Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Selektierte Artikel der Woche:
In den USA gibt es verschiedene Regulierungsbehörden für den Finanzsektor. Die SEC überwacht den Handel mit Wertpapieren, während die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) für den Rohstoffhandel zuständig ist. Aufgrund der fehlenden rechtlichen Klassifizierung von digitalen Assets streiten sich die beiden Behörden seit einiger Zeit um die Aufsicht des Bereichs. Der Vorsitzende der SEC, Gary Gensler, argumentiert unter Verwendung des 1933 eingeführten Howey-Tests, dass alle Kryptowährungen ausser Bitcoin als Wertpapiere eingestuft werden müssen. Die CFTC hingegen reguliert einige digitale Assets als Rohstoffe. Um nicht auf einen rechtlichen Grundsatz warten zu müssen, setzt die SEC unter Gensler deshalb auf eine Strategie, die Branchenvertreter als „Regulierung durch Durchsetzung“ (engl. = regulation by enforcement) bezeichnen. Statt der Definition klarer Richtlinien geht die Agentur rechtlich gegen Unternehmen vor, die sie als Teil ihrer Zuständigkeit betrachtet. Opfer dieser Vollstreckungsaktionen wurden bisher einige der grössten Krypto-Unternehmen in den USA, wobei die SEC keine der Multi-Milliarden-Insolvenzen des vergangenen Jahres verhinderte. Selbst aus den eigenen Reihen wächst nun die Kritik an dieser fragwürdigen Krypto-Strategie. Die SEC-Kommissarin Hester Peirce erklärte in einem harschen Blogbeitrag, wie sich die jüngsten Handlungen der Behörde negativ auf die US-Wirtschaft auswirken. Durch die Anwendung uralter Vorschriften auf neue Technologien und der bedenklichen Interpretation dieser Grundsätze ersticke die SEC wichtige Innovationen auf den Finanzmärkten: „Ich danke Ihnen, Herr Vorsitzender. […] Anstatt die Verheissungen neuer Technologien zu begrüssen – wie wir es in der Vergangenheit getan haben – möchten wir Stagnation, Zentralisierung, Auslagerung und das Aussterben neuer Technologien fördern.“
Die Kritik an der harschen Krypto-Politik des SEC-Vorsitzenden Gary Gensler wächst auf verschiedenen Seiten.
Eine klare Rechtslage ist für eine aufstrebende Branche wichtig, weil sie einen eindeutigen Rahmen für Unternehmen und Investoren schafft. Dies verringert Unsicherheit in einem Markt, was letztlich Wachstum und Innovation fördert. In den USA setzt sich die Legislative (Kongress) aus zwei Kammern zusammen: dem Repräsentantenhaus und dem Senat. Diese wiederum agieren durch weitere Subkomitees, die sich auf verschiedene Teile der Legislation spezialisieren. Zuständig für die Finanzaufsicht ist unter anderem der Finanzausschuss des Repräsentantenhauses (House Committee on Financial Services). Das Komitee legt die Kernkompetenzen der untergeordneten Regulierungsbehörden fest und schlägt dem US-Kongress neue Finanzgesetze vor. In einem ersten Schritt hat der Finanzausschuss diese Woche einen Gesetzesentwurf zur Regulierung von Stablecoins vorgelegt. Unter dem Gesetzesentwurf würde die Federal Reserve Bank Stablecoin-Emittenten wie Circle und Tether regulieren. Die Firmen müssten sich der Transparenz verpflichten und jederzeit eine hundertprozentige Deckung vorweisen. Ausserdem würde die Erforschung eines digitalen Dollars (CBDC) gesetzlich beschleunigt. Der Gesetzesentwurf durchläuft jetzt eine Reihe von Schritten, darunter Anhörungen in den Ausschüssen, Debatten und Abstimmungen, bevor die Vorlage vom Präsidenten unterzeichnet werden kann und in Kraft tritt.
