Was hat sich diese Woche rund um Blockchain und Kryptowährungen getan? Die relevantesten lokalen und internationalen Geschehnisse sowie ansprechende Hintergrundberichte pointiert und kompakt im Wochenrückblick.
Selektierte Artikel der Woche:
Der „Contagion Effekt“ unter dem die Kryptobranche seit 2022 leidet, offenbart sich in den Verflechtungen der verschiedenen Dienstleister, welche nun beabsichtigen, mit rechtlichen Mitteln ihre Forderungen durchzusetzen. Das prominenteste Beispiel wiedergibt sich im Streitfall zwischen Gemini und Genesis. Genesis ist eine Tochterfirma des Krypto-Konglomerats Digital Currency Group (DCG) und Mutterfirma des 10 Mrd. USD schweren Trust-Emittenten Grayscale. Gemini, eine von den Vinklevoss Zwillingen gegründete US-amerikanische Kryptowährungsbörse, beschuldigt die Digital Currency Group (DCG), Forderungen ihrer Kunden in Höhe von 900 Millionen Dollar „böswillig hinauszuzögern“. Die Vorwürfe stammen aus dem Gemini Earn Program, das Kunden in Partnerschaft mit DCGs Unternehmen Genesis Kryptowährungskredite anbot. Das Programm wurde im November eingestellt, sodass 340.000 Kunden keinen Zugang zu ihren Krediten oder Zinsen hatten. Investoren reichten am 27. Dezember eine Sammelklage gegen Gemini und seine Gründer ein und behaupteten, das Unternehmen habe es versäumt, die Investitionen der Kunden als Vermögenswerte zu registrieren. In einem offenen Brief auf Twitter wirft Cameron Winklevoss dem DCG-CEO Barry Silbert das Herauszögern einer einvernehmlichen Lösung vor. Seit sechs Wochen komme kein Kompromiss zustande und sein Verhalten sei skrupellos gegenüber den Kunden von Gemini. Der aktuelle Fall als auch die anstehende Abwicklung der ehemals zweitgrössten Kryptobörse FTX illustriert einen akuten regulatorischen Handlungsbedarf hinsichtlich Stellung von Kundeneinlagen von zentralen Krypto Anbietern.
Cameron Winklevoss stellt dem Digital Currency Group CEO ein Ultimatum, die geschuldeten Gelder des Gemini Earn Programms freizugeben.
Eine ähnliche Fragestellung taucht im Konkursverfahren der Lending Plattform Celsius Network auf. Ein US-amerikanischer Konkursrichter hat entschieden, dass die meisten Kryptowährungen, die von Celsius Network auf seiner Online-Plattform gehalten werden, dem Unternehmen gehören, was bedeutet, dass die Mehrheit seiner Nutzer im Verfahren nachrangig behandelt werden. Die Entscheidung betrifft rund 600.000 Konten im Wert von 4,2 Mrd. Dollar zum Zeitpunkt des Konkurses von Celsius im Juli. Aufgrund verschiedener Zahlungsausfälle (Three Arrows Capital, Terra/Luna usw.) verfügt das Unternehmen nicht über ausreichende Mittel, um diese Einlagen vollständig zurückzuzahlen. Konkret bedeutet dies, dass ehemalige Celsius-Kunden mit Ertragskonten eine geringere Priorität haben als gesicherte Gläubiger. Die Entscheidung stellt einen Präzedenzfall dar und wird zweifellos in späteren Urteilen berücksichtigt werden.
Ein US-Insolvenzrichter hat entschieden, dass Krypto-Kreditgeber Celsius Network die meisten der Krypto-Einlagen seiner Kunden besitzt.
Ein anspruchsvolles Jahr ist zu Ende. Der Konkurs von zentralisierten Krypto-Dienstleistern hat nicht nur zu einem erheblichen finanziellen Schaden, sondern auch zu einem Vertrauensverlust geführt. Insgesamt trägt der marktbedingte Prozess der Eliminierung nicht wettbewerbsfähiger Akteure sowie die zukünftige Zugabe eines klaren Rechtsrahmens zu einer robusten und nachhaltigen Infrastruktur bei. Die Branche muss zudem zum Ursprung der Blockchain-Technologie zurückkehren und das Vertrauen in Gegenparteien durch mathematische Beweise ersetzen. Denn trotz aller Herausforderungen ist die Integrität von Bitcoin und der Blockchain-Technologie ungebrochen. Der Sektor verzeichnet ein diversifiziertes Wachstum, das durch die Entwicklung in Bereichen wie nicht-fungible Token, tokenisierte Vermögenswerte, digitale Identitäten und Gaming getragen wird.
Ein interessantes Jahr neigt sich dem Ende zu. Die wichtigsten Entwicklungen des vergangenen Jahres im kompakten Jahresrückblick 2022.
Die US-Finanzaufsichtsbehörden haben eine gemeinsame Erklärung herausgegeben, in der sie Banken vor den Risiken von Krypto-Assets warnen und darauf hinweisen, wie wichtig die Einhaltung des Verbraucherschutzes und anderer geltender Gesetze und Vorschriften ist. Die Federal Reserve, die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) und das Office of the Comptroller of the Currency (OCC) erklärten, dass sie Bankorganisationen weder verbieten noch davon abhalten werden, sich im Kryptosektor zu engagieren, aber Banken mit Krypto-Engagements genau beobachten werden. Insgesamt möchten die Aufsichtsbehörden sicherstellen, dass Kryptorisiken nicht auf das Bankensystem übergreifen und dass kryptobezogene Aktivitäten von Banken mit sicheren und soliden Bankpraktiken in Einklang stehen.
US-Finanzaufsichtsbehörden haben eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sie Banken vor den mit Krypto-Assets verbundenen Risiken warnen.
Ausserdem: Sam Bankman-Fried, der Gründer der Kryptowährungsbörse FTX, hat sich vor einem Bundesgericht in Manhattan in acht Fällen des Betrugs in Milliardenhöhe als nicht schuldig bekannt. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Betrug „epischen“ Ausmaßes, bei dem Bankman-Fried FTX-Kundengelder für seinen Hedgefonds Alameda Research, Immobilienkäufe und große politische Spenden verwendet hat. Bankman-Fried hat Fehler bei FTX zugegeben, bestreitet aber eine strafrechtliche Verantwortung. Zwei ehemalige Top-Mitarbeiter von Bankman-Fried haben sich schuldig bekannt und werden in dem Prozess, der am 2. Oktober beginnen und vier Wochen dauern soll, gegen ihn aussagen. Im Falle einer Verurteilung drohen Fried bis zu 115 Jahre Gefängnis.
Sam Bankman-Fried, Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, bekannte sich vor einem Bundesgericht in acht Anklagepunkten nicht schuldig.