Nachdem Libra in den letzten Wochen und Monaten viel Staub aufgewirbelt hat und teils reger Gegenwind von Regierungen erfahren musste, erwägen erste Gründungsmitglieder die Vereinbarung für das Kryptowährungsprojekt nicht zu unterzeichnen. Paypal springt vorerst ab.
Wankelmütige Zahlungsdienstleister
Laut dem Nachrichtendienst Bloomberg handelt es sich bei den Unternehmen um Visa, Mastercard, PayPal und Stripe. Grund für die aufkommende Unsicherheit sei die Sorge, ob unter den aktuellen Bedingungen eine positive Beziehung zu den Aufsichtsbehörden aufrechterhalten werden könne.
In der letzten Zeit haben sich immer mehr Regulierungsbehörden mit Libra beschäftigt und das Projekt, welches von Facebook lanciert wurde, hat immer heftigere Kritik einstecken müssen. Die Zahlungsunternehmen befürchten auch, dass der Umgang mit Benutzerdaten und der Datenschutz bei Facebook im Allgemeinen einen negativen Einfluss auf die Regulierungsbehörden haben wird.
Wie wir bereits berichtet haben, wurden von den 28 Gründungsmitgliedern bisher nur unverbindliche Absichtserklärungen unterzeichnet. Laut drei namentlich nicht genannten Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, sollen die laschen Erklärungen nun also bekräftigt werden.
In Folge dessen hat der Libra Projektleiter David Marcus auf Twitter angekündigt, dass die erste Welle der Mitglieder nun formalisiert werden sollen. Von Partnern, die den Beitritt nun doch nicht vollziehen wollen, weiss Marcus nichts. Gleichzeitig betont er, dass der Aufbau einer neuen globalen Währung hart sei und Mut erfordere.
Felt like addressing this. 1) official 1st wave of Libra Association members will be formalized in the weeks to come; (continued) https://t.co/baZkFlGN9O
— David Marcus (@davidmarcus) October 1, 2019
Unternehmen, die sich Libra anschliessen, sind laut den Insidern nicht verpflichtet den ersten Beitrag von 10 Millionen Dollar sofort zu entrichten. Dieser war als Investition für das Projekt vorgesehen. Die Verzögerung der Zahlung zeigt nun aber, dass das Libra Projekt in kleineren Schritten vorangebracht werden soll. Damit soll den Mitgliedern mehr Zeit eingeräumt werden, um herauszufinden wie sich die Beteiligung auf das Unternehmen auswirken könnte.
Die Unterzeichnung der Vereinbarung könnte bereits am 14. Oktober in Genf erfolgen, dort hat die gemeinnützige Organisation zur Verwaltung der digitalen Währungsreserve ihren Hauptsitz. Ein Sprecher von Stripe hat einen möglichen Rückzug hinsichtlich Libra dementiert und betont, dass sich «am Engagement für Libra nichts geändert habe». Auf die Frage, ob Stripe hinsichtlich der Unterzeichnung zögert, wollte er jedoch nicht eingehen. Sprecher von Visa und Mastercard, lehnten Stellungsnahmen ab.
Paypal springt ab
Der Bezahldienst Paypal teilte gestern mit, er werde nicht weiter an der Libra Association teilnehmen. Der Bezahldienst nannte bis jetzt keine genauen Gründe für seinen Rückzug. Er sagte lediglich, er unterstütze die Ziele für die Digitalwährung weiter und freue sich auf eine mögliche Zusammenarbeit in der Zukunft.
Facebook hält an Plänen fest
Die geplante Unterzeichnung zeigt allerdings, dass Facebook trotz des massiven Gegenwindes weiterhin am umstrittenen Plan mit Libra festhält und diesen vorantreiben möchte. Ein Sprecher der Libra Assocation sagte am Freitag, ein Vorhaben wie Libra sei „kein leichter Weg“. Jede Organisation müsse ihre eigenen Überlegungen zu Risiko und Nutzen eines Engagements anstellen. Er fügte hinzu, es gebe insgesamt 1500 Organisationen, die „enthusiastisches Interesse“ an einer Teilnahme bekundet hätten.