-Token aus, dessen Wert an Fiatwährungen gekoppelt sind - den sogenannten Stablecoins. An Beispielen wie Facebooks "Libra" (neu Diem) demonstrierten die Notenbanken, dass sie die Kontrolle über ihre Währung keinesfalls an private Firmen abtreten wollen. Auch gegenüber bereits etablierten Projekten im Kryptoraum wie Tether, treten sie mit Skeptis gegenüber. Der amerikanische Emittent des zweitgrössten Stablecoins USDC, Circle, will sich deshalb vorbeugend einer strengeren Kontrolle unterwerfen und hat einen Antrag für eine nationale Banklizenz eingereicht. Mit einer Zulassung würde Circle unter der Obhut der Federal Reserve Bank, des US-Finanzministeriums, des Office of the Comptroller of the Currency (OCC) und der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) arbeiten und könnte sich als Emittent von Dollar gebundenen Stablecoins legitimieren.
Einzigartige digitale Bilder in Form von NFTs erfahren aktuell einen enormen Boom. Die Handelsmöglichkeiten digitaler Rechte, einzigartig und verifizierbar auf einer Blockchain, erreichen eine erweiterte Investorenschaft und erfreuen sich an wöchentlichen Umsätzen im dreistelligen Millionenbereich. Nach knapp vier Jahren stiller Existenz wird der Wert von exklusiven und limitierten digitalen Bildern allmählich von der Kunstbewegung anerkannt. Meist werden NFTs auf der Ethereum-Blockchain geschaffen und werden häufig als Eigentumsnachweis an digitalen Bildern eingesetzt. Als beliebteste Einzelstücke gelten gegenwärtig die auf 10'000 Stück limitierten Bilder der "Cryptopunks". Die Abbilder von Punks mit zufällig generierten Attributen wie Gesichtsbehaarung, Hautfarbe, Kopfbedeckung und Augenfarbe werden gerne als Profilbilder auf sozialen Medien genutzt. Da mittlerweile "Punks" mit seltenen Eigenschaften für Beträge im Millionenbereich gehandelt werden, etablierten sie sich als digitales Statussymbol. Inzwischen existiert ein breites Ökosystem für digitale Bilder, auf dessen Handelsplattformen Hunderte Millionen Dollar umgesetzt werden.
Auch der Bereich der dezentralen Finanzapplikationen (DeFi) erfreut sich grosser Nutzung. Grundsätzlich umfasst das Gebiet traditionelle Finanzanwendungen, die über das dezentrale Netzwerk ohne Interaktion einer Drittpartei frei zugänglich sind. Die beliebteste Anwendung im Bereich stellt der Handel mit Kryptowährungen. Liquiditätspools gewähren rund um die Uhr Liquidität in unzähligen Währungspaaren. Die volumenstärkste dezentrale Börse (DEX) ist Uniswap. Die DeFi-Plattform wurde 2018 lanciert und unterhält mittlerweile mehrere Milliarden US-Dollar an täglichem Handelsvolumen. Auch dieser Bereich steht vor regulatorischen Herausforderungen. Da keine zentrale Instanz den Token-Handel abwickelt, können Behörden keine Firmen für Verstösse gegen den Anlegerschutz verantwortlich machen.
Ausserdem: Der DeFi-Bereich ist über das letzte Jahr stark gewachsen. Seit Mitte 2020 ist die Anzahl der hinterlegten Vermögenswerten in Protokollen um das 100-fache gestiegen und steht aktuell bei geschätzten 140 Milliarden USD. Mit dem rasanten Wachstum kamen mitunter auch Sicherheitslücken zutage. Durch die erlaubnislose Struktur kann jedermann Applikationen im DeFi Gebiet erstellen. Da viele Projekte noch unausgereift sind, treten Angriffe auf den zugrunde liegenden Code öfters auf. Diese Woche ereignete sich der bisher grösste "Hack", mit welchem Kryptowährungen im Wert von 600 Millionen USD einer Plattform entwendet wurden. Zwar retournierte der Hacker mittlerweile die gestohlenen Werte, trotzdem verdeutlicht der Vorfall, dass der Bereich noch in den Kinderschuhen steckt und mit Vorsicht zu benutzen bleibt.
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Redaktion CVJ.CH
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