Ein US-Gesetzesentwurf soll ein Moratorium für Stablecoin-Emittenten ohne US-Banklizenz erheben und dezentrale Alternativen kriminalisieren.
Seit 2019 arbeitet die Europäische Union an ihrem ersten umfassenden Krypto-Rechtsrahmen: Markets in Crypto-Assets (MiCA). Das Rahmenwerk umfasst die Bereiche Transparenz, Offenlegung, Genehmigung und Überwachung von Transaktionen durch Dienstleistungsanbieter und zielt primär darauf ab, einen einheitlichen Ansatz in allen 27 Mitgliedstaaten zu schaffen. Die Gesetzgebung wurde diese Woche in Strassburg mit 517 Ja-Stimmen und 38 Nein-Stimmen bei 18 Enthaltungen verabschiedet. Die europäischen Entscheidungsträger wollen mit dem MiCA-Rahmen eine Standardregelung für harmonisierte Krypto-Regeln schaffen und damit Rechtssicherheit für Krypto-Assets im europäischen Wirtschaftsraum bieten. Nach der Genehmigung durch den Europäischen Rat wird die Verordnung offiziell als EU-Recht niedergeschrieben. Die Wertpapieraufsicht ESMA wird anschliessend Leitlinien für die Anwendung der Verordnung herausgeben. Effektiv treten einige Bestimmungen zu Stablecoins ab Juli 2024 in Kraft, während die Mehrheit der MiCA-Verordnung erst im Januar 2025 wirksam wird.
Das Europäische Parlament verabschiedet die MiCA-Gesetzgebung und will damit einen einheitlichen Rechtsrahmen für Kryptowährungen schaffen.
Mt. Gox schrieb als dominierende Kryptobörse einschliesslich seinem fatalen Ende im Jahr 2014 Geschichte in der Branche. Die Kryptowährungsbörse war eine der ersten im Gebiet und dominierte den Markt mit einem Volumenanteil von bis zu 80%. Die Erfolgsgeschichte nahm mit zusehends technischen Problemen, gepaart mit einem verheerenden Hackerangriff, ihr jähes Ende. Nach der Insolvenzerklärung konnten rund 4 Mrd. USD an Kryptowährungen für die Gläubiger sichergestellt werden. Die Auszahlung der Gelder hat sich allerdings fast ein Jahrzehnt hingezogen. Neue Ankündigungen des Treuhänders deuten darauf hin, dass die ersten Auszahlungen bis im Herbst dieses Jahres erfolgen werden. Eine On-Chain-Analyse der Begebenheiten.
Die lang erwarteten Bitcoin-Rückzahlungen von Mt. Gox an die Gläubiger der Börse sind bis Oktober 2023 vorgesehen; eine On-Chain-Analyse.
Ausserdem: Smart-Contract-Plattformen sind Blockchain-basierte Protokolle, die die Erstellung und Ausführung von selbstausführenden digitalen Verträgen (Smart Contracts) ohne Zwischenhändler ermöglichen. Diese Netzwerke ermöglichen die Automatisierung verschiedener finanzieller Transaktionen und machen diese schneller, effizienter und sicherer. Allerdings können diese Plattformen aufgrund der begrenzten Verarbeitungsleistung der zugrunde liegenden Blockchain-Technologie auf Skalierungsprobleme stossen. Layer 2-Lösungen sind Technologien, die durch die Verarbeitung von Transaktionen ausserhalb der Haupt-Blockchain diese Skalierungsprobleme beheben sollen. Als führende Plattform hat sich Arbitrum etabliert. Seit dem Debüt im Sommer 2021 beherbergt die Layer 2-Lösung ein florierendes Ökosystem an DeFi-Applikationen, das überwiegend organisch heranwuchs.
Arbitrum ist eine rasch wachsende Skalierungslösung für die Ethereum-Blockchain. Eine Übersicht zur Geschichte und Zukunft des Netzwerks.